The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
anschaute.
»Ich verstehe«, sagte Ilya und legte dem Bardling mitfühlend eine Hand auf den Arm. »Soviel unerwartete Schönheit … Mir wäre auch ganz schwindlig. Wenn Ihr heute abend etwas unternehmen wollt … Ihr wißt schon«, er zwinkerte anzüglich, »werde ich den Barden so gut wie möglich ablenken. Wenn Ihr es wünscht.«
Gawaine zwang sich zu einem Lächeln. »Tja, ich werde … äh … ganz bestimmt darüber nachdenken.«
»Ich bin ja so froh, daß Euch mein Dorf gefällt«, fuhr Ilya ernsthaft fort. Gawaine schaute sich um, suchte verzweifelt Naitachal oder irgend jemanden, der ihn retten könnte. Und als hätte jemand seine Gebete erhört, tauchte Cedric auf.
»Ilya, der Mann, der dort wohnt, möchte mit dir reden.
Es geht um die Felle, die du verkauft hast, und das Geld, das du dafür bekommen hast.«
Ilya schaute auf die Tür, auf die Cedric deutete, und nickte. »Ja. Ich muß sofort gehen. Das ist mein Onkel Ilya, und es wäre nicht gut, ihn warten zu lassen. Aber vergeßt nicht …« Er zwinkerte Gawaine erneut vielsagend zu.
Cedric wartete, bis der Bauernjunge in der schwarzen Öffnung der Hütte verschwunden war, dann lachte er leise. »Nicht vergessen?«
»Ich habe es schon vergessen«, erwiderte Gawaine grimmig. »Bringt mich hier fort.«
»Fort? Wie weit?«
»Und hör auf, mich so albern anzugrinsen«, fuhr Gawaine ihn an und vergaß seine übliche Höflichkeit dem Bogenschützen gegenüber, der älter und unbestreitbar besser im Umgang mit dem Bogen war. »Portsmith wäre genau richtig, aber es reicht auch, wenn wir dahingehen, wo mein Meister ist.«
Unglücklicherweise befanden sich vier junge Frauen im Haus bei dem Barden. Zwei brachten ihm Erfrischungen, während zwei mit dem Rücken an der Wand standen und hinter vorgehaltenen, dicken Händen kicherten. Naitachal musterte seinen Schüler. »Das geschieht dir recht für deine unbedachte Bemerkung von gestern abend«, sagte er leise. »Paß nächstes Mal auf, bevor du etwas sagst.«
Gawaine stöhnte sehr leise und stützte den Kopf in die Hände. Alle vier Mädchen scharten sich sofort besorgt um ihn, und ein Schwall von Fragen – zusammen mit dem unvermeidlichen Zwiebelduft – umhüllte ihn. »Ist er krank, Barde?«
»Gawaine, du bist doch nicht krank, oder?«
»Schwester! Ein großer, starker Kerl wie er, krank?«
»Ich frage doch, Schwester. Barde, ist er krank?«
»Ja, ja, ja.« Gawaine ließ die Hände vor dem Gesicht, diesmal, um ein Lächeln zu verbergen. Der Barde wirkte so genervt, wie er sich fühlte. Genauso hörte er sich an, wenn er versuchte, Arturis den Mund zu stopfen. »Alles ist in Ordnung – mein Schüler ist gesund.«
Das Lächeln verschwand. An dieser Situation war absolut nichts komisch. Wundervoll, dachte Gawaine verdrießlich. Er hätte wenigstens sagen können, ich litte an einer furchtbaren Seuche, am besten etwas Ansteckendes, sehr gefährlich vor allem bei engem Kontakt! Immerhin, falls er den Barden die vergangenen vier Jahre nicht falsch eingeschätzt hatte, würde er ihn nicht der zärtlichen Barmherzigkeit dieses Schwarms plumper Schönheiten ausliefern. Was nicht bedeutete, daß er sich nicht zuerst seinen Spaß daraus machte. Jedenfalls das, was er für Spaß hält. Gawaine wagte es, den Kopf zu heben. Die Frauen musterten ihn aus nächster Nähe, doch als er sie anschaute, quietschten und kicherten sie schrill und stoben gnädigerweise auseinander.
Die Hütte war fensterlos und dunkel, aber alles andere als luftdicht. Glücklicherweise. Gawaine fragte sich, wie lange er wohl die Luft anhalten könnte. Der Barde rammte ihm seinen spitzen Ellbogen in die Rippen. Die Mädchen waren fort, aber er hörte sie draußen reden. Sie unterhielten sich mit ihren Eltern und standen dabei vor der –
ungewöhnlich breiten Haustür, die zu einem kleinen, umzäunten Flecken führte, in dem sich ein riesiges Schwein mit einer Schar Frischlinge suhlte. Dahinter befand sich eine etwas größere Koppel, auf der eine knochige Kuh und zwei Ziegen grasten. Die beiden älteren Leute kamen ins Haus zurück, und nun wurde Gawaine der Zweck der überbreiten Tür deutlich: Die Frau hätte niemals durch eine normale Tür gepaßt, und ihr Ehemann war auch nicht wesentlich schlanker. »Stell dir vor«, flüsterte Naitachal ihm ins Ohr. »Was dich in ein paar kurzen Jahren erwartet. Man sagt, daß die meisten Frauen ja mit der Zeit ihren Müttern immer ähnlicher werden.« Gawaine warf ihm einen entsetzten Blick
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