The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis
Vetter«, sagte eine der Maryas, oder war es eine Katya? Sie kicherte schrill. »Geh weg und laß den jungen Mann erst einmal zu sich kommen. Du bereitest ihm Unbehagen.«
»Ohh ja!« quietschte eine hinten in der Menge. »Seht, er ist ganz rot im Gesicht!«
»Oh, fast wie sein Haar!« rief eine andere, und die ganze Meute brach in schrilles Kichern aus. Gawaine schaute sich hastig um, doch Naitachal und Star waren nicht mehr an seiner Seite. Irgendwann mußte der Barde ihn verlassen haben, ohne daß er es bemerkt hatte. Meister! Dafür werde ich mich rächen! Da – Naitachal hatte Star gezügelt, um abzusteigen. Gawaine sah, wie er sich ernst mit einem der älteren Männer unterhielt. Ich werde mich revanchieren – falls ich nicht vorher an einer Zwie-belvergiftung sterbe!
Inzwischen versuchten die Mädchen gleichzeitig, auf Gawaine einzureden, falls sie nicht miteinander flüsterten, kicherten oder ihm Seitenblicke zuwarfen. Ich weiß doch, wie Ilya ist – warum habe ich nicht darüber nachgedacht, wie sein Dorf sein muß? Natürlich kannte er den Typ. Er kam ja ebenfalls vom Land, obwohl nicht aus einem kleinen Bauerndorf. Eigentlich hätten sie einen Lehensherrn haben müssen, der aber offenbar nicht in diesem Dorf lebte. Es gab nichts außer Schweineställen, Gerbereien, Gemüsekellern, die vermutlich bis zum Rand mit Zwiebeln gefüllt sind, dachte Gawaine mißmutig, und Hütten, in denen die Menschen wohnten. Doch diese Behausungen sahen nicht viel besser aus als die Vorrats-und Tierverschläge mitten auf den kleinen Schweinekoben. Gawaine betrachtete das wogende Meer blonder Schönheit, und ein derber alter Spruch seines Vaters kam ihm in den Sinn. ›Stark wie ein Bulle, dumm wie ein Ochs‹, damit sie vor den Pflug kann, wenn das Pferd eingeht, und breite Hüften für Babies …
Sei fair, ermahnte er sich. Es waren vermutlich nette Menschen, wie die meisten Dörfler. Sie teilten das letzte Stück Brot mit einem – oder die letzte Zwiebel. Boten einem Unterschlupf an – und eine Tochter im heiratsfähigen Alter. Gawaine atmete ein wenig zu schnell und fühlte trotz der kühlen Brise, daß ihm der Schweiß auf der Stirn stand.
Eine der Katyas – oder Maryas? – schob ihren Arm durch seinen und tätschelte seine Wange. »Ihr paßt ja gar nicht auf, Ihr dummer Bub. Ich habe Euch gefragt, ob Ihr vielleicht Lust habt, heute abend mit mir spazierenzugehen.« Einige der Mädchen protestierten, die anderen kicherten oder flüsterten miteinander.
»Spazieren?« Er zwinkerte, als sie sich zu ihm beugte und dicht an seinem Ohr flüsterte. Der Zwiebelduft ließ seine Augen tränen.
»Ja, spazieren. Oder wißt Ihr nicht, wie das geht, weil Ihr immer nur dieses große Pferd reitet?« Das Kichern verstärkte sich. »Ich kenne ein sehr hübsches Feld, das ich Euch gerade heute abend gern zeigen würde.« Jemand hinter ihm schnappte nach Luft.
»Katya, wie kannst du es wagen?«
»Ich habe zuerst gefragt!« rief Katya über seine Schulter zurück, und ihr Zwiebelatem hüllte ihn ein.
Gawaine befreite seinen Arm und hustete in seine Hände. Katya und ein halbes Dutzend anderer Mädchen klopften ihm mit ihren kräftigen, fleischigen Händen auf den Rücken. »Ich habe das Recht zu fragen, weil ich zuerst auf die Idee gekommen bin. Und du nicht … oh«, schloß sie mit gezierter Stimme, als Gawaine fragend aufschaute. Dann lächelte sie. Dieses Lächeln hat sehr viel Ähnlichkeit mit den Grimassen der Wölfe, dachte Gawaine nervös. Jetzt waren auch seine Hände schweißnaß. »Was haltet Ihr davon, Gawaine mit den roten Locken?« Sie gurrte wieder. Wer hat diesen Mädchen bloß erzählt, daß es verführerisch ist, wenn man mit den Wimpern klimpert? fragte er sich. Er hatte noch nie etwas Alberneres gesehen. »Wollt Ihr heute abend mit mir über das Feld spazieren und mir von Eurer Welt erzählen?«
Sie warteten. Mit angehaltenem Atem. Plötzlich drängte sich Gawaine das Bild von Katzen auf, die vor dem Mauseloch saßen und darauf warteten, daß eine einzige kleine Maus ihren Kopf herausstecken würde …
Ich sitze in der Falle.
»Hm. Tja. Ehm …« Er hatte noch nie in seinem Leben so angestrengt nachgedacht. »Ich muß heute abend für meinen Meister seine Musikinstrumente stimmen, damit wir beide für Euch alle musizieren können«, improvisierte er rasch. »Ich muß sie bespannen, sonst verprügelt er mich.«
»Ohhh!« drang es aus einem Dutzend oder mehr Kehlen. Eine der Maryas fuhr mit den Fingern
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