The Black Club, London - 3
knallendes Geräusch. Cedric verzog die Mundwinkel. Obwohl er draußen stand, konnte er sich nicht vom Club lösen. Seine Hand tastete zurück, fuhr über die abbröckelnde Außenfassade. Feine Staubkörnchen blieben an seinen Fingerspitzen hängen.
„Verfluchtes Weib“, grollte er, „hör auf, nach mir zu rufen. Du warst es doch, die nichts mit mir zu tun haben wollte. Jetzt habe ich andere Dinge zu erledigen.“
Aber sie konnte ihn nicht hören. Sie hatte keine dieser außergewöhnlichen Gaben, über die Vampire verfügten. „Hilf mir. Hilf mir bitte!“, ließ sie es wieder und wieder in seinem Geiste erschallen. Es machte ihn halb wahnsinnig.
Er wand sich unter ihren Rufen, war hin- und hergerissen zwischen seinem Willen, zu verschwinden und dem Bedürfnis, ihr zu helfen. Ihm kam in den Sinn, wie sie sich in Rage geredet und wie ihre Augen dabei regelrecht Funken gesprüht hatten.
Dieser Anblick hatte etwas in ihm gerührt und warme Gefühle geweckt, die er längst nicht mehr kannte.
Er wollte den Grund nicht verstehen, war sich aber sicher, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab, die er nicht ignorieren konnte.
Mit einer Vielzahl an Verwünschungen auf den Lippen löste er sich aus seiner Starre und drehte sich zu dem Eingang. Dieses Mal hielt er sich nicht damit auf, die Tür erst zu öffnen.
Sein Körper löste sich in eine dunkle Wolke glitzernder Funken auf und verschwand in den Ritzen der Wand. Durch die Steine folgte er den Rufen der Frau. Auf diese Weise konnte er ihren Aufenthaltsort wesentlich schneller bestimmen. Im Handumdrehen fand er das Zimmer von Damian Black, in dem Libba zurückgelassen saß, und materialisierte sich hinter ihrem Rücken.
„Ich muss schon sagen, Ihre Überzeugungskraft ist enorm“, spielte Cedric auf ihr vorangegangenes Gespräch an.
Libba zuckte zusammen. Wie hätte sie sich auch auf sein lautloses Anschleichen vorbereiten können.
„Oder deute ich die Situation falsch?“ Er legte es darauf an, sie mit seiner selbstgefälligen Miene zu kränken.
„Damian Black ist krank.“ Eine bessere Erklärung wollte Libba wohl nicht über die Lippen kommen.
„Wie meinen Sie das, er ist krank? Hat er etwa Schnupfen?“ Cedric hatte sich diese alberne Bemerkung nicht verkneifen können. Er genoss es viel zu sehr, die Frau in ihrer hilflosen Lage zu betrachten und ihr obendrein einen winzigen Seitenhieb zu verpassen. Geschah ihr ganz recht. Sie würde nun hoffentlich einsehen, dass sie Kreaturen wie Damian Black nicht so leicht um den Finger wickeln konnte. Außerdem fand er Gefallen daran, sie in Rage zu erleben.
Libba schnaubte. Er war sicher, dass sie ihn gerne wütend angeblafft hätte. Aber schließlich war er der Einzige, der ihr aus ihrer misslichen Lage heraushelfen konnte.
„Ich meine damit, dass er geistig krank ist“, entgegnete sie kleinlaut.
„Ah, verwirrt also.“ Nachdem Cedric um sie herumgeschlichen war, blieb er vor ihr stehen und blickte auf sie hinab.
Libba starrte mit ehrfurchtsvollen Augen zu ihm herauf. Ihre Worte klangen kratzig und beinahe unsicher.
„Nein, so richtig geistig krank, meine ich.“ Hätte sie freie Hände gehabt, hätte sie vermutlich eine entsprechende Geste geformt. In ihrer Lage musste sie allerdings auf ein schlichtes Augenrollen zurückgreifen. „Er verhält sich nicht normal. Er tut kranke Dinge. Merkwürdige Dinge …“ Libba stockte und sinnierte anscheinend darüber, wie merkwürdig das alles klingen musste. Derartige Vorgänge zu begreifen, überstieg jede menschliche Auffassungsgabe. Cedric wunderte sich, wie ruhig sie die Geschichte wiedergab.
„Ich bin sicher, dass er mir etwas antun will“, fügte sie schlussendlich hinzu.
„Davon kann man ausgehen, wenn man bedenkt, wie er Sie hier zurückgelassen hat.“ Cedric machte nach wie vor keine Anstalten, sie zu befreien. Er legte eine Hand unters Kinn und betrachtete sie weiterhin.
„Helfen Sie mir nun oder nicht?“, platzte es aus ihr heraus. Nun lag deutliches Unwohlsein in ihrem Ton und konnte sicher nicht schlimmer werden.
„Oh, Entschuldigung. Ich dachte, Sie bräuchten meine Hilfe nicht.“ Cedric ging in die Knie. Mit geschickten Fingern begann er, ihre Fußfesseln zu lösen. „Sind Sie jetzt anderer Meinung?“
„Ja.“ Libba stieß einen tiefen, elendigen Seufzer aus. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe. Ganz ehrlich. Es tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe. Ich war nicht darauf vorbereitet, auf … das alles
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