The Black Club, London - 3
erledigen das.“
Er wies mit dem Zeigefinger auf die Akte und widmete sich dem nächsten Papierberg auf seinem Schreibtisch.
„Gut“, sagte Libba mehr zu sich als zu Jason Roxburgh, „ich gebe mein Bestes.“
„Das will ich doch hoffen. Und lassen Sie sich bloß nicht so viel Zeit für Ihr Bestes. Highfield will das Ding Ende nächsten Monats hochziehen.“
„Sicher.“ Libba musste tief durchatmen, als sie vor dem Büro stand. Sie konnte sich nicht erklären, warum, aber sie hatte ganz und gar kein gutes Gefühl bei diesem Auftrag. Zwei Tage hatte Libba versucht, Damian Black ans Telefon zu bekommen. Die einzige Person, die sie erreichte, war eine gewisse Molly. Offensichtlich die Sekretärin – oder wie auch immer ein Nachtclub-Besitzer seine Mitarbeiterin nannte. Bei dem Gedanken an die Kaugummi kauende und desinteressierte Stimme dieser Molly, musste Libba den Kopf schütteln.
„Dann kommen Sie halt heute Abend vorbei. Er wird schon da sein und Ihnen einen Drink spendieren. Seien Sie nur nicht so zugeknöpft“, hatte sie in den Hörer geschmatzt.
Was für eine unmögliche Person.
Aber schließlich war Libba ihrem Vorschlag gefolgt. Es schien der einzige Weg zu sein, mit diesem Damian Black ins Gespräch zu kommen.
Da stand sie nun vor dem Nachtclub in der River Street, in ihrem besten Kostüm. Grau-schwarz kariert. Eine bordeauxfarbene Aktenmappe klemmte unter ihrem Arm. Die schulterlangen braunen Haare hatte sie zu einem Knoten auf dem Hinterkopf festgesteckt. Mehr schlecht als recht, denn Libba war vollkommen ungeschickt in solchen Dingen. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sich gerne hübsch machten. Daher war ihre äußere Erscheinung schlicht und bürokratisch, wie es ihr für eine Anwältin angemessen erschien.
Sie straffte die Schultern. „Na, dann mal los.“
Eine Wolke diverser intensiver Gerüche strömte ihr aus dem Club entgegen. Es überwältigte sie, sodass sie am liebsten rückwärts hinaus gestolpert wäre. Ihr Pflichtgefühl zwang sie allerdings zum Bleiben. Sie musste diesen Job erledigen – und das möglichst schnell.
Libba bemühte sich, das flaue Gefühl im Magen zu unterdrücken. Doch alles, was sie um sich herum entdeckte, verunsicherte sie noch mehr.
Da gab es die Stoffbahnen aus schwarzem Samt, die überall an den Wänden hingen. Ihr Anfang fand sich an goldenen Ringen an der hohen Decke und ihr Ende in einem kleinen Stoffberg am Boden. In diese Stoffberge bohrten sich die Füße von goldenen, zwölfarmigen Leuchtern mit schwarzen Kerzen, die ein unheimliches Licht verströmten. Über den gesamten Flur lagen rote Rosenblätter auf dem schwarzen Teppich verteilt. Alles erinnerte sie an obskuren Messen - ungewöhnlich und unheimlich.
Als sich ein Frösteln in ihre Nackengegend schlich, wurde Libba bewusst, dass sie allein war. Zwar vernahm sie das Dröhnen einer Musikanlage, jedoch schien diese weit entfernt.
Sie setzte ihre Erkundungstour fort. Der Flur erstreckte sich zu beiden Seiten in die Länge. Wohin die Wege führten, konnte sie nicht erkennen, denn sie verliefen nicht gerade, sondern in einem Bogen. Libba atmete tief durch und entschied sich für die rechte Seite.
Tatsächlich wurde die Musik lauter, je weiter sie voranging. Sie meinte, Stimmen zu hören, und entdeckte sie voller Erleichterung eine Tür, die allem Anschein nach in den Club führte.
Dann hielt sie inne. Sie hätte nicht sagen können, was sie dazu brachte, aber einen Moment lauschte sie einfach nur. Da war dieses eigenartige Wispern. Rau, fast kratzig, und doch mit einem verlockenden Unterton. Was er sagte – oder war es eine Sie? – verstand Libba nicht. Vermutlich eine andere Sprache.
Als sie es endlich wagte, den Kopf zur Seite zu drehen, blickte sie durch ein Fenster, direkt vor ihr in der Wand, im Inneren des Hauses. Wie merkwürdig. Sie blinzelte. Nein, sagte sie zu sich selbst, sie bildete sich diese Scheibe nicht ein. Es war ein richtiges Fenster, das sie vom Flur aus in den nächsten Raum hinein blicken ließ.
Libba trat einen Schritt vor und ihre Hände gerieten in Versuchung, sich gegen das Glas zu pressen. Sie hielt sich zurück, krallte sich an ihrer Aktenmappe fest, sodass ihre Fingernägel wohl für immer Abdrücke in dem Leder hinterließen.
In dem Raum herrschte Dunkelheit. Gerade, als sich Libba abwenden wollte, flammte Kerzenlicht auf. Es erhellte den Raum Stück um Stück. Schließlich tauchten die Schemen eines Körpers aus dem Dunklen auf. Die ausgeprägten
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