The Black Club, London - 3
Wärme breitete sich darunter aus und durchströmte den Körper der Blondine, bis sie in einen schwerelosen Zustand verfiel. Sie schloss die Augen und empfing in ihren Träumen die Erinnerungen, die Cedric ihr vermittelte. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen sank sie in die Kissen. Am nächsten Morgen würde sie erwachen und nichts mehr von ihrem leidenschaftlichen Liebhaber wissen.
Cedric bezahlte das Hotelzimmer für eine Woche im Voraus und verließ den Ort. Die Blondine würde später glauben, sie hätte die Übernachtungen von ihren letzten Ersparnissen bezahlt. Aber das spielte keine Rolle.
Draußen, auf den Straßen Londons, wurde Cedric von seiner alten Freundin, der Nacht, umfangen. Er fühlte sich wohl in der Dunkelheit. Mehrmals tauchte er in sie ein, verschmolz mit ihr, sodass er für niemanden sichtbar war.
Er hatte zuvor keinen Gedanken daran verschwendet, wie sich sein Dasein in London gestalten würde. Hier gab es keinen Kontakt zu anderen Vampiren oder einen Club, in den er sich zurückziehen konnte. Hier hatte er nie jemand anderen als sich selbst gesucht. Daher beschloss er, seine Fühler auszustrecken. Er würde sie aufspüren, die Kreaturen der Nacht, die in London zu Hause waren. Cedric suchte lange und fand nur wenige und meist sehr verschwommene Impulse, die er verfolgen konnte. Der stärkste führte ihn in die River Street, wo er auf eine Reihe verlassener Häuser stieß. Große Schilder zeugten davon, dass hier in nächster Zukunft ein Shoppingcenter entstehen sollte.
Lediglich in einem Teil eines hohen, verfallen wirkenden Gebäudes schien Leben zu pulsieren. Eine vertraute Form von Leben. Sie war anders als die vampirische Aura, die Cedric bekannt war.
Nichtsdestotrotz bewegte er sich auf das Haus zu. Bevor er sich Zutritt verschaffte, verweilte er in seiner Bewegung. Er machte einen Schritt zur Seite.
Seine Vorahnung bestätigte sich nur wenige Sekunden später. Die Tür wurde von aufgestoßen und eine Frau in dunklem Kostüm stürmte auf die Straße. Sie vermittelte einen aufgewühlten und desorientierten Eindruck. Zuerst lief sie einige Schritte, hielt dann inne, um nach Luft zu schnappen. Als sich ihre Atmung scheinbar normalisiert hatte, fuhr sie zusammen und machte sich aus dem Staub.
Eine naive Frau, der sämtliche ungewöhnlichen Dinge fremd waren, entschied Cedric.
Er hatte die Tür mit einer Hand offen gehalten und trat in den Eingangsflur. Der Stil der Ausstattung erinnerte ihn an den Brüsseler „Club Noir“. Ein Treffpunkt für Vampire. Ein Ort, den er lange Zeit seine Heimat genannt hatte. In diesem Londoner Gebäude musste es ebenfalls einen Zusammenschluss nächtlicher Kreaturen geben. Die Anzeichen dafür waren allzu deutlich.
Ein langer Flur führte Cedric zu einer weiteren Tür, die ihn schließlich in das Geschehen des Clubs brachte. Es waren gewöhnliche Menschen, zwischen die er geriet. Sie trugen schwarze Kleidung, vornehmlich in Lack und Leder, und aus ihren puderweißen Gesichtern starrten sie mit düster geschminkten Augen. Die Szene ließ sich lediglich ansatzweise mit dem „Club Noir“ vergleichen. Hier ging es wesentlich skurriler zu.
Cedric fragte sich, wer einen solchen Laden betrieb. Vor allem, wo sich die Vampire versteckten, die er zu erspüren glaubte. Früher oder später würde er es herausfinden. Das war sein erklärtes Ziel, doch bis dahin verhielt er sich wie ein gewöhnlicher Gast. Er ging an die Bar und bestellte einen Rotwein.
„Wer hat dich eingeladen?“, wurde er von der Seite angesprochen. Ein junger Vampir war wie aus dem Nichts neben ihm aufgetaucht.
Cedric war bewusst, dass seine Anwesenheit nicht unbemerkt geblieben wäre, daher betrachtete er den Fremden ruhig. Er war von kleiner, schmaler Gestalt und die blassblonden Haare fielen ihm in dünnen Strähnen auf die Schultern. Über seine Nase und die Wangen breitete sich eine Vielzahl an Sommersprossen aus. Am Ungewöhnlichsten waren seine Augen. Groß und hell strahlten sie keinen Funken der Finsternis aus, die einem Vampir innewohnen sollte. Einem solchen Vampir war Cedric nie begegnet.
„Sind hier nur geladene Gäste willkommen?“
„Es weiß also niemand von deiner Anwesenheit?“ Je mehr sich die Augen des Fremden weiteten, umso lächerlicher sahen sie aus. Er war schlichtweg keine Person, die man ernst nehmen konnte.
„Ich wüsste nicht, warum.“
„Das ist sehr dumm von dir.“
„Wie süß“, frotzelte Cedric, „aber ich denke, ich kann gut auf
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