The Black Club, London - 3
es zuletzt benutzt hatte.
Während Libba leise schmatzte, kuschelte sie sich an seine Brust. Ihre Finger glitten über seinen Körper, als wäre es das Normalste der Welt. Sie drehte den Kopf ein wenig, sodass ihre Lippen seinen Handrücken streiften. Eben noch hatte er sie berührt, nun erstarrte er. War ihr Schlaf so fest, wie er meinte?
Er spürte ihren Atem. In gleichmäßigen Zügen traf er auf seine Finger, die bei jedem neuen Hauch ein Stück zurückzuckten. Schließlich versteifte sich Cedric. Er richtete sich auf, schob Libba von sich und lehnte sie mit dem Rücken gegen die Wand.
Doch ehe er sie weckte, erschuf er mehrere Kerzen, deren Schein den Raum erhellte.
„Wach auf“, flüsterte er ihr zu, und sie schlug die Augen auf, als hätte sie nur auf sein Kommando gewartet. Libba wurde von einer scheinbar unkontrollierbaren Angst erfasst. Sie zitterte – mehr innerlich als nach außen, und doch klapperten ihre Zähne, sobald sie den Versuch unternahm, etwas zu sagen. Es war ihr unangenehm, sich nicht unter Kontrolle zu haben. Daher presste sie die Lippen aufeinander und sah fragend zu Cedric auf.
Er musste den feuchten Glanz in ihren Augen bemerkt haben. Wie sie da saß und die Arme vor dem Oberkörper verschränkte, als wolle sie sich umarmen, bot sie ganz sicher einen jämmerlichen Anblick. Doch er sagte nichts. Er schwieg sie an, mit einer unerklärlich verschlossenen Miene. Etwas musste ihn verstimmt haben. Aber was?
Endlich nahm Libba ihren Mut zusammen. Sie atmete tief ein, um die Frage mit einem Zug aus sich herauszupressen. „Ist es endlich wieder Nacht und können wir jetzt gehen?“ Cedric war erstaunt über ihr Begehren. Vor wenigen Augenblicken hatte er noch angenommen, sie fühle sich in seiner Gegenwart mehr als wohl. Offensichtlich eine Täuschung, sagte er sich, und konnte nicht fassen, wie traurig ihn dies stimmte. Hatte er sich – tief in seinem Inneren – etwas anderes erhofft?
Er schüttelte den Gedanken ab. Was sollte er mit einer Frau wie Libba anfangen.
„Ja, es ist wieder Nacht“, sagte er und stand auf. „Halt dich hinter mir, wenn wir hinausgehen. Du kannst im Dunklen nicht so gut sehen. Ich werde dich führen.“
„Ich könnte den Weg auch alleine finden“, gab sie kühn zur Antwort.
„Nein, könntest du nicht.“ Er schritt durch die Dunkelheit. Libbas Bemühungen, sich an ihm vorbeizudrängen, brachten ihn nicht aus dem Konzept. Sie waren albern und er belächelte sie. Allerdings war die Versuchung groß, sie blindlings in die Irre laufen zu lassen, um ihr zu beweisen, dass sie falsch lag.
Nach endlos scheinenden Minuten erreichten sie das Gitter, das sie von dem Innenraum der Kirche trennte. Cedric streckte seine Hand nach der im Dunkeln liegenden Wand aus. Er berührte einen bestimmten Punkt. Diesen hätte Libba nicht ohne seine Hilfe ausmachen können. Sie hätte auch nicht gewusst, wie sein Trick funktionierte, einen Spalt in der Wand entstehen zu lassen. Wie angewurzelt blieb sie stehen, bis Cedric sie mit sich nach draußen zog. Eliza hatte sich gerade aus dem Schlaf erhoben. Da hörte sie auch schon Geräusche, die von unten bis zu ihrem Versteck hinaufdrangen. Als sie ihre imaginären Fühler ausstreckte, strömte ein ganzer Schwall an Empfindungen auf sie zu. Angst, Wut und etwas … Eliza hielt inne. Konnte es sein, dass sie da einen Anflug von Verliebtheit wahrnahm?
Sie schlüpfte aus dem beengenden Dachboden ins Freie. Sie hangelte sich an der Wand hinab, stoppte etwas unterhalb der Mitte. An der Kante eines Fensters hielt sie sich fest.
Vor sich, im Schein des Mondes, erkannte sie ein Paar, das sich von der Temple Church fortstahl. Es waren die beiden Verliebten, die offenbar miteinander stritten und ihre Emotionen in der Luft verteilten.
„Wie köstlich.“ Eliza schnalzte mit der Zunge, als sie sah, dass es sich bei dem Paar um Cedric und seine Menschenfreundin handelte. Sie waren abgelenkt und mit sich selbst beschäftigt. Die perfekte Gelegenheit, um sie zu überraschen.
Schnell sprang die Wolfsfrau weiter nach unten, bis sie mit den Füßen auf dem Erdboden landete. Sie durchbrach alle Raum- und Zeitverhältnisse und tauchte mit einem Mal vor dem Vampir auf. Der lange Nagel ihres ausgestreckten Zeigefingers bohrte sich in Cedrics Brust.
Er machte einen Schritt zurück. Sein Gesichtsausdruck zeigte, dass es ihr gelungen war, ihn zu überrumpeln.
„Du schon wieder.“ Der seufzende Unterton in seiner Stimme sprach für Arroganz.
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