The Black Club, London - 3
verbrannte er sich an der Silberkette. Ein weiterer Striemen zeichnete seinen nackten Oberkörper. Knurrend wich er zurück. In angriffslustiger Haltung blieb er stehen und stierte den Vampir an.
„Hast du überhaupt einen Namen?“
„Wer will das wissen?“, grunzte er.
„Ich glaube nicht, dass du in der Lage bist, die Fragen zu stellen. Aber wenn es dich glücklich macht: Mein Name ist Pete.“
„Pete.“ Er spuckte aus. „Und warum hältst du mich hier fest, Pete?“
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Wie ist dein Name?“
Sie standen sich so dicht gegenüber, dass zwischen ihnen die Luft zu brennen schien. Er ballte die Hände. Gäbe es keine Gitterstäbe, hätte er den ersten Schlag längst getan. Doch so, wie die Dinge lagen, blieb ihm keine Chance. Er musste über seinen Namen grübeln. Tatsächlich wollte ihm nicht einmal dieses einfache Detail seiner Existenz in den Sinn kommen. Er schüttelte den Kopf.
„Nun?“, fragte Pete nach. „Hast du etwa keinen Namen?“
„Jeder hat einen Namen.“
„Aber du kannst dich nicht erinnern.“
Diese Feststellung quittierte er mit einem unzufriedenen Brummen. Er war nicht bereit, das Offensichtliche zuzugeben.
„Dann werde ich dich einfach ‚Luc’ nennen – so wie Asha.“ Pete fasste mit einer Hand nach einem der Gitterstäbe. Er lehnte sich vor, vermittelte ihm mit einer Geste, dass er ihm nichts Böses wollte. „Und zu deiner anderen Frage: Ich kann dich nicht gehen lassen. Damian Black ist unser Feind. Er will uns alle vernichten. Also wirst du verstehen, dass ich dich nicht einfach zu ihm zurücklaufen lassen kann.“
Luc. Obwohl sein richtiger Name sicherlich anders lautete, beschloss er, dass ihm dieser gefiel. Er passte zu ihm und zu dem, was er war – was auch immer das sein mochte. Es bedeutete jedoch nicht, dass er für den Vampir irgendeine Art von Sympathie empfand.
„Ich werde dich töten, sobald ich die Gelegenheit bekomme.“
Pete quittierte diese Drohung mit keiner Miene. „Da bin ich mir sicher“, sagte er und wandte sich zum Gehen. Libba klammerte sich an Cedrics Arm. Sie fühlte sich nicht wohl, nach den jüngsten Erlebnissen durch die Nacht zu spazieren. Noch verstört von ihrem Aufenthalt in einem unterirdischen Verlies, waren sie von einer Werwölfin überfallen worden. Dem nicht genug, hatte sich ein Ordensmann dazugesellt. Nachdem Cedric von ihm abgelassen hatte, war er ohne ein weiteres Wort davongelaufen. Das alles war verwirrend und beängstigend.
„Was glaubst du, wo sie hin ist?“, fragte Libba, um die grauenhafte Stille nicht länger ertragen zu müssen.
„Sie könnte überall sein. Sie wird sich ihre Wunden lecken und danach wieder auftauchen.“
„Und …“ Libba war es unangenehm, dass ihre Stimme so verdammt schwach klang. „Und … wie lange wird das dauern? Ich meine, bis sie wieder auftaucht?“
Cedric hielt an. Er drehte Libba zu sich herum und zwang sie mit sanfter Gewalt, ihm in die Augen zu sehen. Sie waren dunkel und unergründlich. Libba hätte sich in ihren verlieren können.
„Ich kann nicht vorhersehen, wann sie uns das nächste Mal angreift. Aber ich kann dich beschützen. Glaub mir. Wenn du in meiner Nähe bleibst, musst du dich vor nichts fürchten.“ Seine rechte Hand lag plötzlich an ihrer Wange. Er streichelte sie auf unglaublich sanfte Weise. Libba fuhr es heißkalt den Rücken hinunter.
„Möchtest du in meiner Nähe bleiben?“, fragte er.
Sie nickte abwesend. Seine Berührungen fühlten sich so gut an. Genauso hatte sie es sich immer vorgestellt. In diesem Moment war sie sich sicher, dass sie ihn bereits ihr Leben lang ersehnt hatte. Ihr staunender Gesichtsausdruck faszinierte Cedric. Sie wirkte unschuldig. Unberührt. Einer Frau wie ihr war er nie zuvor begegnet. Sie war keine Schönheit, bestenfalls gewöhnlich. Ihre Ausstrahlung war bieder und langweilig, aber nur, solange man nicht genauer hinsah. Er hatte ihren verborgenen Liebreiz längst entdeckt. Ihre Wärme umschmeichelte ihn mit einer Süße, derer er sich nicht erwehren wollte. Auch Libba spürte es in ihrem Inneren brodeln. Ihre Emotionen wollten sich an die Oberfläche kämpfen, und es machte keinen Sinn, sie länger zu unterdrücken. Durfte sie nicht schwach werden und dem Charme eines so betörenden Mannes erliegen?
Cedric beugte den Kopf ein Stück herab. Sein Atem legte sich wie prickelnder Sommerwind auf ihre Haut. Er streichelte sie mit jedem Zug, und sie fühlte bereits die ersehnte
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