The Black Club, London - 3
ihre Haut wieder glatt und geschmeidig an wie zuvor. Sie fuhr mit einer Hand über den zerfetzten Stoff, der sich ebenfalls zusammenfügte. Als wäre niemals etwas geschehen, stand sie aufrecht da und blickte auf ihr Opfer hinab.
„Du hättest mir gleich ins Herz schießen sollen, Trottel.“ Sie schenkte ihm ein Grinsen, ehe sie seinen leblosen Körper zurückließ.
Spaziergang im Mondschein Libba war verwirrt. Sie wusste weder, was sie denken, noch wie sie sich Cedric gegenüber verhalten sollte. Ohne Vorwarnung hatte er sie geküsst und in ihr die kühnsten Hoffnungen ausgelöst. Sie war im Begriff gewesen, sich ihm hinzugeben. Doch genauso schnell, wie er begonnen hatte, hatte er von ihr abgelassen.
Seitdem suchte sie nach den richtigen Worten, um ein Gespräch zu beginnen. Aber ihr wollte beim besten Willen nichts Vernünftiges einfallen. Daher ging sie schweigsam neben ihm her. Dieses Mal verzichtete er darauf, sie in seiner unmenschlichen Geschwindigkeit durch London zu katapultieren. Zumindest für den Augenblick. Er führte sie durch einen Park, den Libba nicht kannte.
Während sie grübelte und Cedrics Blicken auszuweichen versuchte, hatte sie viel Zeit, die Umgebung zu betrachten. Ihr fiel auf, dass sie nur sehr wenig von dieser Stadt kannte. Vermutlich würde sie sich hoffnungslos verirren, sollte er auf den Gedanken kommen, sie auszusetzen. „Wir sind in Lincoln’s Inn Fields.“ Er schien in ihrem Kopf zu lesen wie in einem offenen Buch.
„Der Weg da vorn“, er zeigte in die entsprechende Richtung, „führt zur High Holborn. Wenn du der Straße immer Richtung Osten folgst, kommst du von allein nach Hause.“
„Oh“, machte Libba. „Aber das werde ich nicht tun, richtig?“
„Nein.“ Cedric schmunzelte. „Ich dachte nur, es beruhigt dich vielleicht zu wissen, wo du bist.“
Zitternd atmete sie ein. Der Aufruhr in ihrem Inneren war kaum unter Kontrolle zu bringen. „Ja, sicher“, sagte sie nach einer langen Pause. „Was für ein Platz ist das hier?“
„Ein öffentlicher Park, was sonst?“
„Mehr nicht?“
„Früher wurden hier öffentlich Menschen hingerichtet.“
Libba erschauderte bei der unverhofften Erklärung. Doch auf der anderen Seite weckte es ihre Neugier. Sie fragte sich, wie lange ein Vampir existieren konnte und ob Cedric diesen Park zu früheren Zeiten auch schon besucht hatte.
„Bist du dabei gewesen?“
„Ich lebe in der Nacht, wie dir sicher schon aufgefallen ist.“
Libba kam sich unglaublich dumm vor. Da wagte sie endlich einen Vorstoß, um etwas über ihn zu erfahren, und scheiterte grandios.
Cedric beobachtete ihre Reaktion aus den Augenwinkeln. Sie knetete sich die Hände und wusste nicht recht, wohin sie schauen sollte.
„Ich bin zu diesen Zeiten in London gewesen“, sagte er. Es schien ihm nicht leichtzufallen, sich zu öffnen. „Aber diese Spektakel sind nichts für Vampire. Dabei fließt Blut. Wenn wir hungrig sind, könnten wir es nicht ertragen, dabei zuzusehen.“
Das klang plausibel. Auch daran hatte Libba nicht gedacht. Warum war es so verdammt schwer, sich mit einem Vampir zu unterhalten?
Cedric fasste sie plötzlich am Arm fasste und brachte sie zum Stehen. Er schien in die Nacht hineinzulauschen. Sein Gesicht wirkte ernst. Womöglich spürte er das Herannahen einer Gefahr.
Libba spitzte ebenfalls die Ohren. Ein Rascheln hinter ihr ließ sie zusammenzucken. Ihr entfuhr ein leiser Schrei. Mit einem Satz wirbelte sie herum und starrte auf einen Busch, der sich unkontrolliert bewegte. Im nächsten Moment plumpste eine Gestalt daraus ins Freie und blieb flach auf dem Rücken liegen. Ein abgerissener Mann mittleren Alters. Er lallte unverständliche Worte, sang zwischendurch und ging letztlich zu einem Schnarchen über.
Libba entspannte sich. „Der tut uns wohl nichts.“
„Der nicht.“ Cedric lauschte noch immer. „Aber da gibt es noch jemanden, der uns auf der Spur ist.“ Dass es sich dabei um die Werwölfin handelte, ahnte Libba, auch ohne dass er es erwähnte. Sie hatte sich erneut ungewöhnlich schnell von ihrer Verwundung erholt. Eine hartnäckige Gegnerin, die sich nicht abschütteln lassen wollte. Libba hoffte, dass es Cedric gelang, sie bei ihrem nächsten Aufeinandertreffen endgültig zu vernichten.
„Es tut mir leid. Wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen schneller vorankommen.“
Als er sie an sich drückte und seinen Umhang um ihre Schultern legte, wehrte sie sich nicht. Sie schloss die Augen und presste die
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