The Black Club, London - 3
Lippen aufeinander, da sie fürchtete, ihr würde übel werden. Schließlich durchquerte ein Mensch für gewöhnlich nicht auf derartige Weise die Straßen. Für Eliza war es ein Leichtes gewesen, dem Vampir und seiner Menschenfreundin zu folgen. Wie gedankenlos von ihnen, durch einen Park zu schlendern. Dabei hätte Cedric klar sein müssen, dass sich eine Wölfin wie sie nicht so einfach abschütteln ließ. Er legte ihr nicht gerade Hindernisse in den Weg. Eliza war enttäuscht, wie wenig sie sich bemühen musste. Ein Kinderspiel, ihnen auf den Fersen zu bleiben.
Der direkte Kampf mit dem Vampir bereitete ihr allerdings Kopfzerbrechen. Ihre Kräfte unterlagen den seinen deutlich. Vielleicht war das auch der Grund, warum er sie hinter sich herlaufen ließ. Sie könnte zu Damian Black zurückgehen und ihn um Verstärkung bitten. Aber zuerst wollte sie es mit einer letzten Taktik gegen Cedric versuchen. Sie besaß eine Fähigkeit, von der bislang nicht einmal Damian etwas ahnte. Ihre große Stärke, die sie sich für einen ganz besonderen Moment aufgehoben hatte.
Eliza war es, die den schlafenden Betrunkenen von seinem Platz auf einer Bank weggezerrt hatte, um ihn durch den Busch zu schleudern. Anschließend duckte sie sich hinter dem Gestrüpp. Cedric nahm ihre Anwesenheit wahr, glaubte sie jedoch weiter entfernt, als sie tatsächlich war. Mit einem Fingerschnippen verfolgte sie seinen Weg bis hinauf zu St. Pancras.
Falsche Sicherheit
Ziellos durchstreifte Pete die unterirdischen Gänge. Er suchte den zweiten Ausgang auf, den für gewöhnlich niemand benutzte. Dieser Weg war einem Notfall vorbehalten. Alle Vorsichtsmaßnahmen außer Acht lassend, schob Pete die Erde beiseite und öffnete die Tür. Er stieg aus der Hinterkammer einer Kapelle. Das Gemäuer war halb verfallen und wurde von den Menschen nicht mehr genutzt. Sie scherten sich nicht darum. Auch der Rest des Friedhofes sah verwahrlost aus. Die Gräber waren alt. Offensichtlich gab es keine Hinterbliebenen mehr, die sich darum kümmerten.
Pete sprang auf einen der Steine und blieb in der Hocke sitzen. Er überlegte, ob er sich in eine Krähe verwandeln und die Nacht durchstreifen sollte. Das hatte er früher oft und gerne getan. Bevor Damian Black aus dem Nichts aufgetaucht war, um einen Krieg zu beginnen.
Seufzend streckte er ein Bein nach unten aus. Langsam ließ er sich in einen festen Stand auf den Boden gleiten. Er richtete sich auf. Hoch erhobenen Hauptes wanderte er über den Friedhof, umkreiste ihn ganze drei Mal und blieb am Ende wieder vor der Kapelle stehen. Er konnte sich gut erinnern, wie das Gebäude bei seiner Erbauung ausgesehen hatte. Kein Vergleich zu der jetzigen Ruine.
So vieles hatte sich in den vergangenen Jahren verändert. Die Werwölfe. Der Krieg. Und Samantha. Eine Träne schlich sich in seinen Augenwinkel, als er an seine Geliebte zurückdachte. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass ihn der Verlust eines Menschen so sehr schmerzen könnte. Eines Nachts würde er sich dafür an Damian rächen – und wenn er bis in alle Ewigkeit auf diese Stunde warten musste.
Die Ankunft eines Vampirs im unterirdischen Reich riss Pete aus seiner melancholischen Stimmung.
„Cedric“, flüsterte er. Die Aura des Düsteren – wie er ihn in Gedanken nannte – war unverkennbar. Endlich kehrte er zurück, und Pete hoffte, dass er Neuigkeiten mit sich brachte.
Er verschloss den Ausgang zu dem alten Friedhof gründlich. Er achtete auf jedes Detail und erschuf sogar einen zusätzlichen Schutzschild. Es war eine Art Zauber, der beim Eindringen durch einen Unbefugten Alarm schlagen würde.
Im nächsten Atemzug machte er sich auf. Blitzartig schoss er durch die Gänge und kam an seinem Ziel wie zur Salzsäule erstarrt zum Stehen. Cedric war nicht allein zurückgekehrt. Eine Frau drückte sich an seine Seite. Sie versteckte sich halb hinter der imposanten Gestalt des Vampirs. Pete konnte ihr Unbehagen riechen, und er roch noch etwas an ihr, das ihm missfiel. Sie war keine von ihnen.
„Was soll das? Du bringst einen Menschen hierher?“ Pete hatte alle Mühe, seine aufkeimende Wut zu unterdrücken. „Wir haben dich gerade erst in unserer Mitte aufgenommen, und schon trittst du unser Vertrauen mit Füßen.“
Die Frau hinter Cedric trat nervös auf der Stelle und machte Anstalten, davonzulaufen. Doch Cedrics Hand schloss sich klauengleich um ihren Arm. Er hielt sie fest.
„Lass mich erklären, bevor du mich verurteilst“, bat er Pete.
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