The Black Club, London - 3
„Diese Frau braucht unseren Schutz. Andernfalls wird Damian Black sie töten lassen. Eine Wölfin ist bereits hinter uns her.“
„Das ist nicht mein Problem. Kannst du dir nicht vorstellen, wie gefährlich die Anwesenheit eines Menschen ist? Nicht nur für uns, sondern auch für sie. Wir haben Werwölfe unter uns, die ihre Instinkte vielleicht nicht unter Kontrolle haben. Einer könnte sie anfallen und töten.“
„Das wird niemand tun.“ Selbstsicher legte Cedric seine Arme um Libba. Er sah Pete nicht in die Augen. Allem Anschein nach wusste er, wie falsch seine Handlung war. Er hätte Libba nicht in die unterirdische Welt mitbringen dürfen. „Ich beschütze sie. Ich allein. Du brauchst dich nicht darum zu kümmern.“
„Das ist völliger Blödsinn.“ Pete fasste Cedric an der Schulter. Er zwang ihn, ihm ins Gesicht zu blicken. „Wir kümmern uns alle umeinander. Nur so können wir überleben. So viel solltest du mittlerweile wissen.“
„Sagtest du nicht eben noch, dass es nicht dein Problem sei?“
Pete atmete scharf ein. Er wandte sich ab, durchstreifte hastig den Raum. Mit einer Hand fuhr er sich durch das Haar, die Schläfe entlang und legte den Zeigefinger an seine Lippen. „Cedric, lass mich ehrlich zu dir sein“, setzte er zum Sprechen an. „Ich würde dich töten, wenn du nicht unsere letzte Hoffnung wärst.“
Das war weder ein Kompliment noch eine Beleidigung. Cedrics Miene blieb unbewegt. Er verstand ganz sicher, worauf Pete hinauswollte. Nur gemeinsam konnten sie den Kampf gewinnen und die Herrschaft über Londons Untergrund zurückgewinnen.
„Aber ich vertraue dir“, sagte Pete. „Wir werden deine Menschenfreundin beschützen.“
„Danke.“
Die beiden Vampire reichten sich die Hände. Diese Geste sollte ihren Pakt bekräftigen.
Als Pete mit Cedric in Berührung kam, spürte er dessen Schwäche. Er musste in dieser Nacht sehr viel Energie verschwendet haben. Würde er sich nicht bald nähern, wäre er ein leichtes Opfer für seine Feinde.
„Du weißt, wo unsere Vorratskammer ist.“
„Und du weißt, was ich von euren Konserven halte.“ Trotz der ernsten Lage gelang es Cedric, mit dieser Bemerkung für Erheiterung zu sorgen und Pete zum Lächeln zu bringen. Er war wirklich ein sturer Vertreter der Vampirwelt. Vermutlich würde er lieber kraftlos zusammenbrechen, als eine der abgepackten Blutreserven anzurühren.
Pete rang mit sich. Er wollte ihm helfen. Aber dafür gab es nur einen Weg, und er hoffte, dass er diesen später nicht bereuen würde.
„Dann geh“, sagte er.
„Wie meinst du das?“ Cedric hielt Libba immer noch in den Armen. Es sah aus, als wollte er sie für nichts auf der Welt hergeben.
„Geh hinaus und beschaff dir deine Nahrung. Deine Menschenfreundin kann hierbleiben. Ich werde aufpassen, dass ihr nichts geschieht.“
Es war ein großzügiges Angebot. Doch Cedric rührte sich nicht.
„Vertrau mir“, sagte Pete, „und ich vertraue dir.“
Cedric nahm seine Hände von Libba, ließ sie auf ihren eigenen Füßen stehen.
„Du willst mich hier alleine lassen?“, sprach sie sein Vorhaben aus.
„Dir wird nichts geschehen.“
„Du bist sicher.“ Pete nickte ihnen zu. Es war zwar nur eine Vermutung, doch es schien ihm, als hätte der Vampir Gefühle für die Menschenfrau. Undenkbar, wenn er sie betrachtete. Dieses einfache Mädchen verfügte über keinerlei Ausstrahlung. Die abschätzenden Blicke entgingen Libba nicht. Dadurch wurde ihr bewusst, wie wenig attraktiv sie in den Augen eines Vampirs sein musste – mit ihrer hellen Haut, dem nichtssagenden Gesicht und am meisten vermutlich mit ihrer kräftigen Figur. Es fühlte sich nicht sehr angenehm an. Sie hätte sich gerne in ein Loch verkrochen, um ihre Unvollkommenheit zu verstecken.
Zu allem Überfluss setzte Cedric sein Vorhaben in die Tat um. Er verließ die Höhle, die sie gerade erst an seiner Seite betreten hatte. Mutterseelenallein blieb sie zurück, abgesehen von dem anderen Vampir und einer Frau, die plötzlich hinter ihm auftauchte.
Lange schwarze Haare fielen wie Seide über ihre Schultern. Mit anmutigen Bewegungen näherte sie sich, und ihre wunderschönen Augen blickten sie neugierig an. Sie war so unwirklich hübsch, dass Libba sich wünschte, ebenso auszusehen.
Der Vampir stellte sich als Pete vor und die Frau als Asha. Er fragte Libba nach ihrem Namen, doch sie reagierte zunächst nicht. Diese perfekten Kreaturen machten sie unsicher – und obendrein wurde sie neidisch.
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