Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
Vom Netzwerk:
schließlich genau das aus, was ich mir dachte: »Soll das bedeuten, dass er nicht gegen die Emim kämpft, Blutsherrscherin?«
    »Dem Blutsgefährten ist es untersagt, sich den Emim entgegenzustellen. Als mein zukünftiger Gatte wäre es unangemessen, wenn er die Arbeit einer Rotjacke verrichtet.«
    »Selbstverständlich, Blutsherrscherin.«
    Ich spürte, dass Nashiras Blick auf mir ruhte. Scheinbar unbeteiligt widmete ich mich den Kartoffeln auf meinem Teller.
    Der Wächter kämpfte gegen die Emim. Schließlich hatte ich selbst seine Wunden verarztet. Damit hatte er sich Nashira widersetzt, wovon sie nichts ahnte – oder falls doch, dann war es nur ein Verdacht.
    Eine Weile lang durchbrach nur das Klappern des Bestecks die Stille. Ich aß mein Gemüse in Soße, dachte dabei aber weiter über die heimlichen Auseinandersetzungen des Wächters mit den Emim nach. Für ihn hatte es nie irgendeinen Zwang gegeben, sein Leben zu riskieren, er hatte sich freiwillig dafür entschieden, loszuziehen und sie zu bekämpfen. Dafür musste es einen Grund geben.
    Die Rotjacken unterhielten sich leise, fragten sich über die Residenzen aus, in denen sie wohnten, und äußerten sich bewundernd über die Schönheit der alten Gemäuer. Manchmal lästerten sie auch über die Clowns (»Alles Feiglinge, selbst die Netten unter ihnen«). Kathryn stocherte in ihrem Essen herum und zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Hüttensiedlung erwähnt wurde. 30 war immer noch rot im Gesicht, während Carl fast schon wütend vor sich hinkaute und nach jedem Bissen einen Schluck Wein nahm. Erst als alle Teller leer waren, tauchten die Amaurotiker wieder auf und räumten ab. Als sie wieder gingen, standen drei Platten mit Desserts zwischen uns. Nashira wartete, bis die Rotjacken sich bedient hatten, dann richtete sie wieder das Wort an uns: »Nun, da ihr gesättigt seid, sollten wir uns etwas Unterhaltung gönnen, meine Freunde.«
    Carl wischte sich mit der Serviette den Mund ab. Eine Gruppe Clowns kam herein. Einer von ihnen war ein Flüsterer. Auf Nashiras Zeichen hin drückte er seine Violine an die Schulter und stimmte eine leise, fröhliche Melodie an. Die anderen begannen mit graziösen, akrobatischen Übungen.
    »Zurück zum Geschäft.« Nashira sah sich die Vorstellung gar nicht an. »Falls einige von euch sich einmal mit dem Oberaufseher unterhalten haben, wissen sie vielleicht, womit er seinen Lebensunterhalt verdient. Er ist mein Vermittler bei der Knochenernte. Während der vergangenen Jahrzehnte habe ich versucht, aus dem kriminellen Syndikat von Scion London wertvolle Seher zu gewinnen. Vielen von euch ist das zweifelsohne bewusst, manche waren sogar daran beteiligt.«
    30 und 18 rutschten auf ihren Stühlen herum. Ich hatte keinen von beiden je im Syndikat bemerkt, aber meine Arbeit hatte sich auf I-4 beschränkt, mit gelegentlicher Erweiterung auf I-1 und I-5. Es gab noch dreiunddreißig andere Sektoren, aus denen sie stammen konnten. Carl sperrte verblüfft Mund und Nase auf.
    Niemand beachtete die Akrobaten. Sie hatten ihre Kunst bis zur Perfektion trainiert, und keinen hier interessierte es.
    »Sheol I braucht Qualität , nicht nur reine Quantität.« Nashira ignorierte die Tatsache, dass die Hälfte ihrer Zuhörer verlegen zu Boden blickte. »Während der letzten Jahrzehnte ist mir aufgefallen, dass die Vielfalt der von uns gefangenen Seher deutlich nachgelassen hat. Alle eure Fähigkeiten werden von den Rephaim respektiert und geschätzt, aber wir benötigen noch viele andere Talente, um unsere Kolonie zu bereichern. Wir müssen alle voneinander lernen. Es reicht nicht aus, einfach nur Kartenleger und Handleser aufzunehmen.
    XX -59–40 ist die Art von Seher, nach der wir nun Ausschau halten. Sie ist unsere allererste Traumwandlerin. Außerdem brauchen wir Sibyllen und Berserker, Fesselmeister und Beschwörer, ein oder zwei Orakel – jegliche Art von Seher, die unserer Gemeinschaft neue Einsichten bringen kann.«
    Kathryns zugeschwollene Augen richteten sich auf mich. Jetzt wusste sie also, dass ich keine Megäre war.
    »Ich denke, wir können viel von 40 lernen«, sagte David und hob sein Glas. »Ich bin dazu bereit.«
    »Eine großartige Einstellung, 12. Wir alle werden sicherlich eine Menge von 40 lernen«, versicherte Nashira mit einem Blick zu mir. »Aus diesem Grund werde ich sie morgen auf eine Auswärtsmission schicken.«
    Die Veteranen tauschten vielsagende Blicke. Carl wurde knallrot. » XX -59–1 werde ich ebenfalls

Weitere Kostenlose Bücher