Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
Vom Netzwerk:
ihn beneiden, er wollte alle anderen Denkerfürsten übertrumpfen.
    »Ich werde sie dazu bringen, dass sie bleiben«, verkündete er und zeigte mit seinem Spazierstock auf mich. »Du wirst schon sehen, meine kleine Ganovenbraut.«
    »Sie haben in ihrer Heimat ein eigenes Leben, Jax. Und Familien.« Mich überzeugte er nicht. »Glaubst du nicht, sie werden Zeit brauchen, um es sich zu überlegen?«
    »Die haben wir aber nicht, Liebes. Sind sie erst einmal weg, kriege ich sie nie wieder. Sie müssen bleiben.«
    »Davon träumst du.«
    »Ich träume nie. Aber wie wäre es mit einer Wette?« Auffordernd streckte er mir die Hand hin. »Verlierst du, machst du zwei Jobs ohne Bezahlung. Und du polierst meinen antiken Spiegel.«
    »Und wenn ich gewinne?«
    »Dann kriegst du für diese beiden Jobs die doppelte Bezahlung. Und du musst den antiken Spiegel nicht polieren.«
    Ich schlug ein.
    Jaxon hatte eine goldene Zunge. Ich wusste genau, was mein Vater über ihn gesagt hätte: »Ein Mann mit einem begnadeten Mundwerk.« Jaxon hatte etwas an sich, das jeden dazu brachte, ihm gefallen zu wollen, einfach nur, um zu sehen, wie dieses gewisse Funkeln in seine Augen trat. Er wusste genau, dass er das Paar zum Bleiben bewegen konnte. Nachdem er herausgefunden hatte, in welchem Hotel sie wohnten, und einen Straßenkünstler dafür bezahlt hatte, ihre Namen in Erfahrung zu bringen, schickte er ihnen eine Einladung zu einem »exquisiten Event« in einem angesagten Café in Covent Garden. Ich gab den Umschlag für Miss Nadine L. Arnett und Mr Ezekiel S á enz persönlich an der Rezeption ab.
    Ihrer Antwort ließen sich die ersten Details entnehmen: Sie waren Halbgeschwister und wohnten in Boston, der prachtvollen Hauptstadt von Massachusetts. Am Tag ihres Treffens hielt uns Jaxon über E-M ail auf dem Laufenden.
    Großartig. Ach, das ist einfach großartig.
    Sie ist definitiv eine Zischlerin. Sehr redegewandt. Und auch noch wundervoll grob.
    Der Bruder fasziniert mich. Seine Aura ist einfach nicht zu fassen. Nervtötend.
    Nick, Eliza und ich mussten uns noch eine ganze Stunde gedulden, bevor die goldenen Worte kamen.
    Sie bleiben. Paige: Für den Spiegel braucht man Muskelschmalz.
    Danach habe ich nie wieder mit Jaxon Hall gewettet.
    Es vergingen zwei Tage. Während Eliza den Neulingen im Unterschlupf etwas Platz freiräumte, ging ich mit Nick zur Gower Street, um sie abzuholen. Unserem Plan zufolge sollten sie einfach vom Radar verschwinden, als wären sie entführt oder ermordet worden. Wir würden gewisse Hinweise platzieren: blutbefleckte Kleidung, ein oder zwei Haare. Scion würde sich darauf stürzen und noch mehr Verbrechen durch Widernatürliche anprangern. Aber vor allem würden sie nicht nach dem verschollenen Geschwisterpaar suchen.
    »Und du glaubst wirklich, dass er sie überreden konnte?«, fragte ich unterwegs.
    »Du weißt doch, wie er ist. Wenn du ihm lange genug zuhörst, kann Jax dich auch davon überzeugen, dass es das Beste wäre, von einer Klippe zu springen.«
    »Aber sie müssen doch Familie haben. Und Nadine studiert noch.«
    »Vielleicht ging es ihnen da drüben nicht so gut, sötnos . In Scion können Seher wenigstens herausfinden, was sie sind. Drüben müssen sie doch glauben, sie wären verrückt.« Er setzte seine Sonnenbrille auf. »So gesehen ist Scion ein Segen.«
    Irgendwie hatte er damit recht. Außerhalb von Scion gab es keinerlei rechtliche Regelung was Seher betraf: Sie waren gesetzlich nicht anerkannt, galten nicht als Minderheit, sondern tauchten nur in erfundenen Geschichten auf. Trotzdem musste das doch besser sein, als systematisch gejagt und umgebracht zu werden wie bei uns. Mir war vollkommen schleierhaft, warum die beiden bleiben wollten.
    Sie warteten vor der Universität auf uns. Nick streckte dem Mann die Hand entgegen und ging auf ihn zu.
    »Hi, bist du Zeke?« Der Fremde nickte. »Ich bin Nick.«
    »Paige«, ergänzte ich knapp.
    Zekes Augen hatten die Farbe von schwarzem Tee und dominierten das schmale Gesicht, das leicht trotzig wirkte. Er war Mitte Zwanzig, schmal gebaut, mit fast schon mageren Armen und sonnengebräunter Haut.
    »Ihr gehört zu Jaxon Hall, richtig?«, fragte er mit einem fremdartigen Akzent. Mit der freien Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn, wobei mir eine senkrechte Narbe auffiel.
    »Ja, aber sprich diesen Namen besser nicht mehr laut aus. Hier könnte überall SVD rumlaufen.« Mit einem Lächeln wandte sich Nick an die Flüsterin. »Und du bist

Weitere Kostenlose Bücher