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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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Unterarten der Sensoriker, denen sie angehören konnte.
    Mit meinem Schlüssel sperrte ich die rote Tür auf, an der ein goldenes Schild prangte: AGENTUR LENORMAND . Für die Außenwelt waren wir eine respektable Kunstagentur. Hinter den Kulissen waren wir nicht ganz so ehrlich.
    Jax wartete oben an der Treppe. Er hatte ein beeindruckendes Outfit angelegt: Seidenweste, steifer Kragen, glänzende Taschenuhr und brennende Zigarre. Außerdem hatte er ein kleines Kaffeeglas in der Hand. Vergeblich versuchte ich mir vorzustellen, wie Zigarre und Kaffee zusammenpassen könnten.
    »Zeke, Nadine, wie schön, euch wiederzusehen.«
    Zeke schüttelte ihm die Hand. »Gleichfalls, Mr Hall.«
    »Willkommen in Seven Dials. Wie ihr ja wisst, bin ich der Denkerfürst dieses Gebiets. Und ihr seid nun Mitglieder meines erlesenen Kreises.« Jax sah Zeke ins Gesicht, aber ich wusste, dass er hauptsächlich darauf konzentriert war, seine Aura zu lesen. »Ich nehme einmal an, dass ihr die Gower Street ziemlich verstohlen verlassen habt.«
    »Uns hat niemand gesehen.« Zeke verkrampfte sich spürbar. »Ist das … ein Geist, das da drüben?«
    Jax warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. »Ja, das ist Pieter Claesz, holländischer Maler, Vertreter der Vanitas-Stillleben. Eine unserer erfolgreicheren Musen. Starb 1660. Pieter, komm her und begrüße unsere neuen Freunde.«
    »Zeke kann die Höflichkeitsfloskeln übernehmen, ich bin müde.« Nadine sah nicht einmal in Pieters Richtung, der wiederum Jax’ Befehl komplett ignorierte. Sie verfügte also nicht über die Zweitsicht. »Ich will ein eigenes Zimmer. Ich brauche meinen Platz«, verkündete sie mit einem unnachgiebigen Blick auf Jax. »Nur damit das klar ist.«
    Ich wartete auf seine Reaktion. Seine Mimik war nie sonderlich ausgeprägt, aber jetzt blähten sich seine Nasenflügel. Kein gutes Zeichen.
    »Du kriegst, was man dir zuteilt«, sagte er.
    Nadine richtete sich empört auf. Da er spürte, dass eine Auseinandersetzung bevorstand, legte Nick ihr einen Arm um die Schultern. »Selbstverständlich bekommst du ein eigenes Zimmer«, versicherte er ihr und warf mir einen warnenden Blick zu. Dann würde Zeke auf der Couch schlafen müssen. »Eliza kümmert sich gerade um alles. Darf ich dir etwas zu trinken anbieten?«
    »Ja, das darfst du.« Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte sie sich noch einmal zu Jax um. »Zumindest manche Europäer scheinen zu wissen, wie man eine Dame behandelt.«
    Jaxon sah aus, als hätte sie ihn geohrfeigt. Nick führte sie in die kleine Küche.
    »Ich bin«, murmelte er zähneknirschend, »kein Europäer. «
    Jetzt konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. »Ich werde dafür sorgen, dass ihr nicht gestört werdet.
    »Danke, Paige.« Ruckartig richtete er sich auf. »Komm mit hoch in mein Arbeitszimmer, Zeke. Wir unterhalten uns.«
    Zeke ging die Treppe hinauf, starrte aber weiterhin Pieter an, der gerade vor seinem neuesten Werk schwebte. Bevor ich etwas sagen konnte, zog Jaxon mich beiseite.
    »Seine Traumlandschaft«, begann er leise. »Wie fühlt sie sich an?«
    »Dunkel«, berichtete ich. »Und … «
    »Hervorragend. Mehr muss ich nicht wissen.«
    Fast im Laufschritt nahm er die Stufen und schob sich die Zigarre in den Mundwinkel. Zurück blieben ich, drei Koffer und ein toter Maler – tolle Gesellschaft. Ich mochte Pieter wirklich, aber sonderlich gesprächig war er nicht.
    Ich sah auf die Uhr: elf. Eliza würde gleich zurückkommen. Also machte ich frischen Kaffee und setzte mich ins Wohnzimmer, das von einem Gemälde von John Williams Waterhouse dominiert wurde: eine dunkelhaarige Frau in fließendem, rotem Kleid, die in eine Kristallkugel blickte. Jax hatte einem Händler eine hübsche Stange Geld für drei indizierte Bilder von Waterhouse gezahlt. Das Porträt von Edward VII . in vollständigem Herrscheroutfit hing ebenfalls hier. Ich machte ein Fenster auf und nahm Platz, um das Flugblatt zu lesen, an dem Jaxon gerade arbeitete: Über die Machenschaften der umherstreifenden Toten . Bisher hatte ich daraus gelernt, dass es vier Arten von ruhelosen Toten gab: Schutzengel, Geister, Musen und Seelengeleiter. Jetzt fehlte mir noch der Abschnitt über Poltergeister.
    Um zwölf schlenderte Eliza herein, wie immer geistig abwesend. Sie reichte mir eine Portion asiatischer Nudeln aus der Lisle Street. »Hi. Schätze mal, du konntest Pieter nicht dazu überreden, noch ein Exemplar von Geige und Glaskugel zu malen, oder?«
    Eliza Renton war

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