Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
Vom Netzwerk:
Jax’ Trancemedium und vier Jahre älter als ich. Sie war Expertin auf dem Gebiet der Denkkunst. Geboren in fast unmittelbarer Nähe der Bow Bells, hatte sie bis sie neunzehn war, in einem Untergrundtheater gearbeitet. Aufgrund eines Flugblatts hatte sie mit Jaxon Kontakt aufgenommen und war von ihm engagiert worden. Seitdem stellte sie seine Haupteinnahmequelle dar. Ihr reiner, dunkler Teint bildete einen interessanten Kontrast zu den leuchtend grünen Augen. Die goldenen Haare trug sie in Ringellöckchen. An Bewunderern mangelte es ihr nie – selbst Geister liebten sie abgöttisch – , aber Jaxon untersagte uns feste Bindungen, und sie hielt sich daran.
    »Noch nicht. Ich glaube, er steckt in einer Schaffenskrise.« Ich legte das Flugblatt beiseite. »Bist du den Neuen schon begegnet?«
    »Nur Nadine. Hat kaum ein ›Hallo‹ über die Lippen gekriegt.« Eliza ließ sich neben mich auf das Sofa fallen. »Sind wir ganz sicher, dass sie eine Zischlerin ist?«
    Vorsichtig öffnete ich die Nudelpackung, woraufhin mir köstlicher Dampf entgegenschlug. »Instrumente habe ich keine gesehen, aber sein könnte es schon. Zeke schon getroffen?«
    »Ich habe kurz ins Arbeitszimmer gelinst. Seine Aura ist irgendwie so dunkelorange.«
    »Dann ist er also eine Megäre.«
    »Er sieht aber nicht aus wie eine Megäre. Der würde doch niemals einen Geist erschrecken.« Sich selbst hatte sie Krabbenchips mitgebracht, die sie nun auf einem Knie balancierte. »Tja, wenn Pieter sich so anstellt, habe ich jetzt ganz offiziell eine Lücke in meinem Zeitplan. Willst du noch einmal versuchen, dich auf den Weg zu machen?«
    »Nicht, bevor Jax diese Herz-Lungen-Maschine beschafft hat.«
    »Stimmt. Ich glaube, das Beatmungsgerät soll am Dienstag geliefert werden. Bis dahin lassen wir es ruhig angehen.« Sie reichte mir Zeichenbuch und Stift. »Was ich noch fragen wollte: Könntest du mir deine Traumlandschaft aufzeichnen?«
    Ich nahm die Sachen. »Sie malen?«
    »Ja. Nicht die Blumen oder so, nur ihre grundlegende Form aus der Vogelperspektive. Wir versuchen, den Grundriss der menschlichen Traumlandschaft zu erforschen, aber das ist gar nicht so einfach, solange keiner von uns seine Euphotische Zone verlassen kann. Wir vermuten, dass es mindestens drei Zonen gibt, aber wir brauchen dich, um das Bild genauer aufzuteilen, damit wir sehen können, ob unsere Theorien sich bestätigen. Also, kannst du das?«
    Ein Gefühl von Wichtigkeit packte mich. Also war ich doch nützlich für die Gruppe. »Klar doch.«
    Eliza schaltete den Fernseher ein, während ich mich an die Arbeit machte und einen zentralen Punkt zeichnete, der von drei Ringen umgeben war.
    Die Hintergrundmusik von ScionEye drang aus dem Apparat. Scarlett Burnish verlas die Mittagsnachrichten. Eliza schob sich einen Chip in den Mund und zeigte auf den Bildschirm. »Glaubst du nicht auch, dass sie eigentlich älter ist als Weaver, aber so viel hat machen lassen, dass es physikalisch gar nicht mehr möglich ist, dass sie Falten bekommt?«
    »Dafür lächelt sie zu oft.« Noch immer zeichnete ich. Inzwischen sah das Ganze eher aus wie eine Zielscheibe mit fünf Kreisen. »Also, wir sind uns einig, dass das hier«, ich tippte auf den Mittelpunkt, »die Euphotische Zone darstellt.«
    »Genau. Die Zone des Sonnenlichts, in der sich das Bewusstsein aufhalten muss, um gesund zu bleiben. Das silberne Band dient dabei als Sicherheitsnetz. Es hindert die meisten Seher daran, diese Zone zu verlassen.«
    »Mich aber nicht.«
    »Stimmt. Was aber dein ganz persönlicher Tick ist. Wenn bei den meisten von uns die Schnur, die Körper und Geist verbindet, nur ein paar Zentimeter lang ist«, sie deutete die Länge mit den Fingern an, »dann ist sie bei dir im Kilometerbereich anzusiedeln. Du kannst dich auch in den Außenbezirken deiner Traumlandschaft bewegen, also kannst du auch den Æther wesentlich weiter erforschen als wir. Außerdem spürst du andere Traumlandschaften. Wir haben nur ein Empfinden für Geister und Auren, und auch das nur in unserem direkten Umfeld. Zum Beispiel kann ich Jaxon und die anderen jetzt nicht spüren.«
    »Ich schon. Aber auch ich habe Grenzen.«
    »Deswegen müssen wir ja so vorsichtig sein. Bisher wissen wir noch nicht, wo genau deine Grenzen liegen. Vielleicht kannst du deinen Körper verlassen, vielleicht auch nicht. Das müssen wir erst noch sehen.«
    Ich nickte. Jaxon hatte mir die Theorie des Traumwandelns mehrmals dargelegt, aber Eliza war ein wesentlich besserer

Weitere Kostenlose Bücher