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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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Meine Haut war jetzt nicht mehr kalt, sondern brennend heiß, und meine Augen waren seltsam müde, als hätte ich stundenlang ins Licht gestarrt. Und wieder sah ich das Gesicht meines Opfers vor mir – und den leeren Blick, den Wahnsinn des Mannes, den ich am Leben gelassen hatte.
    Der Schaden war innerhalb weniger Sekunden entstanden. Mein Geist war nicht nur ein Kundschafter. Er war eine Waffe! Darauf hatte Jaxon nur gewartet.
    Ich kramte mein Telefon hervor und wählte den Apparat an, der in Jaxons Zimmer in unserem Unterschlupf stand. Noch mitten im ersten Klingelzeichen nahm er ab.
    »Aber hallo! Ich dachte, du hättest mich bis Montag verlassen. Was liegt an, mein süßes Bienchen? Hast du dir das mit dem freien Tag etwa anders überlegt? Eigentlich brauchst du den ja auch gar nicht, oder? Dachte ich mir schon. Ich kann unmöglich zwei Tage lang auf meine Wandlerin verzichten. Gib dir einen Ruck, Süße. Wunderbar, freut mich wirklich, dass du mir da zustimmst. Hast du übrigens Jane Rochford gekriegt? Falls nötig, transferiere ich noch ein paar Tausend. Sag bloß nicht, dass dieser arrogante Arsch von Didion sich Anne Naylor geschnappt hat und jetzt … «
    »Ich habe jemanden umgebracht.«
    Schweigen.
    »Wen?« Jaxons Stimme klang seltsam.
    »Verdeckte Wache. Sie haben versucht, ein Medium zu kassieren.«
    »Also hast du die verdeckte Wache getötet.«
    »Einen von ihnen.«
    Er sog hörbar die Luft ein. »Und der andere?«
    »Den habe ich in seine Hadopelagialzone geschickt.«
    »Moment mal, du hast das mit deinem … ?« Als ich nicht antwortete, begann er zu lachen. Ich konnte hören, wie er mit der Hand auf den Tisch schlug. »Endlich. End-lich. Paige, du kleine Wundertäterin, du hast es geschafft! Dich bei Séancen einzusetzen ist die reinste Verschwendung, ganz ehrlich. Also dieser Mann, diese verdeckte Wache, der ist jetzt wirklich Gemüse?«
    »Ja.« Ich zögerte kurz. »Bin ich gefeuert?«
    »Gefeuert? Beim Zeitgeist , Mädchen, natürlich nicht! Ich warte schon seit Jahren darauf, dass du deine Talente richtig einsetzt. Nun bist du erblüht wie die duftende Blume, die du nun einmal bist, mein reizendes Wunderkind.« Ich konnte richtig vor mir sehen, wie er zur Feier dieser Neuigkeiten ausgiebig an seiner Zigarre zog. »Nun ist meine kleine Traumwandlerin endlich in eine fremde Traumlandschaft eingedrungen. Und es hat nur drei Jahre gedauert. Also, erzähl: Konntest du den Seher retten?«
    »Nein.«
    »Nein?«
    »Sie hatten drei Poltergeister.«
    »Ach, komm. Kein Medium kann drei Poltergeister unter Kontrolle halten.«
    »Tja, dieses Medium hat es geschafft. Er hat mich für ein Orakel gehalten.«
    Leises Lachen. »Amateure.«
    Ich sah durch das Fenster zum Turm hinüber. Eine neue Nachricht war erschienen: Bitte beachten Sie, dass es zu unplanmäßigen Verzögerungen bei der U-B ahn kommen kann. »Sie haben die U-B ahn gesperrt«, erklärte ich. »Sie sind auf der Suche nach mir.«
    »Bloß keine Panik, Paige. Das passt nicht zu dir.«
    »Tja, dann solltest du dir besser einen guten Plan ausdenken. Das gesamte Netz ist abgeriegelt. Ich muss hier raus.«
    »Oh, mach dir darüber keine Gedanken. Selbst wenn sie versuchen sollten, seine Erinnerungen zu extrahieren – das Gehirn dieser Wache ist nur noch Matsch. Bist du sicher, dass du ihn bis in die Hadopelagialzone geschubst hast?«
    »Ja.«
    »Dann werden sie mindestens zwölf Stunden brauchen, um an seine Erinnerungen heranzukommen. Es überrascht mich, dass der arme Tropf überhaupt überlebt hat.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass du besser die Füße stillhalten solltest, statt kopflos abzuhauen und mitten in eine wilde Treibjagd zu rennen. Bei deinem Scion-Daddy bist du jedenfalls sicherer als hier.«
    »Sie haben seine Adresse. Ich kann nicht hier rumsitzen und darauf warten, dass sie mich abführen.«
    »Sie werden dich nicht abführen, meine Süße. Vertrau einem alten Hasen wie mir. Bleib daheim, schlaf die Sorgen weg, und morgen Vormittag schicke ich dir Nick mit dem Wagen vorbei. Wie klingt das?«
    »Gefällt mir nicht.«
    »Muss es auch nicht. Gönn dir einfach deinen Schönheitsschlaf. Obwohl du den natürlich nicht nötig hast«, fügte er schnell hinzu. »Ach, übrigens, könntest du mir einen Gefallen tun? Schau morgen doch kurz in der Grub Street vorbei und hol diese Elegien von Donne bei Minty ab, ja? Unfassbar, dass sein Geist wieder aufgetaucht ist, das ist absolut … «
    Ich legte auf.
    Jax war

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