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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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»Kein Wunder, dass sie einander so oft vernichten.«
    »Bevorzugen wir jetzt die Sprache des Viehs?«
    »Gomeisa hat uns geraten, unsere Englischkenntnisse auszubauen. Ein wenig Übung kann da sicher nicht schaden.«
    Thuban holte die Armbrust von der Wand. »Wenn du unsere Zungen damit beflecken willst, auch gut. Gedenken wir so der Tage, als du noch Macht über mich hattest. Wie unglaublich viel Zeit seitdem doch vergangen ist.« Er strich über das geschwungene Holz der Waffe. »Die Träumerin hätte Jaxon Hall töten sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatte. Das wäre gnädiger gewesen als der Tod, der ihm nun bevorsteht.«
    In meiner Kehle bildete sich ein dicker Kloß. »Ich bezweifle stark, dass er sterben wird«, erwiderte Terebell. »Außerdem konzentriert sich Nashiras Interesse auf Carter.«
    »Da wird sie Situla zurückhalten müssen.«
    »Das auf jeden Fall.« Vorsichtig strich sie über eine Klinge. »Hilf mir auf die Sprünge: Was befand sich in diesem Raum, bevor er zur Waffenkammer wurde?«
    »Bei deinem blasphemischen Interesse an der Welt des Viehs hätte ich gedacht, du wüsstest genau, wo welche Ressourcen gelagert werden.«
    »Also, ›blasphemisch‹ klingt doch sehr melodramatisch.«
    »Finde ich nicht.« Er griff nach ein paar Wurfsternen. »Was früher hier drin war? Medizinische Ausrüstung, Salvia, Astern und die ganzen stinkigen Kräuter.«
    »Und wo hat man sie hingebracht?«
    »Hast du innerhalb der letzten paar Minuten denn alles vergessen, Abtrünnige? Du bist schon genauso dämlich wie der Lustknabe.«
    Eines musste man Terebell lassen: Entweder war sie gegen seine Gehässigkeit immun oder sie konnte ihre Gefühle sehr gut verbergen. Falls sie überhaupt welche hatte.
    »Verzeih meine Neugier«, sagte sie nur.
    »Meine Familie verzeiht nie. Die Narben auf deinem Rücken sollten dich täglich an diese Tatsache erinnern.« In seinen Augen leuchtete Ivys Aura. »Deshalb willst du das doch wissen, oder? Du versuchst, Amarant zu stehlen. Ist es nicht so, Sheratan?«
    Narben.
    Terebells Miene wurde undurchdringlich. »Wohin wurden die Vorräte gebracht?«
    »Dieses ausgeprägte Interesse gefällt mir nicht. Es macht mich misstrauisch. Spinnst du etwa wieder Intrigen mit dem Lustknaben?«
    »Das ist fast zwanzig Jahre her, Thuban. Nach menschlichem Ermessen eine ziemlich lange Zeit, oder nicht?«
    »Menschliches Ermessen interessiert mich nicht.«
    »Wenn du mir die Vergangenheit vorhalten willst, ist das eine Sache, aber ich denke nicht, dass die Herrscherin deine Einstellung gegenüber ihrem Blutsgefährten sonderlich gutheißen würde. Oder deine fragwürdigen Umschreibungen seiner Position.«
    In ihre Stimme hatte sich Härte eingeschlichen. Thuban nahm ein Schwert von der Wand und schlug damit nach ihr. Nur wenige Zentimeter vor ihrem Hals fing er die Klinge ab. »Noch ein Wort«, flüsterte er, »und ich rufe ihn . Und dieses Mal wird er sich nicht so maßvoll zeigen.«
    Terebell verstummte. Ich glaubte, etwas in ihrem Gesicht aufflackern zu sehen: Schmerz und Angst. Sie mussten über einen der Sargas sprechen. Vielleicht Gomeisa.
    »Ja, ich glaube, ich weiß jetzt wieder, wo sich die Sachen befinden«, sagte sie schließlich leise. »Wie konnte ich nur Tom Tower vergessen?«
    Thuban lachte bellend, während ich die Information in mich aufsog wie Blut Flux absorbierte. »Niemand vergisst diesen Turm«, hauchte er ihr ins Ohr. »Oder den Klang seiner Glocke. Schlägt sie noch immer in deiner Erinnerung, Sheratan? Weißt du noch, wie du um Gnade gefleht hast?«
    Meine Beine schmerzten, aber ich wagte es nicht, mich zu rühren. Ohne es zu wissen, hatte Thuban mir geholfen – Tom Tower musste der sein, der über dem Eingang aufragte, der Glockenturm.
    »Ich habe nicht um Gnade gefleht«, gab Terebell zurück, »sondern um Gerechtigkeit.«
    Er stieß ein raues Knurren aus. »Närrin.« Ruckartig holte er aus, um ihr eine Ohrfeige zu verpassen, doch dann hielt er inne. Und schnüffelte.
    »Ich spüre eine Aura.« Wieder dieses Schnüffeln. »Durchsuche den Raum, Sheratan. Hier riecht es nach Mensch.«
    »Ich spüre nichts.« Terebell rührte keinen Finger. »Die Tür war abgeschlossen, als wir gekommen sind.«
    »Es gibt noch andere Möglichkeiten, um in einen Raum einzudringen.«
    »Jetzt klingst du aber paranoid.«
    Doch das schien Thuban nicht zu überzeugen. Mit geblähten Nasenflügeln näherte er sich meinem Versteck. Seine Lippen verzogen sich, und er fletschte die Zähne. Mir

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