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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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rechteckiger Hof, auf dem gerade mal sechs Autos Platz hatten. Okay, er wollte also nicht gestört werden. Das war gut … oder nicht? Wenigstens hieß das, dass er nicht nur vor seinen Freunden angeben wollte.
    Noch bevor ich richtig Luft holen konnte, drängte Reuben mich gegen die schmutzige Ziegelmauer. Ich roch Schweiß und kalten Rauch. Entsetzt registrierte ich, dass er seinen Gürtel aufschnallte. »Moment«, protestierte ich, »das habe ich damit nicht ge…«
    »Hey, komm schon. Lass uns ein bisschen Spaß haben. Außerdem«, jetzt war der Gürtel offen, »ist es ja nicht so, als würden wir irgendwen hintergehen.«
    Er küsste mich. Seine Lippen waren hart. Eine nasse Zunge schob sich in meinen Mund, und plötzlich schmeckte ich künstliche Aromen. Ich war noch nie richtig geküsst worden. Und ich war mir nicht sicher, ob mir das gefiel.
    Er hatte recht. Einfach ein bisschen Spaß. Da war nichts dabei. Was sollte schon schiefgehen? Normale Menschen machten das doch auch, oder? Sie tranken, ließen sich auf dumme, waghalsige Sachen ein und hatten Sex. Genau das brauchte ich jetzt. So etwas erlaubte uns Jaxon – solange daraus keine Bindungen entstanden. Und ich würde mich nicht binden. Keine Verpflichtungen. Eliza machte es genauso.
    Eine Stimme in meinem Kopf schlug Alarm. Warum ließ ich das zu? Wie war ich hier gelandet, im Dunkeln, mit einem Fremden? Das bewies doch gar nichts. Es würde den Schmerz nicht lindern. Dadurch würde es nur noch schlimmer werden. Aber jetzt ging Reuben in die Knie und schob mein Kleid bis zur Taille hoch. Er drückte einen Kuss auf meinen nackten Bauch.
    »Du bist so hübsch.«
    So fühlte ich mich aber nicht.
    »Du hast mir gar nicht gesagt, wie du heißt.« Er strich mit dem Finger am Saum meiner Unterwäsche entlang. Ich begann zu zittern.
    »Eva«, antwortete ich.
    Der Gedanke, mit ihm zu schlafen, war abstoßend. Ich kannte ihn nicht. Ich wollte ihn nicht. Aber ich redete mir ein, das läge daran, dass ich immer noch in Nick verliebt war, und ich musste dafür sorgen, dass ich ihn nicht mehr liebte. Also packte ich Reuben an den Haaren und presste meine Lippen auf seine. Er gab ein unterdrücktes Stöhnen von sich und schlang sich meine Beine um den Bauch.
    Ein leises Zittern erfasste meinen Körper. Ich hatte es noch nie gemacht. Sollte das erste Mal nicht etwas Besonderes sein? Aber ich konnte es nicht mehr aufhalten. Ich musste das durchziehen. Das Licht der Außenlampe schien mir unbarmherzig ins Gesicht, blendete mich. Reuben stützte sich mit beiden Händen an der Mauer ab. Ich hatte keine Ahnung, was mich jetzt erwartete. Irgendwie war das berauschend.
    Dann kam der Schmerz. Überwältigender, plötzlich aufflammender Schmerz. Als hätte man mir in einem fiesen Tiefschlag eine Faust in den Bauch gerammt.
    Reuben hatte keinen Schimmer, was gerade passiert war. Ich wartete darauf, dass der Schmerz vergehen würde, aber das tat er nicht. Irgendwann merkte Reuben, wie angespannt ich war.
    »Bist du okay?«
    »Alles gut«, flüsterte ich.
    »Ist das dein erstes Mal?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Er beugte sich über mich und küsste mich von der Schulter bis zum Ohr. Noch bevor er sich wieder bewegte, kam die nächste Schmerzwelle, diesmal sogar schlimmer. Es waren echte Höllenqualen. Reuben zog sich ein Stück zurück. »Ist es wohl«, stellte er fest.
    »Spielt keine Rolle.«
    »Pass auf, ich denke nicht, dass ich … «
    »Na schön.« Grob stieß ich ihn zurück. »Dann … dann hau einfach ab. Ich will dich nicht. Ich will niemanden.«
    Taumelnd stieß ich mich von der Mauer ab und stolperte zurück in den Club, während ich mein Kleid zurechtzog. Ich schaffte es gerade noch auf die Toilette, bevor mir alles hochkam. In meinen Oberschenkeln und meinem Bauch wütete der Schmerz. Keuchend und schluchzend krümmte ich mich um die Kloschüssel. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich mir so dämlich vorgekommen.
    Ich dachte an Nick. An all die Jahre, in denen ich mich immer wieder gefragt hatte, ob er je zurückkommen würde. Und daran, wie er jetzt war, an sein Lächeln, seine Fürsorge. Es war hoffnungslos: Ich wollte ihn unbedingt. Voller Verzweiflung legte ich den Kopf auf die Arme und weinte.

Kapitel Sechsundzwanzig
    V ERÄNDERUNGEN
    Die Intensität der Erinnerung sorgte dafür, dass ich ziemlich lange weggetreten war. Ich hatte jedes noch so kleine Detail dieser Nacht noch einmal durchlebt. Als ich aufwachte, war es dunkel, und ich wusste weder, welcher

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