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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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auch unter der Woche billiger Mecks (und manchmal sogar echter, illegaler Alkohol) ausgeschenkt wurde. Er lag in einer der finsteren Ecken von II -6, einer Gegend, die zu den wenigen sicheren Häfen für Seher gehörte, weil selbst die Wachen nicht gerne dorthin gingen.
    Vor dem Eingang wartete ein gigantischer Türsteher in Anzug und Hut. Er winkte mich durch.
    Drinnen war es dunkel und heiß. Ein kleiner Raum, vollgestopft mit schwitzenden Leibern. An einer Wand zog sich eine Bar entlang, an der von zwei Seiten Sauerstoff und Mecks serviert wurde. Rechts davon befand sich die Tanzfläche. Die meisten Gäste waren Amaurotiker, schicke Typen in Tweedhosen und bunten Krawatten mit winzigen Hüten auf dem Kopf. Ohne genau zu wissen, was ich hier eigentlich tat, beobachtete ich sie dabei, wie sie zu ohrenbetäubender Musik herumsprangen. Aber genau das wollte ich jetzt: spontan sein, die reale Welt vergessen.
    Neun Jahre hatte ich damit verbracht, Nick anzuhimmeln. Nun würde ich einen klaren Schnitt machen. Ich durfte nur nicht innehalten und Gefühle zulassen.
    Kurz entschlossen ging ich zur Sauerstoffbar und setzte mich auf einen Hocker. Der Barkeeper musterte mich kurz, sprach mich aber nicht an. Er war ein Seher, genauer gesagt ein Prophet – der wollte bestimmt nicht reden. Doch es dauerte nicht lange, bis jemand anders auf mich aufmerksam wurde.
    Am anderen Ende der Bar standen ein paar junge Männer herum, wahrscheinlich Studenten von der USL . Natürlich alle Amaurotiker. Nur wenige Seher schafften es bis auf die Universität. Ich wollte mir gerade eine Portion Floxy bestellen, als einer von ihnen zu mir rüberkam: vielleicht neunzehn oder zwanzig, sorgfältig rasiert und mit leichtem Sonnenbrand. Offenbar hatte er ein Auslandsjahr in einer anderen Zitadelle absolviert. Vielleicht in Scion Athen. Seine dunklen Haare waren mit einer Kappe bedeckt.
    »Hey«, übertönte er mühsam die Musik. »Ganz allein hier?«
    Ich nickte. Er setzte sich neben mich. »Reuben«, stellte er sich vor. »Darf ich dir einen Drink spendieren?«
    »Mecks«, antwortete ich, »wenn es keine Umstände macht.«
    »Überhaupt nicht.« Er winkte dem Barkeeper, der ihn offenbar kannte. »Blutmecks, Gresham.«
    Der runzelte zwar die Stirn, sagte aber nichts, während er meinen Blutmecks einschenkte. Das war die teuerste Variante des Ersatzalkohols, hergestellt aus Kirschen, dunklen Trauben und Pflaumen. Reuben neigte sich dicht an mein Ohr. »Also, was machst du hier?«, wollte er wissen.
    »Nichts Bestimmtes.«
    »Hast du denn keinen Freund?«
    »Wer weiß.« Nein.
    »Ich habe gerade mit meiner Freundin Schluss gemacht. Und als du reingekommen bist, da dachte ich mir … na ja, einige Sachen, die man wohl eigentlich nicht denken sollte, wenn ein hübsches Mädchen in eine Bar kommt. Aber dann bin ich davon ausgegangen, dass so eine Süße wie du bestimmt einen Freund im Schlepptau hat. Habe ich recht?«
    »Nein, ich bin allein.«
    Gresham schob meinen Mecks über den Tresen. »Das macht dann zwei«, sagte er. Reuben gab ihm zwei Goldmünzen. »Ich nehme mal an, du bist schon achtzehn, junge Dame?«
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis, und er spülte weiter seine Gläser, behielt mich aber genau im Auge, als ich an meinem Drink nippte. Was beunruhigte ihn wohl am meisten: mein Alter, mein Auftreten oder meine Aura? Wahrscheinlich alles zusammen.
    Ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen, als Reuben mir dichter auf die Pelle rückte. Sein Atem roch nach Apfel. »Studierst du hier an der Uni?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Was machst du dann?«
    »Sauerstoffbar.«
    Nickend nahm er einen Schluck von seinem Drink.
    Ich war mir nicht sicher, wie man das anstellte. Wie man das Signal rüberbrachte. Gab es überhaupt ein Signal? Ich schaute ihm in die Augen, strich mit einem Fuß an seinem Bein entlang. Das schien zu funktionieren. Er warf einen kurzen Blick zu seinen Freunden hinüber, die sich wieder ihrem Trinkspiel zugewandt hatten. »Sollen wir irgendwo anders hingehen?«, fragte er dann mit rauer Stimme. Jetzt oder nie. Ich nickte.
    Reuben nahm meine Hand und führte mich durch die Menge. Gresham beobachtete mich noch immer. Wahrscheinlich hielt er mich jetzt für ein ziemliches Luder.
    Langsam wurde mir klar, dass Reuben mich nicht in eine von mir ausgedachte dunkle Ecke führte. Stattdessen steuerte er auf die Toiletten zu. Zumindest dachte ich das, bis er mich durch eine Tür schob, die auf den Mitarbeiterparkplatz hinausführte. Ein winziger,

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