The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
fassungslos.
Mein Vater wird blass. »Soll das etwa heißen, dass eine Akte über sie angelegt wird? Sie können meine dreizehnjährige Tochter doch nicht wie eine Schwerverbrecherin behandeln!«
Marone zuckt mit den Schultern. »So sind nun mal die Vorschriften. «
Ich stupse meinen Vater verstohlen mit dem Ellbogen an. »Entschuldigen Sie, Mr Marone, aber können wir das nicht auch irgendwie anders regeln? Wir sind sehr gut mit den Kandesies befreundet …«
»Wir leben in einer Kleinstadt.« Marone reibt sich das Kinn. »Da gibt es viele Leute, die die Kandesies kennen …«
»Ja, aber Lali Kandesie gehört praktisch zur Familie. Wir kennen sie schon seit einer Ewigkeit, stimmt’s, Dad?«
»Ich bitte dich, Carrie, du kannst doch nicht von einem Polizisten verlangen, sich über Vorschriften hinwegzusetzen. Das geht nun wirklich zu weit.«
»Aber …«
»Ich könnte ja mal bei ihm anrufen, bei Mr Kandesie, meine ich«, sagt Marone.
»Ich kann Ihnen versichern, Officer, dass meine kleine Cheryl sich noch nie irgendetwas hat zuschulden kommen lassen«,
mischt Connie sich ein, die sich immer noch an Georges Arm festklammert.
»Mal sehen, was sich machen lässt«, murmelt Marone, dem allmählich die Geduld auszugehen scheint, und greift nach dem Telefon auf dem Schreibtisch.
»Gut«, brummt er nach einer Weile. »Okay, kein Problem.« Mit finsterer Miene legt er auf.
»Sozialdienst?«, stöhnt Dorrit entsetzt.
»Du kannst von Glück sagen, dass du so glimpflich davonkommst«, sagt mein Vater.
George, mein Vater, Dorrit und ich sitzen im Wohnzimmer und sprechen über das, was passiert ist. Marone hat sich bereit erklärt, Dorrit und Cheryl nach Hause gehen zu lassen. Allerdings müssen sie am Mittwoch mit einem Richter sprechen, der sie vermutlich zu ein paar Stunden Sozialdienst verdonnern wird.
»Hofentlich macht dir Müllsammeln Spaß«, sagt George lachend und versetzt Dorrit, die neben ihm auf dem Sofa sitzt, einen spielerischen Rippenstoß. Sie kichert albern.
»Bist du auch schon mal verhaftet worden?«, fragt sie ihn.
»Dorrit!«
»Was denn?« Sie sieht mich verständnislos an.
»Um ehrlich zu sein, ja, bin ich. Aber ich hab etwas viel Schlimmeres angestellt als du. Ich bin über das Drehkreuz in der U-Bahn gesprungen und direkt in die Arme eines Polizisten gerannt.«
Dorrit sieht mit bewunderndem Blick zu ihm auf. »Und was ist dann passiert?«
»Er hat meinen Vater angerufen. Der war vielleicht wütend.
Ich musste mich mehrere Wochen lang jeden Tag nach der Schule zu ihm ins Büro setzen, seine Bücher alphabetisch ordnen und seine Bankauszüge abheften.«
»Echt?« Dorrits Augen weiten sich vor Ehrfurcht.
»Und was ist die Moral von der Geschichte? Versuche niemals, dir das Geld für ein U-Bahn-Ticket zu sparen.« George zwinkert ihr zu.
»Hast du gehört, Dorrit? Merk dir das gut.« Mein Vater erhebt sich stöhnend aus dem Sessel und sieht auf einmal unglaublich erschöpft aus. »Ich gehe jetzt ins Bett. Und du auch, Dorrit.«
»Aber …«
»Keine Widerrede«, sagt er leise, aber bestimmt.
Dorrit wirft George einen letzten sehnsüchtigen Blick zu und läuft dann nach oben.
»Gute Nacht, Kinder«, sagt mein Vater.
Ich streiche gedankenverloren meinen Rock glatt. »Tut mir leid, dass der Abend so ein unschönes Ende genommen hat …«
»Ist doch nicht so schlimm.« George greift nach meiner Hand. »Keine Familie ist perfekt. Meine auch nicht.«
»Wirklich?« Ich will meine Hand wegziehen, aber er hält sie fest. »Dorrit scheint ja total begeistert von dir zu sein«, wechsle ich das Thema, um die Situation etwas zu entschärfen.
»Ich kann gut mit Kindern umgehen«, sagt er und beugt sich zu mir, um mich zu küssen. »Konnte ich schon immer.«
»George.« Ich wende den Kopf ab. »Ich bin … äh … ich bin echt wahnsinnig müde …«
Er seufzt. »Verstehe. Dann fahr ich jetzt wohl mal besser. Aber wir sehen uns doch wieder, oder?«
»Natürlich.«
Er zieht mich vom Sofa hoch und schlingt seine Arme um meine Taille. Ich lege den Kopf an seine Brust – ein kläglicher Versuch, mich vor dem Kuss drücken, der jetzt unweigerlich folgen wird.
»Carrie?« Er streichelt mir über den Kopf.
Es fühlt sich schön an, aber mehr kann ich einfach nicht zulassen. »Gott, ich schlaf gleich im Stehen ein«, murmle ich und gähne in seinen Pulli.
»Okay.« Er löst sich von mir und streift meine Lippen kurz mit seinen. »Ich ruf dich morgen an.«
Wie weit würdest du
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