The Clone Wars 04 - Im Verborgenen
vibrierte ebenso wie die Theke, unter der sich Anakin zusammengerollt hatte. Ein Stapel von Flimsi-Blättern fiel auf den Boden und wirbelte eine dichte Staubwolke auf. Kenobi vergrub das Gesicht in der Armbeuge, um ein Niesen zu unterdrücken.
»Anakin«, sagte er dann, als seine Nase aufgehört hatte zu jucken. »Ich habe nie behauptet, dass die Republik perfekt ist. Aber der Senat...«
»Der Senat ist korrupt«, erklärte Skywalker. »Seit Jahren schon ist er das. Und er war es auch schon, bevor die Handelsföderation ihre Blockade um Naboo errichtet hat. Ihr selbst habt mich doch auch immer wieder vor den Gefahren der Politik gewarnt, seitdem wir uns zum ersten Mal begegnet sind.«
»Das stimmt«, gestand Obi-Wan ein. »Aber nicht jeder im Senat ist korrupt. Was ist beispielsweise mit Bail oder Padmé? Es gibt Hoffnung.«
Für gewöhnlich rief die Erwähnung von Senatorin Amidala in Anakin eine heftige emotionale Reaktion aus - auch, wenn er sie zu verbergen versuchte. Diesmal aber ausnahmsweise nicht. Ein wilder Feuereifer hatte den jungen Jedi gepackt. »Und Palpatine ist auch nicht korrupt!«, entgegnete er heftig. »Aber das sind nur drei Politiker. Im Senat sitzen mehr als zweitausend Abgeordnete. Doch anstatt uns ihrer Interessenpolitik und Ignoranz entgegenzustellen, gehorchen wir ihnen aufs Wort. Die Jedi sind die Handlanger des Senats. Aber das sollten wir nicht sein. Das ist nicht richtig.«
Obi-Wan schluckte die spitze Bemerkung hinunter, die ihm bereits auf der Zunge lag, und suchte nach versöhnlicheren Worten. »Ich habe nie gesagt, dass der gegenwärtige Zustand perfekt ist, Anakin. Es gibt Missstände, und ich bedaure sie. Aber im Augenblick ist die Galaktische Republik, so fehlerhaft sie auch sein mag, das beste System, das wir haben. Es ist das einzige System, das wir haben, und es ist besser als eine Diktatur, wie Dooku und seine Separatisten sie anstreben. Wenn du schon so besorgt bist um die galaktische Ungerechtigkeit, warum redest du dann nicht mit deinem Freund Palpatine darüber? Er ist schließlich der Oberste Kanzler. Vermutlich liegt ihm also daran, die Interessen der Republik zu wahren. Vielleicht kannst du ihn ja überzeugen, etwas zu ändern.«
Anakin starrte ihn mit diesem ungläubigen Zorn an, der nur allzu oft in seinen Augen lag, wenn das Gespräch auf Palpatine kam. »Ihr glaubt, er weiß nicht, dass der Senat von innen heraus verfault? Glaubt mir, Obi-Wan, er weiß es! Besser als sonst jemand. Schließlich sieht er es jeden Tag, und wenn er etwas tun könnte, um dieser Korruption heute noch ein Ende zu setzen, dann würde er das auch. Aber es gibt zu viele Senatoren, die mit dem gegenwärtigen Stand der Dinge zufrieden sind, die ihren Reichtum auf Kosten der Gerechtigkeit mehren. Hätte Palpatine mehr Macht, würde er mit all dem Schluss machen. Er würde einen besseren Weg finden. Aber dann würden viele Leute - Leute wie Ihr, Obi-Wan - sich aufregen und behaupten, dass er nur ein weiterer typischer Politiker wäre, der um der Macht willen seine Befugnisse ausweitet. Er sitzt in einer Zwickmühle, oder habt Ihr etwa eine Lösung für dieses Problem parat?«
»Nein«, murmelte Kenobi. Er fühlte sich müde und kraftlos. »Alles, was ich dir sagen kann, ist dies: Wir werden dieses Problem nicht lösen können, solange wir uns hier in einem Elektroladen vor den Kampfdroiden und MagnaWächtern der Separatisten verstecken. Im Augenblick sollten wir uns daher auf unsere Mission konzentrieren - auf das, was wir tun können. Und das ist, Lok Durd und Dooku davon abzuhalten, zahllose Unschuldige mit ihrer neuen Waffe zu töten.«
»Es tut mir leid«, sagte Anakin zerknirscht. »Ich weiß, das klang gerade, als ob ich Euch für ignorant halte. Aber das tue ich nicht. Wirklich nicht.«
Und wenn er es nur oft genug sagt, wird er es dann irgendwann wirklich glauben?
Aber das war nicht fair. Denn Anakin hatte in einigen Punkten recht. Obi-Wan war nie ein Sklave gewesen. Er war nie ausgepeitscht worden, nur, weil er einen kleinen Fehler gemacht hatte. Er hatte nie unter modrigen Decken schlafen müssen, halb verhungert und mit den Tränen seiner Mutter auf dem Gesicht. Kenobi kannte seine Mutter nicht einmal. Er war im Tempel erzogen worden, sicher und geliebt.
Ich habe Mitgefühl. Ich habe Einfühlungsvermögen. Aber was mir fehlt, um ihn wirklich zu verstehen, sind die Narben.
»Versuch, noch ein wenig zu schlafen!«, sagte Obi-Wan sanft. »Ich schätze, in etwa vier Stunden
Weitere Kostenlose Bücher