The Cocka Hola Company: Roman

ist hell und blass, er steht eine Zeit lang neben Simpels Schreibtisch und schaut hinaus. Dann schaut er auf den Tisch. Tiptops Hirn registriert (sehr langsam) ungefähr Folgendes:

    … komischer Papierkram … Simpel ist schräg … aber nett … nett … ich mag ihn … ich freu mich, wenn ich an Simpel denke … Videoregal … Filme … Kaffee? … nein … Sofa … endlich sitzen … Scheiße, tut das gut … Wahnsinnig gut tut das … gut, dass ich sitze … Mann, sitze ich gut … besser kann man gar nicht sitzen … noch nie so gut gesessen … Lonyl … Lonylknirps … so was von Muskeln … Lonyl … kleiner Stiernacken … hübsch … hübsche dunkle Haut … sieht gut aus … so gesund … meine Hand … meine Hand sieht auch gesund aus … hübsche Hände hab ich … mmm … hübsche Hände … yesss … Lonyls Rucksack … unter dem Tisch … rot … blau … Kinderbücher … Rechenaufgaben … interessant … ich will rechnen … eine Rechenaufgabe … eine leichte … sich vorlehnen, das ist leicht … den Rucksack nehmen, das ist leicht … ein Buch … noch ein Buch … Rechenbuch? … weg? … kann das Rechenbuch nicht finden … macht nichts … spielt keine Rolle … Blatt Papier … Einladung zur Adventsfeier? … hahaha … ich lache und spüre Freude … hübsche Einladung … mal sehen … noch ein Papier … handgeschrieben … hübsch gemacht … was steht da … »Ich muss die B-Schule verlassen, und ich muss … euch verlassen … Meine Entscheidung steht fest … Jeder Versuch … mich … davon … abzubringen, kommt zu spät.«

    Tiptop schläft ein, Cathrine Færøys Abschiedsbrief in der Hand, ohne zu begreifen, was er da gefunden hat.

GÖRAN PERSSON UND XANAX
    Göran Persson, Speedos alter, knochiger und jetzt ziemlich durchgeprügelter Vater, ist Chief Executive Officer der Firma WIFFI Waschmittel, deren Slogan derzeit lautet: Tough Schmutz – No Problem! Er hat von der Pike auf gedient – als Tür-zu-Tür-Verkäufer von Seife usw., war aber so pfiffig, 1) nach Feierabend auf Basis des Waschpulvers, das er tagsüber verkaufte, ein Küchenscheuerpulver zu entwickeln, d.h. eine konzentrierte Version, die ein revolutionäres Scheuermittel enthielt; 2) sich diese Entwicklung patentieren zu lassen; 3) das Mittel zunächst bei dem Waschpulverproduzenten, für den er arbeitete und von dem er die Zutaten geklaut hatte, in Produktion zu geben; 4) es mit Geld, das er sich von seinem Arbeitgeber lieh, in einer Reihe Frauenzeitschriften zu bewerben; und 5) seine eigene Aktiengesellschaft zu gründen, die heute eine führende Position in der Waschmittelindustrie innehat und Produktionsstätten im In- und Ausland unterhält. Göran Persson ist der Kopf eines Sauberkeitsimperiums, das dank MOON und KLEAROL und anderer Mittelchen blendend läuft. Das erlaubt ihm viel Freizeit. Außerdem hätte er schon vor Jahren in Pension gehen können, aber er hat keine große Lust, den Betrieb aus der Hand zu geben. Einst hat Persson geträumt, sein Sohn Speedo würde das Familienunternehmen übernehmen, aber diesen Traum hat er sich verbittert abschminken müssen.
    In Sachen Narkotika verfügt Göran Persson über eine Karriere, die Speedos in nichts nachsteht. Vor gut neun Jahren ging es mit Angstanfällen los; zunächst lehnte er aus falschem Stolz jede medikamentöse Behandlung ab, doch als er bei fünf oder noch mehr Panikattacken täglich war – manche davon dauerten über eine Stunde – ging er zu Dr. Friesberg und bat um Hilfe. Persson litt unter schwerer Atemnot, galoppierendem Herzrasen und dem Gefühl, jeden Moment könnte sein Kopf platzen. Dr. Friesberg feuerte zunächst mit 50 mg Zoloft pro Tag darauf los. Nun verhielt es sich so, dass Perssons pensionierter Freund vom Überwachungsdienst der Polizei sich ebenfalls mit Angst- und Panikgefühlen herumquälte, bei Xanax(Alprazolam)-Einnahme aber wegen eines heraufdämmernden Alzheimers furchterregende Wutanfälle erlitt, die übliche Reaktion, wenn Xanax und Alzheimer aufeinanderprallen. Daher bot er Persson seine restlichen Xanax-Bestände für geringes Geld zum Kauf an, und Persson stellte alsbald fest, dass Xanax ein weitaus potenteres Zeug war als Zoloft. Heute liegt der tägliche Xanax-Verbrauch des Waschmittelproduzenten bei drei bis vier Milligramm; ein vorläufiger Höhepunkt. Das Zoloft, von dem er zuletzt 100 mg pro Tag futterte, hatte ihn sehr enttäuscht, weshalb er nur zu willig die drei goldenen Regeln für effektiv gesteigerten