The Cocka Hola Company: Roman
Kategorien fest … he he … ja, um zur Sache zu kommen … also, ich hab eigentlich eine ganz einfache Anfrage. Neulich bei einem Bekannten, da habe ich einen Katalog gesehen, wo auch ein paar von deinen Arbeiten drin abgebildet waren … interessant, doch, wirklich interessant …
– … Ja? Tatsächlich? … Aber … ein Katalog? Ich hab doch gar nicht …
– Neeeeinalso, ich komme nicht mehr so genau darauf, wie der geheißen hat, aber egal, ich hab mir deinen Namen notiert … du bist doch Monica B. Lexow?
– Ja …
– Ja, also eine einfache Anfrage. Ich bin heute Abend in der Stadt, nur heute Abend, und ich hab gedacht, ob ich nicht vielleicht noch mehr von deiner Produktion sehen könnte, falls dir das heute passt … Also, könnte ich dich im Atelier besuchen? Heute noch, wenn’s geht?
– Ja … ja … ja, natürlich! Aber … wann?
– Tja, wann würde es dir passen?
– Äää … ich bin mehr oder weniger den ganzen Tag hier, nicht, da kannst du dir’s aussuchen, also, wann passt es dir am besten?
– Sagen wir um sechs, Monica, wäre dir das recht? Ich habe bis um fünf Termine, vor sechs schaffe ich es wahrscheinlich nicht. Oder warte mal … halb sechs ginge auch. Wäre dir das recht, Monica?
– Ja … ausgezeichnet! Die Adresse hast du?
– Ja, die von TEXTIL 16, oder?
– Ja, ja. Und … mein Atelier ist Nr. 309.
– Prima, Monica! Dann sehen wir uns also um halb sechs!
– Ja!
– Bis dann!
– Bis dann, ciao!
»FOTZE!« zischt Simpel, als er aufgelegt hat. Einige Minuten lang sitzt er da und kritzelt auf einem Blatt Papier herum, bis er sich ein bisschen abgeregt hat. »Das machst du nicht umsonst, Simpel. Die zahlt dir alle Nettigkeit und alles Charisma zurück, in Blut und Tränen! Halt durch, Simpel! Halt durch! Heute Abend belohnst du dich. Noch ein bisschen Süßholz raspeln, und dann belohnst du dich, und zwar gründlich.«
Dann steht er auf, zieht seine Jacke über und geht hinaus. Er macht zu Fuß eine große Runde, über den Opernplatz, an den Parlamentsgebäuden vorbei, bis zur S-gate, der Straße, wo die Studios von DESIREVOLUTION liegen. Um überhaupt normal funktionieren zu können, und darauf kommt es jetzt an, muss er sich erheblich beruhigen. Dazu der lange Fußweg. Auf dem Opernplatz spuckt er einem Riesenschnauzer auf den Rücken, ohne dass dessen Herrchen es bemerkt. Der Anblick des großen tabakbraunen Speichelklatschers auf dem Rücken des großen Hundes hebt seine Laune ein bisschen. Seit langem träumt er davon, mal einem großen Hund auf die Hoden zu spucken, aber das hat er noch nie geschafft.
Um zwölf steht er in der Rezeption von DESIREVOLUTION. Hinterm Tresen lächelt Fräulein Oppenheim ihm freundlich zu. »Pfui Spinne, wie kann man nur so aussehen«, denkt Simpel wie jedes Mal, wenn er sie sieht. Fräulein Oppenheim hat eine lange Laufbahn als britischer Pornostar hinter sich; jetzt hat sie die 50 überschritten, hält aber 100%ig an ihrem Porno-Outfit der alten Schule fest: hochtoupiertes, platinblondes Haar, Lippenstift in unvorstellbaren Rosanuancen, dito Nagellack undsoweiter. Simpel geht in den Fahrstuhl und fährt hoch, in die Betrachtung seines Spiegelbilds versunken. Sein Haar sieht im blassen Licht der Deckenlampen etwas dünn aus. Er unterdrückt ein Gähnen. Dann fällt ihm auf, dass seine Allwetter-Tarnkleidung für einen Galeristen nicht sehr glaubwürdig sein dürfte. »PapaHans kann mir sicher was Passendes leihen«, denkt er, und so ist es auch. Oben sitzt PapaHans mit R-Peter, und die beiden diskutieren darüber, ob das allgemein große Interesse des Publikums an Analsex auf eine homosexuelle Grundtendenz zurückzuführen sein mag. Als Simpel ihn nach einem Anzug fragt, nimmt er ihn in sein Büro mit und öffnet einen Schrank; darin hängt eine ganze Reihe qualitativ recht hochwertiger Anzüge.
– Nimm, was dir passt. Wir sind ja ziemlich ähnlich gebaut. Du hast eine Aktion vor, was?, fragt PapaHans.
– Ja, sagt Simpel.
Er nimmt den erstbesten Anzug. Einen Mantel bekommt er auch. Dann geht er ins Studio 2, wo das Aquarium steht, um seine Requisiten zu holen.
– Hei, Ssiimpel, sagt Motha, als er hereinkommt.
Halbnackt und verschwitzt sitzt sie da und trinkt mit Horatia und Zoolou Tee, dazu der splitterfasernackte Ricky Perez und ein paar Kameramänner, die Simpel nicht kennt. Sie machen gerade Pause bei einer Aufnahme von ÜBERBLOND. Neben der Bettenlandschaft, die sie aufgebaut haben, liegen ein paar
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