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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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nicht in Rage geraten. Doch allein schon die Nähe zu so viel verschiedenem Kulturzeugs treibt ihm den Puls hoch. Alles sieht ekelerregend kreativ aus; auch das Treppenhaus ist heruntergekommen, aber bunt. Im ersten Stock erstreckt sich ein Flur weit nach rechts und nach links. Die nächste Tür trägt die Nummer 118. Simpel begreift, dass er noch zwei Stockwerke in der Kulturereignishölle überstehen muss, bis er zu Raum 309 gelangt. Er starrt auf die Treppenstufen, um Veranstaltungstitel dieser Art nicht sehen zu müssen:

    KURS ODER KULTUR?
NEW BAD DESIGN
PACKE DIE ENERGIE!
Fireball . DREI KÜNSTLERINNEN VON HEUTE
MALEREI MIT MUT
BRÜCHE UND IMPULSE
VIERMAL KRAFTVOLLES SCHMUCKDESIGN
ART SUCKS. NEUE SKANDINAVISCHE KUNST
GEWEBTE STANDPUNKTE
GLAS UND LICHT
SWEDISH SUBVERTISEMENTS
PORZELLAN UND SINN
ART & WAR. WHAT ARE THEY GOOD FOR?
TEPPICHWUNDER

    Oben im dritten Stock setzt sich die Plakatkultur in beiden Richtungen den Flur entlang fort. »Satan! Wollen die die Leute umbringen, oder was?«, murmelt Simpel; er ist nach links abgebogen. Schon ein einziger solcher Titel könnte ihn fertig machen. Zugleich auf den Boden und nach den Türnummern zu schauen, ist schon eine gewisse Herausforderung. Er schielt den Flur hinunter und versucht, den Abstand zwischen den Türen einzuschätzen, dann geht er rasch draufzu, mit kurzen Seitenblicken an den Stellen, wo er die Türen vermutet. Diese Technik funkioniert ganz gut, nur bemerkt er viel zu spät, dass er hätte nach rechts gehen müssen. »VERKACKTE SCHEISSE!«, schreit er stumm und macht eine Kehrtwendung, den Blick auf den Boden genagelt. 309 liegt ganz den rechten Flur hinunter. Im Gebäude herrscht Grabesstille. »Arbeiten die Ärsche gar nicht?«, fragt er sich. Keuchend erreicht er Nummer 309. Er zieht sich den Mantel zurecht und schaut an sich hinunter. »Die beißt an. Die beißt an. Du siehst 100 Pro nach Galerist aus, Simpel. Das weißt du. Das weißt du.« Er wischt die Anzughose glatt, streicht sich mit der flachen Hand das Haar zurecht und klopft an.

    – Herein!, tönt es hoffnungsfroh von innen.

    Simpel öffnet langsam und sieht sofort seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Nicht nur, dass die Plakathölle sich drinnen unvermindert fortsetzt, die Plakate sind umgeben von dem grässlichsten Wandteppichspektakel, das man sich vorstellen kann; bemüht ungezwungen für seinen Besuch hergerichtet hängt das alles da. Vorn rechts an der Wand steht ein Webstuhl, darin ein weiteres halb fertiges Teppichmonster. Links ein Zeichentisch, überladen mit Farbtuben und Aquarellkästen und Skizzen, die Skizzen wuchern die Wand empor. In der Ecke rechts von der Tür eine Teeküche mit jeder Menge Teeutensilien. Und mitten in dem Ganzen thront Monica Berlitz Lexow mit offenem Gesicht und gespanntem Blick: ein Trumm aus Hobbydesign, allerlei Tüchern und gewagtem Plastikschmuck.
    Simpel wird es schwindlig. Er spürt, wie seine Gedanken zusammenschnurren. Sein Sprechvermögen bockt wie ein Esel. Als Filmeffekt ist Simpel in der Tür ein jähes Zoom-in-pull-out . »Das hier geht schief, wenn ich nicht sofort irgendein Ventil finde, einen Notausstieg, eine Öffnung, einen Leuchtturm, einen Aufhänger, einen Auslöser, irgendwas, egal was, Hauptsache, mein Hirn kommt wieder in Gang«, denkt er. Monica B. Lexow schaut ihn an. Simpel schaut zurück. Er sperrt den Mund auf und steht so da. Sein Blick flackert wirr durch den Raum, er versucht tapfer, sich zu fassen. »Das ist ja nicht mal eine echte Scheißdesignerin. Das Zeugs da ist Hobby-Kunsthandwerk von der harmlosesten Sorte. Was willst du hier?«, fragt sich Simpel. »Nein, denk an Berlitz! Berlitz! Reiß dich zusammen, Simpel! Du machst das hier wegen Berlitz, der soll die neunschwänzige Katze schmecken! Verlier dein Ziel nicht aus den Augen, du bist so kurz davor! Denk an Berlitz und tu’s! DO IT, verdammte Scheiße!«

    – Hallo … äää … irgendwas nicht in Ordnung?, fragt Monica.
    – …
    – Entschuldigung?
    – Oh … hallo … nein, alles okay, ich brauche nur kurz, um … die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen … he he …
    – Ja… Dann komm doch einfach rein und schau dich um. Bitte sehr.

    Simpel tritt in den Raum, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und atmet so schwer ein, dass seine Nase pfeift. Er stellt sich mitten ins Atelier und tut so, als würde er die Werke betrachten, während er heldenhaft darum ringt, sich zum Weitermachen zu motivieren. Monica – der im Laufe ihrer

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