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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Karriere als Textildesigner nicht unbedingt viele Atelierbesuche zuteil geworden sind –, ist so eifrig und aufgeregt, wie eine Kulturschaffende im Klimakterium es nur sein kann.

    – Ja, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt … Wolfgang Parson … Freut mich sehr …, sagt Simpel.
    – Hallo … Ich bin Monica.
    – Hallo (Pause). So, hier arbeitest du also … wie viele Ateliers sind eigentlich hier im Haus so?
    – Ach, weiß ich gar nicht genau. Um die zwanzig, dreißig, denke ich …
    – So viele? Hm … Ich bin noch nie hier gewesen, seltsam eigentlich, na ja, ich habe eben ziemlich viel im Ausland zu tun, aber einen Ort wie diesen sollte ich eigentlich kennen … einen Ort, wo man so … (Simpel schluckt und schließt die Augen) so starke … Arbeiten … sehen kann …

    Monica B. Lexow schlägt den Blick nieder und bietet Simpel einen Stuhl an. Er dankt, setzt sich, schiebt die Tasche unter den Stuhl. Rein äußerlich wirkt Simpel genau so, wie es sich für einen Kurator in einem Atelier gehört: Zu fein angezogen für den Ort, ganz offenbar aus einer anderen ökonomischen Sphäre stammend, aber bescheiden und interessiert. Nun hat sich Simpel ja schon immer für den Kultur- und Kunstzirkus interessiert, wie er es nennt. Wenn er sich entscheiden müsste, was er widerlicher, abstoßender findet, das Bürgertum oder den Künstler, dann stünde seine Wahl fest: den Künstler, da, wie Simpel es einmal PapaHans gegenüber formuliert hat: »… die Künstlerfotzen vor lauter Aufgeblasenheit am Ende scheißbürgerlicher sind als die Bürger selbst, und zwar mit viel mehr Begeisterung, als die Bürger je aufbringen würden, und wozu? Na, schlicht und einfach, um sich verfickte, scheißlangweilige, restlos unbrauchbare künstlerische Pseudoglaubwürdigkeit zu verschaffen … diese beschissenen, geldgierigen, versnobbten Ärsche von Künstlerschweinen …«
    Monica B. Lexow ist beides zugleich, großbürgerlich und Pseudokünstlerin. Das sieht Simpel auf einen Blick. Zwei Fliegen auf einen Streich. Drei, Berlitz mitgerechnet. Simpel schaut sie aus dem Augenwinkel an, er blickt durch die Hobbykünstlerkostümierung bis tief in ihre Bürgerseele, die sie nie wird ablegen können, und wenn sie sich noch so kramphaft aufputzt. »Du kannst dich von mir aus in tausend Fluddertücher wickeln, deinen Feine-Leute-Arsch rieche ich trotzdem bis hierher«, denkt er. Monica, von Simpels lobenden Worten befeuert, erklärt bereits, so intensiv und blumig, wie sie kann, Motivation und Entstehung jeder ihrer monströsen Textilkreaturen. Die haarsträubendsten Wörter fliegen Simpel um die Ohren: interessant, Spannungsverhältnis, faszinierend, betroffen, Suche, Präzision, Gefühlstiefe, Entdeckungen, Bauchgefühle, innovativ, bereichernd, Inspiration, Ausdruckskraft, poetisch, Problematisierung, Strenge, vibrations , lebensvoll, engagiert, selbstkritisch, konträr, unbändig, vital, provozierend, zart undsoweiter undsofort. Simpel muss ihren alles verschlingenden Redefluss irgendwie unterbrechen, sonst kann er sich nicht mehr von der Lähmung befreien, die ihn zu befallen droht; am besten, er kommt direkt zur Sache.

    – Äää … du, Monica …
    – Ja …?
    – Wie sehen deine Ausstellungspläne im Moment so aus?
    – Äh … Ich sage immer, ich reife noch … im Moment hab ich nichts Konkretes vor … ich will ja nichts zeigen, das ich noch nicht zeigen will … sag ich mal …
    – Ja … nein … richtig … richtig …
    – Alsooo … Pläne hab ich also keine … im Moment.
    – Was, wenn ich dich frage, ob du so fünf bis zehn Teppiche … Textildesignarbeiten … bei mir zeigen möchtest … in meiner Galerie, im Sommer? Ich plane eine Sommerausstellung, mit …
    – Oh? Im Sommer? … Willst du nicht erst noch mehr über mich wissen … und sie … also die Arbeiten?
    – Ich sehe, was ich sehe, sagt Simpel überzeugt und überzeugend. – Und was ich hier sehe, ändert sich nicht, egal, wie viel Worte man darüber macht.
    – … Ja? … Das ist ja … phantastisch! … Ja, also … ein paar von meinen … meinen »kleinen Ungeheuern« … hehe … ich muss ja so mit ihnen ringen, weißt du! … ein paar davon sind fertig, denke ich … eigentlich …
    – Dann sehe ich kein Problem. Du kennst dich mit den üblichen Galeriekonditionen aus? Ich bin nicht besonders teuer, ich nehme 30% der Verkaufssumme, manche kassieren bis zu 50, 60%, die sind so gierig wie’s Finanzamt, he he …
    – He he he.
    – … Und ich

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