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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Weinglas, in dem es nach wie vor munter sprudelt. »Mist! Noch mehr Zeit gewinnen!«, denkt er und legt mit einer schwachsinnigen Tirade über Itten und seine Farbgebung los. Im Handumdrehen hat Monica B. Lexow a) wiederum angebissen; b) Simpels eher theoretische Darlegung in irgendein Chakren-Gerede und Stuss über Farbfrequenzen umgebogen, und c) hält sie ihren blödsinnigen Schnack selbstständig am Laufen, nur dann und wann durch kleine verbale Stupser simpelseits ermutigt, während er immer wieder zu den Gläsern hinschmult. Entsetzt stellt er fest, dass der Wein in ihrem Glas deutlich heller geworden ist; immerhin hat er aufgehört zu sprudeln. Rasch erwägt er verschiedene Alternativen, beschließt dann, das verfluchte Glas einfach zu holen. Er geht hin und nimmt es, das andere lässt er stehen; jetzt nur nicht ertappt werden. Er gibt ihr das Glas, sie bedankt sich artig. Simpel bemerkt, dass sie den Wein prüfend anschaut; kurz fürchtet er, er könnte die Nerven verlieren, aber er blickt beiseite und quält sich eine Erklärung ab:

    – Ja, wie ich sehe, schaust du den Wein an … die Farbe ist ganz natürlich, falls die dich wundert. Ich war gerade in Katalonien, weißt du, und hab diese Flaschen von da mitgebracht … das ist Frühlingswein … schon mal davon gehört? … Junger Wein, anders gesagt. Darum ist der so hell. Ich bringe immer ordentlich was mit … Hauptsache, der Zoll kommt mir nicht auf die Schliche – kein Wörtchen darüber, ja! Also, ich liebe diesen Wein aus Katalonien. Junge Trauben! So frisch! Lebendig! Wein aus jungen Sprossen , sag ich mal. Eine Huldigung an alles, das wächst, das reift – eine Huldigung an dich und mich, Monica! Ja, so kann man es nennen!
    – Ah … Monica windet sich. Sie ist eine von denen, die ihre Unsicherheit nicht verbergen können, wenn sie auf unbekanntes kulturelles Terrain geraten. Sie führt das Glas an den Mund, in der Hoffnung, ihre vermeintliche ethno-kulinarische Unbedarftheit vergessen zu machen. Aber der Wein schmeckt ganz abscheulich! Sie verzieht das Gesicht und trinkt so gut wie nichts. Erschrocken schaut Simpel sie an und quält sich ein hysterisches Lachen ab:
    – HAHAHA! … jetzt hättest du dich sehen sollen! HAHAHA! Oh Monica, du bist unbezahlbar! HAHAHA! Ojojoj! Ja, nein, tut mir Leid – das ist natürlich meine Schuld. Weißt du, wenn man diesen traditionellen Frühlingswein trinkt, das ist … he he he … sozusagen, als ob man die Oliven direkt vom Baum isst … falls du das schon mal getan hast? … Nein? Na, nicht zu empfehlen. Tut mir Leid, Monica, ich hätte dir zuerst zeigen sollen, wie die alten Katalanen diesen … diesen sehr traditionellen und sehr charakteristischen Wein trinken. He he he. (Gespielt nachsichtig schüttelt Simpel den Kopf, während er sein Glas holt. Auf dem Rückweg legt er die Hand darum, um die Farbe zu verbergen.) Jetzt zeige ich dir mal, wie sie es machen bei der Fiesta …. Menjor… Menjorita in Cohofenito … mal sehen … sie halten das Glas so, mit beiden Händen, und dann muss man vor allem den Takt der Musik mitmachen (Simpel schwingt die Hüften) und mitsingen: CO-HO-FE-NI-TO! … CO-HO-COHO-FE-FE-NI-HI-TO! FENITO-FENITO-FENI-TO-FE-NI-TO!!! (Er stürzt den Inhalt seines Glases hinunter). So! hast du gesehen? So machen sie das. Du ahnst ja nicht, was da unten los ist, wenn die Fiesta Menorama von Dörfchen zu Dörfchen reist. Ein Erlebnis ist das!

    Monica ist etwas blass. Simpels Ethno-Märchen hätte sie mitreißen sollen, stattdessen ist sie still und wirkt so unsicher und beklommen, dass Simpel – voller Angst, alles könnte jetzt noch platzen – sie vom Sofa hochzieht, ihr eine Hand auf die Hüfte legt und sie im Takt schwenkt, während er ihr beschwörend in die Augen starrt und singt: »COHO-COHO-FENI-FENI-TOTO!« Monica schaut ihn an und führt das Glas widerwillig zum Mund. Simpel hilft mit dem Zeigefinger nach, er drückt behutsam, aber nachdrücklich an den Fuß des Glases, er zwingt und quält sie so, wie man es eben darf, wenn es um etwas Exotisches und seltsame Gebräuche und Ethnofutter geht. Er lässt nicht locker, bevor der allerletzte Tropfen in Monica B. Lexows breitem Designermund verschwunden ist. Sie hickst und stößt auf.

    – Na, jetzt war es gar nicht so schlimm, oder?
    – Mmm …, sagt Monica.

    Simpel weiß nicht, wie lange es dauert, bis die Schlaftabletten wirken. Er nimmt schon lange keine mehr, das Xanax war in den letzten zehn Jahren sein bester Freund.

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