The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
hallten seine Worte durch meinen Kopf.
„Nein! Ross!“, schrie ich.
Ich zitterte am ganzen Körper, denn die Klinge in meinen Händen, hatte seinen Tod herbeigeführt. Die schreckliche Vision hatte sich erfüllt! Aber, auch wenn sein Blut an meinen Händen klebte, war es nicht meine Schuld. Es war nicht meine Schuld! Es war ihre! Nathaira hatte ihn gestoßen! Ich hatte doch nur reagiert, mich verteidigt, versucht, mich zu schützen! Sie hatte es genauso gemacht, wie Ross es mir im Wald gesagt hatte: Sie hatte den Moment der Überraschung zu ihrem Vorteil genutzt.
Ich erhob mich, die Hände mit der blutigen Waffe von mir gestreckt. Da bemerkte ich, dass Nathaira um Hilfe rief.
Ich war völlig verwirrt. Es war unmöglich, dass Nathaira Stuart mich fürchtete, also warum …?
Langsam drehte ich mich um, sah die entsetzten Gesichter der Wachen über den Zinnen und wusste, was sie dachten.
Die Gefangene – eine Cameron – hatte einen von ihnen getötet.
„Lauf!“, flüsterte Nathaira, und ich sah sie irritiert an.
„Lauf …“, wiederholte sie, „… heute lass ich dich gehen, aber es ist noch nicht vorbei!“
Ich schüttelte den Kopf, denn ich wusste, was nun geschehen würde, wusste um die Lawine, welche gerade ins Rollen gekommen war. Ausgelöst durch mich.
Es war nicht das Ende, es war der Anfang.
Kapitel 30
Friedhof bei Auld a´chruinn, November 2010
Der Herbst war kälter und feuchter als in den letzten Jahren, und die Bäume trugen schon jetzt fast kein Laub mehr. So schnell, wie die Blätter ihre Farbe verloren und welk zu Boden fielen, schwanden auch Paytons letzte Reserven. Die Tage, in denen er alles erbrochen hatte, was er zu sich nahm, lagen zum Glück hinter ihm. Aber nur deshalb, weil er seitdem darauf verzichtete, überhaupt zu essen. Dafür lief ihm mittlerweile das Blut aus der Nase, sobald er sich aufsetzte oder sich sonst in irgendeiner Form bewegte. Seine Haut war fahl und sein Blick glasig im Fieberdelirium.
Trotzdem lächelte er immer dann, wenn wieder eine neue Erinnerung auf ihn einströmte. Eine Erinnerung an Sam. Wie sehr er sie vom ersten Moment an geliebt hatte, überraschte ihn nicht, denn sie war sein Schicksal. Seine Bestimmung.
Sean schien sich hingegen nur sehr schwach an Sam zu erinnern, und er hoffte, dass es sich nicht nur um Hirngespinste handelte, die aus dem Wunsch heraus, Sam zu finden, diese Bilder in ihren Köpfen erzeugten.
Es waren inzwischen so viele Tage vergangen, aber sie war nicht zurückgekehrt. War dies überhaupt möglich? Konnte sie zu ihnen zurückkommen? Roy hatte, ebenso wie sie selbst, keinen Weg gefunden, Sam zu helfen. Weder tat der Gedenkstein mysteriöse Dinge noch gab es sonst einen Hinweis auf Sams Verschwinden. Darum kehrte der Lehrer unverrichteter Dinge wieder nach Aviemore zurück, versprach aber, seine Unterlagen gründlich zu durchforsten. Er wollte sich melden, wenn ihm noch etwas einfallen würde.
Payton bekam von alledem so gut wie nichts mit. Er lehnte an dem Stein und floh in seine Erinnerungen.
Trotzdem spürte er, wie seine Zeit ablief, so, wie das Laub fiel.
Kapitel 31
Burg Burragh, November 1740
„Wie konntest du das zulassen?“
Paytons aufgebrachte Stimme hallte durch die ganze Burg. Er raufte sich die Haare und ging nervös auf und ab. „Weißt du nicht, was sie ihr antun werden?“
„Beruhige dich, Payton! Ich hatte kein Recht, sie hierzubehalten. Ich habe es versucht, aber Dougal hat darauf bestanden; der Anspruch auf das Mädchen läge bei ihnen. Was sollte ich sagen …“, versuchte sein Vater, ihn zu beruhigen.
„Du hättest sagen können, er solle sich zum Teufel scheren!“
„Schluss jetzt!“
Fingal schien das schlechte Gewissen zu plagen, weil er Samantha hatte mitgehen lassen. Trotzdem wollte er sich vor seinem Sohn nicht rechtfertigen.
„Ich habe getan, was ich konnte. Blair ist ebenfalls auf Galthair . Er wird nicht zulassen, dass dem Mädchen etwas geschieht. Ich trug ihm auf, Cathal um eine milde Behandlung für Samantha anzuhalten. Außerdem werde ich mich, sobald es meine Gesundheit erlaubt, persönlich auf den Weg machen und mit Cathal sprechen. Er ist unser Bündnispartner und wird meinen Wunsch, mir das Mädchen zu überlassen, nicht abschlagen können.“
Payton war nicht überzeugt. Wenn er doch nur gestern noch nach ihr gesehen hätte. Dann hätte er Sams Verschwinden schon viel früher bemerkt und hätte ihr folgen können.
„Das reicht nicht, Vater! So lange kann ich
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