The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
diesem Gemetzel niemals beteiligt, wenn sie keinen persönlichen Grund zum Kampf gehabt hätten“ , hatte sie Cathal im Motel ihre Schuld eingestanden, kurz bevor sie selbst gestorben war.
Als sie 2010 diese Geschichte erzählte, hatte ich den Schmerz und die Wut über diesen Verrat schon sehr stark gespürt, aber nun, wo ich dabei war, all dies selbst zu erleben – nein, sogar zu verantworten hatte –, sank ich kraftlos zu Boden und weinte hemmungslos. Dunkle Wolken schoben sich vor den Mond und stießen die Welt in einen schwarzen Schlund. Ein greller Blitz zuckte über den nächtlichen Himmel. Brannte sich in die Dunkelheit.
***
„Diese feigen Mörder! Dafür werden sie büßen!“, brüllten die Männer durcheinander.
„Wir werden sie in die Hölle schicken!“
„Brennen wir die Burg nieder!“
Die hasserfüllten Stimmen schrien nach Vergeltung, und die einzige Frau in ihrer Mitte riss ihr Schwert aus der Scheide und ließ ihren schwarzen Hengst auf die Hinterbeine aufsteigen: „Beenden wir diese Fehde! Niemand soll es jemals wieder wagen, sich an einem von uns zu vergreifen! Tod den Camerons!“
Sie trieb dem Tier die Fersen in die Flanken und preschte auf die Burg der Feinde zu. Ihr schwarzes Haar wehte wie ein unheilvolles Banner hinter ihr her und lockte die Männer, ihr zu folgen. Payton sah zu seinem großen Bruder auf, zu dem Mann, dem er die Treue geschworen hatte, dem Mann, dessen Befehl er gehorchen würde.
Blair hatte Nathairas Nachricht vom Mord an Kyle tief getroffen. Seine letzten Worte zu dem Jungen hatte er im Zorn gesprochen, und Payton wusste, dass Blair dies unendlich bedauerte. Hass brannte in Blairs Augen, als er sein Schwert zog und befahl:
„Rächen wir unseren Bruder!“
Niemand blieb zurück, keiner zögerte, alle wollten Mord mit Mord vergelten.
Auch Payton wollte den Schmerz mit Blut betäuben. Wollte denjenigen, der Kyle dies angetan hatte, mit eigenen Händen umbringen, darum jagte er den anderen nach und zog sein Breitschwert noch im Galopp.
Es hatte nicht lange gedauert, bis sie die schlecht bewachte Brustwehr gestürmt und das Tor geöffnet hatten. Nun schlugen sie sich erbarmungslos ins Herz der Burg vor, und die überrumpelten Camerons fielen ihrem glühenden Hass zum Opfer. Männer, Frauen und Kinder fanden ihren Tod durch die wütenden Klingen der Angreifer.
Paytons Schmerz beherrschte sein Handeln, ließ ihn wieder und wieder die Waffe gegen die langsam zu sich kommenden Krieger erheben.
An seiner Seite kämpfte der Jüngste im Bunde. Cathals kleiner Bruder Kenzie, der zum ersten Mal mit in die Schlacht gezogen war. Unbedacht in seinem Blutrausch, ging er Gegner an, die ihm an Erfahrung und Kraft weit überlegen waren, und Payton blieb nichts anderes übrig, als dem Heißsporn den Rücken freizuhalten.
Er folgte ihm in den Wohnturm hinein, stolperte fast über den leblosen Körper einer niedergestreckten Magd. Gerade noch sah er, wie Kenzie die Treppe hinaufstürmte. Er eilte hinter ihm her, vernahm das Klirren von Waffen und die Rufe der Krieger, als er ebenfalls den Turm hinaufstieg. Die gewundene Treppe war dunkel, einzig der Mond schickte sein schwaches Licht durch die winzigen Schießscharten.
Die fast vollkommene Schwärze ließ Payton einen Moment innehalten, überdeckte gnädig das blutrote Rauschen in seinem Kopf. Schwer atmend blieb er stehen und presste seine Stirn gegen den kalten Stein. Er fühlte die Tränen, die seine Wange hinabliefen, roch das Blut an seiner Kleidung und fühlte den schweren Stahl in seiner Hand.
Das Bild seines toten Bruders brannte sich einen Weg in seine hasserfüllten Gedanken, und ihm wurde die Kehle so eng, dass er glaubte, hier auf den Stufen zu ersticken.
Kyle war ein Kind der Sonne gewesen. Wo er auftauchte, da war Freude. Niemals hätte er gewollt, dass all diese Menschen für ihn sterben würden. Er hatte Gewalt nie gutgeheißen, noch nicht einmal die Jagd gemocht. Benommen taumelte Payton weiter.
Mit dem Gefühl, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben, ging er weiter. Die eisige Luft auf dem Zinnenkranz war wie ein Peitschenhieb für sein dumpfes Gemüt. Sein orientierungsloser Blick heftete sich an Kenzie, der sich einem Mann gegenübersah, der es kaum geschafft hatte, sich anzukleiden, ehe er zu den Waffen gegriffen hatte. Er trug weder Schuhe noch Hemd. Trotzdem schwang er die Axt im Kampf um sein Leben mit tödlicher Präzision.
Wenn Payton dieses brutale Massaker beenden wollte, durfte er
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