The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
der fünf Schwestern handelt von einem Mann, der vor langer Zeit mit seinen fünf Töchtern in der Nähe von Kintail lebte. Man sagte ihm nach, er sei ein Druide gewesen. Er soll seine Töchter so sehr behütet haben, dass sie voll Unschuld, aber auch unwissend heranwuchsen. Sie seien alle ausnehmend schön gewesen, so schön, dass kein Mann aus der Umgebung es jemals wagte, die Mädchen anzusprechen, auch aus Angst vor dem Vater.
Eines Tages schickte er die Mädchen aus, am Loch Fische zu fangen. Dieser Tag war der Tag ihres Unterganges, denn das Böse lauerte in Gestalt zweier ansehnlicher Männer auf die Mädchen. Die beiden ältesten Schwestern waren am Ufer zurückgeblieben, und, als die Männer sich ihnen vorstellten, erlagen sie augenblicklich deren schmeichelnden Worten und deren Wohlgestalt. Und, weil sie niemals zuvor dem Bösen ins Antlitz geblickt hatten, erkannten sie es nicht. Den fremden Kriegern war es ein Leichtes, die schönen Mädchen mit ihren Lügen zu täuschen und ihnen mit falschen Versprechungen das Herz zu stehlen. Mehrere Tage kamen die Schwestern zum Fischen zurück. Die Jüngsten ruderten auf den See hinaus, die älteren blieben am Ufer zurück. Und an jedem dieser Tage kamen die Männer ihnen näher. Sie stahlen sich nicht nur in die Herzen der Maiden, sondern eroberten am Ende auch deren Leib. In ihrer Unschuld, den honigsüßen Worten der mit falscher Zungen sprechenden Krieger vertrauend, hielten sie dies für Liebe. So hatten sich die Männer ihnen doch durch ein Versprechen angetraut.
Als die Schwestern am nächsten Tag wiederkehrten, waren die stattlichen Krieger verschwunden. Sie erkannten ihren Fehler, und ihre gebrochenen Herzen riefen ihre Qual so laut hinaus, dass es die Mädchen umzubringen drohte. Durch die innige Liebe unter ihnen fühlten alle fünf den gleichen Schmerz, spürten den Verrat, als wären die Herzen aller für immer verloren. So wussten sie sich nicht anders zu helfen, als sich ihrem Vater anzuvertrauen. Dieser gab sich selbst die Schuld am Unglück seiner geliebten Töchter und konnte es nicht ertragen, deren Leid zu sehen. Ihre reinen Herzen konnten mit dem Verrat nicht umgehen, und so tat er das Einzige, was ein liebender Vater, der die Macht hatte, seinen Kindern den Schmerz zu nehmen, tun würde. Er errettete ihre Herzen und erlöste sie aus ihrer Qual.
Zu Stein ließ er seine Töchter werden, auf dass sie geschützt waren für alle Zeit, und keiner ihnen mehr Schmerz zufügen konnte. Einzigartig und wunderschön wie jedes seiner Kinder hatte er die Berge geformt und jeder Tochter damit seine Ehre erwiesen. Und wenn die Zeit kommen würde, dass sie stark wie die Felsen, die sie von nun an umgaben, wären, so würden sie nur ihre goldenen Stimmen erheben müssen und sich zurückverwandeln zu den unbeschwerten Maiden, die sie waren, ehe sie dem Bösen ins Antlitz gesehen hatten. Dann würden sie dem von Rosen gesäumten Pfad folgen können, den er ihnen durch alle Zeit offenhielte, um zu ihm zurückzukommen und ihm seine eigene Schuld an ihrem Unglück zu vergeben. Solange die Rosen im Schatten der Schwestern blühten, sollte ihnen der Weg zurück in ihre Jugend und die liebenden Arme des Vaters bereitet bleiben.“
Als Payton zu Ende erzählt hatte, liefen mir Tränen über die Wange und benetzten seine Brust.
„Ist das nicht eine wundervolle Geschichte?“
Ich hatte Mühe, meiner Stimme Kraft zu geben, so sehr berührte mich das Schicksal der Schwestern.
„Das ist sie, mo luaidh.“
Schweigend lagen wir beieinander, und unsere Herzen schlugen im Einklang. Durch das Fenster fiel das Mondlicht auf unsere Bettdecke, und ich sah die fünf Bergspitzen vor mir. Fünf Seelen, geschützt durch harten, ewig währenden Stein.
Und ich dachte an den Weg, den der Vater ihnen durch alle Zeit offenhielt. Konnte dieser Weg tatsächlich existieren?
„Wie sollen wir ihn finden?“, sprach ich leise meine Gedanken aus.
„Ich habe so eine Ahnung, wo wir mit unserer Suche beginnen sollten“, antwortete Payton schläfrig. Im nächsten Moment verriet mir sein gleichmäßiger Atem, dass er eingeschlafen war. Ich lag noch lange wach, behütete seinen Schlaf und betete um eine gemeinsame Zukunft mit dem Mann an meiner Seite. Denn mich würde niemand in Stein verwandeln, um mir den Schmerz zu nehmen. Ich würde mit dieser Qual leben müssen.
Kapitel 8
Es war ein nebliger Morgen. Die Feuchtigkeit drang mir durch die Kleidung, und eine Gänsehaut überzog meinen
Weitere Kostenlose Bücher