The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Vorsichtig steckte ich mir die Klinge seitlich in den Gürtel und ließ mich in Paytons Arme gleiten.
Als wir endlich den Abstieg hinter uns hatten, beeilten wir uns, Sean auf den Friedhof zu folgen. Aber, ehe wir durch das Tor traten, zog mich Payton an sich, warf einen Blick über die Friedhofsmauer und duckte sich dann hinter die Mauer. Er zog mich mit sich zu Boden, und meinen Protest, schon wieder im nassen Gras zu landen, erstickte er mit einem Kuss. Seine Hand fuhr in meinen Nacken, er zog mich noch näher zu sich heran. Ich überließ mich willenlos seinem stürmischen Kuss, den ich nur zu gerne erwiderte.
„Entschuldige, mo luaidh, aber ich wollte deine Nähe spüren. Ich habe Angst, nicht mehr viel Zeit zu haben.“
Sanft strich ich ihm mit dem Finger über die Wange, streifte seine Lippe und verweilte an der Narbe an seinem Kinn. Natürlich hatte er Angst. Ich selbst konnte kaum atmen, so sehr fürchtete ich um ihn, wollte nicht über diese schrecklichen Dinge nachdenken. Mir nicht vorstellen, wie es wäre, ihn zu verlieren. Diese Saat gar nicht erst keimen lassen.
„Woher hast du die?“, wechselte ich das Thema und hauchte einen Kuss auf sein Kinn.
„Die Narbe? Oh, die habe ich schon ewig. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern. Es gab eine Zeit in meiner Jugend, da kassierten Kyle und ich täglich irgendwelche Schrammen. Sicher ist es eine davon.“
„Kyle? Ist das dein Bruder? Der, von dem Nathaira gesprochen hat?“
Payton schwieg, aber seine Augen verdunkelten sich.
„Warum habt ihr Schrammen kassiert? Gab es so viele Gefechte?“
Ein Lächeln. „Nein, zu der Zeit, von der ich sprach, haben Sean und Blair versucht, ihr Können mit dem Breitschwert mit uns, ihren kleinen Brüdern, zu teilen. Allerdings waren sie sehr gute Kämpfer gewesen, aber wirklich schlechte Lehrer. Es verging kein Tag, an dem nicht Blut floss.“
„Ich glaube ja, deine Brüder erkannten, dass du der attraktivste von allen bist, und haben versucht, dies ein wenig zu korrigieren“, scherzte ich.
„So? Denkst du? Eigentlich war Kyle der Schönste von uns. Er war schon ein hübsches Baby gewesen, und mit jedem Jahr, das er älter wurde, wurde er attraktiver. Die Mädchen hätten sich um ihn geschlagen und Liebeszauber angewendet, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, das versichere ich dir.“
„Das stimmt!“, mischte sich Sean ein, der gerade seine Beine über die Mauer schwang und uns einen finsteren Blick zuwarf. „Und nur damit du es weißt: Wenn Blair oder ich vorgehabt hätten, Payton einen Kopf kürzer zu machen, dann ginge dir dein stattlicher Schotte jetzt nur bis zur Nasenspitze. Außerdem bin ich erschüttert, dass du den da hübscher findest als mich!“
„Wie lange lauschst du denn eigentlich schon?“, mischte sich Payton ein, dem es augenscheinlich nicht gefiel, wie über ihn gesprochen wurde.
„Ich lausche nicht, aber ich sitze schon ein Weilchen auf der anderen Seite der Mauer, weil ich euch etwas zeigen wollte. Aber ihr habt es ja vorgezogen, hier in der Heide ein kleines Schäferstündchen zu halten. Da wollte ich nicht stören.“
„Danke für die Rücksicht, aber wir haben kein Schäferstündchen gehalten!“, rief ich und merkte, wie mir die Röte in die Wangen schoss.
„Wie auch immer, was wolltest du uns zeigen?“, beendete Payton unser Geplänkel.
Sean deutete über die Mauer auf die Gräberreihe. Hinter denen erhob ein grauer Obelisk sein spitzes Haupt in den Himmel.
„Weil wir nicht wissen, wonach wir suchen, würde es Tage dauern, alles genau unter die Lupe zu nehmen. Ich dachte die ganze Zeit, es müsste ein kleiner Hinweis oder so etwas wie ein Mechanismus sein, der hier versteckt ist. Aber, als ich da so stand und grübelte, landete diese Krähe genau auf dem Obelisken. Und da kam mir der Gedanke mit der Zeit. Obelisken an sich stellen ja so was wie zu Stein gewordene Sonnenstrahlen dar und sollen die Verbindung zwischen Himmel und Erde symbolisieren. Darum wäre es nicht ungewöhnlich, einen Grabstein in dieser Form zu sehen. Aber dieser hier steht nicht an einem Grab. Er steht völlig frei. Früher maß man am Lauf des Schattens um den Obelisken die Zeit. Ich weiß, es ist nicht viel, aber besser als nichts. Also, was ist? Wollen wir den Obelisken auseinandernehmen und endlich das Tor finden?“
Tatsächlich klang Seans Ausführung irgendwie logisch, und mit neuem Mut und viel Enthusiasmus unterzogen wir die Steinsäule einer intensiven Untersuchung.
Sean und
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