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The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

Titel: The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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angefressen worden zu sein, und der undefinierbarer Inhalt hatte sich über den Boden verteilt. Ganz schwach war der Duft von Kräutern zu erahnen, und ein getrockneter Bund irgendwelcher Pflanzen hing von der niedrigen Decke herab. Als ich ihn versehentlich mit dem Kopf berührte, rieselten die dürren Blätter auf mich herab.
    Schnell ging ich noch etwas weiter hinein. Es sah nicht so aus, als gäbe es hier etwas Genießbares. Was immer in den Fässern gewesen sein mochte, war bestimmt längst verdorben. Mein Magen protestierte mit einem lauten Knurren gegen dieses traurige Feststellung. Vielleicht würde ich in der Kate selbst mehr Glück haben.
    Gerade als ich durch die schmale Tür ins Freie treten wollte, ließ mich lautes Hundegebell erschrocken innehalten.
    „Scheiße!“, fluchte ich.
    Unter keinen Umständen wollte ich hier erwischt werden. Nicht nur, dass ich fürchtete, für einen Dieb gehalten zu werden, sondern auch, weil mir meine Aufmachung vermutlich den Scheiterhaufen einbringen würde. Ich zog die Tür zu und war froh um das wenige Licht, welches durch die Ritzen der Bretter fiel.
    Die Geräusche kamen näher. Nun konnte ich auch Pferde hören. Ihre Hufschläge wurden immer lauter. Meine Gedanken überschlugen sich. Hier konnte ich mich nicht verstecken. Sobald jemand die Tür öffnen würde, wäre ich verloren. Man würde mich für eine Hexe halten, denn wie konnte meine Aufmachung, meine bestimmt unzeitgemäße Sprache und mein Mangel an Wissen über die Sitten und Gebräuche anders erklärt werden?
    Ich wollte versuchen, mich hinter einer der Kisten zu verstecken, und schob diese gerade ein Stück von der Wand weg, als der morsche Deckel brach. Mein Blick fiel auf grob gewebten Stoff, und ich riss die restlichen Latten beiseite.
    Männerstimmen ganz in der Nähe.
    „So eine verdammte Scheiße!“
    Schnell wühlte ich mich durch die Kiste, versuchte, dabei keinen Laut von mir zu geben. Meine Hände zitterten vor Angst. Ein ums andere Stück Stoff glitt durch meine Finger, bis ich tatsächlich etwas fand. Es war eine Art Hauskleid. Sehr schlicht und unförmig, aber für die tägliche Arbeit im 18. Jahrhundert wahrscheinlich bestens geeignet.
    Ich zog mir den kratzigen Stoff über den Kopf, froh, ihn nicht auf meiner bloßen Haut spüren zu müssen, und beeilte mich, den Rock über meiner Hose bis hinunter zu meinen Füßen glatt zu streichen. Das funktionierte so aber nicht. Die Hose zeichnete sich deutlich unter dem Stoff ab, und, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte, sie auszuziehen, blieb mir doch nichts anderes übrig. Ein angenähtes Band um die Taille würde dem Sackkleid etwas mehr Form geben. Aber – wenn es eines gab, was ich nicht wollte, dann diesen Männern zeigen, dass ich eine Taille hatte.
    Also band ich eine ganz lockere Schleife und hoffte, dass der weite Schnitt mich möglichst unvorteilhaft aussehen ließ und auch den Dolch versteckte, den ich mir mit meinem Gürtel um den Oberschenkel gebunden hatte.
    Ich zuckte furchtbar zusammen, als das wilde Gebell plötzlich direkt vor der Tür erklang. Krallen wetzten über das Holz. Ich duckte mich hinter ein Fass und machte mich so klein wie nur möglich.
    „Was ist, mein Guter? Was hast du da gefunden? Eine Ratte?“
    Das Jaulen und Kratzen ging weiter, und der Mann lachte.
    „Ja, wenn du so wild darauf bist, dann los. Schnapp sie dir!“
    Die Tür wurde aufgerissen, und, da sich meine Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, war ich einen Moment geblendet. Dann sah ich den Mann. Sah genau in seine Augen, als der riesige Hund mich auch schon umstieß und sich zähnefletschend über mich beugte. Zäher Speichel troff aus dem Maul genau auf meine Wange und ich schrie. Schrie um mein Leben.
    Die geifernde Bestie wurde beiseitegeschoben und wieder dieses Gesicht. Mir wurde schlecht, ich fühlte mich wie betäubt, konnte nicht aufhören zu kreischen und vermochte nicht einmal, die Arme zu heben, um den Faustschlag in mein Gesicht abzuwehren, den ich wie in Zeitlupe auf mich zukommen sah.
    Die Dunkelheit verschlang mich, aber sie war nicht gnädig. Bilder spukten durch meinen Kopf, geweckt durch den pochenden Schmerz an meiner Schläfe:
    Ich hielt den Dolch umklammert, hatte ihn so fest hineingestoßen, dass meine Faust die reglose Brust des Mannes berührte, fühlte, dass das Herz unter meinen Fingern nicht länger schlug. Ein Wort trieb durch meinen wirren Verstand: Verrat
    Ich hob den Blick und sah in seine Augen. Eine

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