The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
aufzuschließen.
Schweigend ritten sie durch den sich langsam auflösenden Nebel gen Süden. Immer tiefer führte der Weg sie in die Berge hinein, bis sich diese beinahe bedrohlich um sie herum erhoben. Etliche kleine Sturzbäche spülten über ihren Weg und trugen losgelöste Steinbrocken mit sich, sodass an manchen Stellen die Pferde ihre Mühe hatten, weiter voranzukommen.
Das unebene Gelände und das zusätzliche Gewicht der Frau erschöpften Dougals Pferd. Um die Mittagszeit hatten sie erst die Hälfte der Strecke geschafft, die zum vereinbarten Treffpunkt führte. Die Pferde wurden langsamer und der letzte Anstieg hatte ihnen Schaum vor die Mäuler getrieben. Sie brauchten dringend eine Pause.
Wenige Meilen weiter hatte der letzte Regen ein Rinnsal in einen reißenden Bach verwandelt, und sie beschlossen, eine Rast einzulegen. Duncan und Dougal lagen bereits ausgestreckt im Gras, ihre Breitschwerter nur eine Armeslänge entfernt, während Ross noch die erschöpften Pferde zum Wasser führte. Auch die Hunde kamen hechelnd angelaufen, um ihre Zungen in das kühle Nass zu hängen. Als einer von ihnen mit einem Satz in den Bach sprang, spritzte Wasser auf. Die Pferde wieherten scheu und traten nervös auf der Stelle.
Die Frau stöhnte benommen auf, und Ross beeilte sich, sie vom Rücken des Pferdes herunterzuheben, ehe sie durch eine unbedachte Bewegung die unruhigen Tiere erschrecken würde.
***
Unsanft wurde ich auf den Boden befördert. Mein Kopf schlug hart auf dem großen Stein auf, an den ich angelehnt wurde. Ich fühlte mich furchtbar, und meine körperliche Schwäche machte mir Angst. Erst jetzt konnte ich einen Blick auf den Mann werfen, der vor mir stand. Grelle Bilder blitzten vor meinem geistigen Auge auf. Zu kurz, um sie zu begreifen. Es war wie der Nachhall eines Traumes, wie eine verblasste Erinnerung. Ich wischte mir übers Gesicht und befeuchtete meine rissigen Lippen mit der Zunge. Ich hatte furchtbaren Durst. Vielleicht konnte ich deshalb keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Der rothaarige junge Mann sah mich misstrauisch an, so als erwartete er, mir würde ein zweiter Kopf wachsen. Da ich mich fühlte, als sei ich von Aliens entführt worden, schien mir das mit dem zweiten Kopf noch nicht einmal abwegig. Ich fasste mir an die Kehle und sah sehnsüchtig auf das Wasser vor mir. Mittlerweile war es mir scheißegal, dass die dreckigen Köter in meinem Trinkwasser badeten und den Schlamm aufwühlten. Ich wollte nur eines, meinen verdammten Durst stillen! Dieses Bedürfnis war stärker, als meine Angst vor dem Fremden.
„Bitte …“, flehte ich mit kratziger Stimme. „… kann ich bitte etwas trinken?“
Sein Blick huschte vom Ufer zu mir und zurück, ehe er das Risiko wohl als gering einschätzte und mir mit einem Kopfnicken bedeutete, mich zu bewegen.
„Aye, aber mach keine Dummheiten“, drohte er, während er mir auf die Beine half und mich vor sich her zum Ufer dirigierte.
Ich hatte keine Ahnung, welche Dummheiten ich mit gefesselten Händen in der Gegenwart von zähnefletschenden Wolfshunden hätte machen sollen. Da mein Durst aber ohnehin jeden anderen Gedanken verhinderte, beschränkte ich mich darauf, mir das kühle Nass gierig in den Mund zu schaufeln.
Himmel, war das köstlich. Ich meinte fast, die Mineralien herauszuschmecken, die das Wasser auf seinem Weg die Berge herab aus den Felsen gelöst hatte. Es war eisig, aber eine echte Wohltat für meine ausgedörrte Kehle.
„Nicht so viel auf einmal“, warnte mich der Bursche. „Trink in kleinen Schlucken, sonst wird dir schlecht.“
Langsam ließ ich die Hände sinken und im Bach verschwinden, genoss das Gefühl der Strömung auf meiner Haut, ehe ich ein letztes Mal Wasser schöpfte, um mir das Gesicht zu waschen. Der Stoff des groben Kleides kratzte, als ich mich mit dem Ärmel abtrocknete. Ich ließ mir Zeit dabei, um meine Gedanken zu sortieren. Ich spürte meine Furcht, kämpfte aber verbissen dagegen an, mich von ihr lähmen zu lassen. Ich musste einen klaren Kopf bewahren, so schwer mir das auch fallen mochte. Dann drehte ich mich um und lächelte den jungen Mann, um Glaubwürdigkeit bemüht, zaghaft an.
„Danke.“
Eine kräftige Röte stieg dem Schotten ins Gesicht, und er setzte einen mürrischen Blick auf.
„Schon gut“, brummte er. „Setz dich wieder hin und versuch’ lieber gar nicht erst abzuhauen. Die Hunde finden dich, und dann hast du nichts mehr zu lachen.“
Ich nickte und tat genau, wie er mir
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