The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
jungen Schösslinge am Waldrand.
Mein Hintern war taub und pelzig und fühlte sich furchtbar an, als Ross mich herunterhob und auf die Füße stellte.
„Geht’s? Kannst du stehen?“, fragte er und hob skeptisch die Augenbrauen.
Dougal schlug ihm hart auf die Schulter und schüttete sich aus vor Lachen.
„Ross, du Tölpel, du musst dem Weib doch nicht den Hof machen! Wenn du zwischen ihre Schenkel willst, dann nimm sie dir doch einfach! Aber tu’ um Gottes willen nicht so, als sorgtest du dich um ihr Wohlbefinden.“
Ross wurde rot bis unter die Haarspitzen und schob sein Kinn vor, als er seinen viel größeren Bruder wütend anfunkelte.
„Sei still und lass das Mädchen in Ruhe!“, verteidigte er mich.
Dougal prustete und stupste mich mit dem Finger an der Schulter, sodass ich schutzsuchend einen Schritt auf Ross zuging. Der dunkelhaarige Hüne hob die Hände in einer Unschuldsgeste und sah mich verächtlich an.
„Ganz ruhig, Kleiner, ich misch’ mich da nicht ein. Aber wenn du es so nötig hast, dass du es sogar mit der da treiben würdest, dann solltest du vielleicht lieber selbst Hand anlegen. Hast du sie nicht angesehen? An dem Weib ist doch wirklich nichts dran, was einem Mann Freude bereiten würde.“
Ich wusste, was Dougal vorhatte. Er wollte mich demütigen, Ross erniedrigen und uns damit zeigen, wer hier das Sagen hatte. Und, auch wenn ich froh war, dass er an mir nichts Anziehendes zu finden vermochte, kränkten mich seine derben Ausführungen.
„Dougal, ich warne dich …“ Ross trat einen Schritt vor und hob die Faust.
Im nächsten Moment ging er stöhnend zu Boden, aus seiner Lippe quoll Blut. Drohend baute sich sein Bruder über ihm auf.
„Überleg’ dir gut, Junge, was du tust. Noch einmal so etwas und ich werde deinen ausgebluteten Kadaver den Kötern zum Fraß vorwerfen. Und jetzt sammelt gefälligst Feuerholz.“
Damit machte er auf dem Absatz kehrt und trat einem der Hunde, der schon knurrend zur Verteidigung seines Herrchens herbeigekommen war, auf die Schnauze, sodass dieser kuschte und schließlich geduckt und mit gesenkter Rute zu Ross gekrochen kam.
Ich kniete nieder und strich dem Hund mitleidig über den Kopf. Ross hingegen wehrte meine Hilfe ab und kam allein auf die Beine. Wütend wischte er sich mit dem Ärmel über die Lippe und spuckte ins Gras. Dann griff er in seinen Sporran , eine Felltasche, welche vorne an seinem Gürtel befestigt war, und hielt dem Hund einen braunen Klumpen hin, den dieser ihm aus der Hand fraß.
„Was ist das?“, fragte ich, weil mein eigener Hunger so mächtig war, dass mich beinahe so etwas wie Neid auf den Hund packte, weil dieser etwas zu essen bekam.
„Getrocknete Schweineohren. Und jetzt komm. Wir werden den letzten Rest Tageslicht brauchen, um Holz zu sammeln.“
Damit drehte er sich um und verschwand zwischen den Fichten.
Tatsächlich fanden wir sehr schnell, was wir gesucht hatten. Ein Sturm hatte wohl vor Längerem einen Baum entwurzelt, der inzwischen so trocken und saftlos war, dass Ross nur die Äste abzubrechen brauchte, ehe wir diese zurück auf die Lichtung schleppen konnten. Ich war wegen meiner Fesseln keine wirkliche Hilfe, aber Ross ließ nicht mit sich verhandeln, als ich ihn bat, sie mir abzunehmen.
Als das Lagerfeuer brannte, kehrten Dougal und Duncan mit mehreren toten Kaninchen zurück. Nachdem sie diese gehäutet und ausgenommen hatten, wurden sie einfach auf Stöcke gesteckt und über das Feuer gehängt. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als mir der Geruch des gebratenen Fleisches in die Nase stieg. Ob ich jedoch etwas abbekommen sollte, blieb abzuwarten, denn Duncan hatte mich direkt nach seiner Rückkehr am Arm gepackt und einige Meter weiter an einen Baum geknotet. Mir fiel auf, dass der Ärmel seines Hemdes einen langen Schnitt aufwies und mit getrocknetem Blut getränkt war. Hatte er sich diese Verletzung bei dem Überfall zugezogen? Trotz der Erlebnisse der letzten zwei Tage kam es mir immer noch unwirklich vor, wie brutal die Menschen hier miteinander umgingen.
Nun saß ich hier und musste zusehen, wie die Männer sich mit dem saftigen Fleisch die Bäuche vollschlugen. Gierig folgten meine Augen dem Tropfen Fleischsaft, der an Duncans Finger entlanglief. Die Keule dampfte, und ich wünschte, es wären meine Zähne, die genüsslich das Fleisch vom Knochen lösten. Ich musste schlucken. Der abgenagte Knochen landete bei den Hunden, die sich sofort darüber hermachten.
Ich war inzwischen so
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