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The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

Titel: The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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übertrieben. War es gut oder schlecht, für eine Cameron gehalten zu werden? War dies der Grund, warum man mich entführt hatte? Verwechselten die Männer mich mit jemandem?
    Als ich ihm die Antwort schuldig blieb, versteifte er sich hinter mir.
    „Dann eben nicht! Fahr’ doch zur Hölle, Weib. Du machst mir nur Ärger“
    Er trieb sein Pferd an, um wieder zu den anderen aufzuschließen. Ich vermutete, dem kriegerischen Duo wäre unser Gespräch vielleicht nicht recht.
    Ich fasste einen Entschluss.
    „Mein Name ist Samantha. Samantha Cameron.“
    Mit wild pochendem Herzen wartete ich darauf, ob er meine Antwort sogleich als Lüge erkennen würde. Und dabei fühlte es sich komischerweise nicht wie eine Lüge an. Mit mehr Selbstsicherheit und, um mich selbst davon zu überzeugen, wiederholte ich es, diesmal etwas lauter.
    „Ich bin Samantha Cameron – und wer seid Ihr … ich meine, wer bist du?“, besann ich mich darauf, das Getue, welches ich für die zu dieser Zeit übliche Höflichkeitsform gehalten hatte, zu lassen. Aber Ross hatte irgendwie schon recht. Wir ritten verschwitzt und staubig durch das schottische Hochland, Blut klebte den Männern an den Händen und sie waren weder gewaschen noch gekämmt. Warum sollten sie Wert auf Höflichkeit legen? Zumindest schien es Ross nicht zu stören, dass ich ihn diesmal nicht mit Sir ansprach.
    „Ross Galbraith.“ Er deutete vor uns. „Und die Herren da sind meine Brüder Duncan und Dougal.“
    Ich war froh, dass er hinter mir saß und damit mein überraschtes Gesicht nicht sehen konnte. Seine Brüder? Geschwister, die sich weniger glichen, hatte ich noch nie gesehen. Weil ich den Moment nutzen wollte, um mehr über die Männer herauszufinden, fragte ich:
    „Und warum wurdet ihr angegriffen?“
    Ross sah mich verwundert an. Ich spürte sein Lachen in meinem Rücken, als er amüsiert antwortete:
    „Warum greift man jemanden an? Weil wir da waren – und sie auch. Hast du nicht an ihrer lumpigen Kleidung erkannt, dass sie einfache Bauern waren? Sie hätten uns genauso gut mit ihren Mistgabeln angreifen können. Sie trugen ja noch nicht einmal die Farben eines Clans. Solche Männer buckeln ihr Leben lang für den Laird, bezahlen ihren Zehnten, und am Ende bleibt ihnen nicht genug, die Mäuler ihrer Kinder zu stopfen. Der Winter steht vor der Tür, und diese armen Schweine haben nichts zu beißen. Die Verzweiflung hat sie dazu getrieben, uns zu überfallen.“
    „Wenn ihr das wusstet, warum habt ihr sie dann getötet? Hättet ihr sie nicht verschonen und in die Flucht schlagen können?“
    Ich war fassungslos, wie gleichgültig dem jungen Schotten das Schicksal der Männer und ihrer Familien war. Wie sollten die Frauen es denn jetzt erst ohne die Hilfe ihrer Männer schaffen, die Kinder zu ernähren?
    „Nein, das hätten wir nicht. Wenn wir nicht deutlich gezeigt hätten, dass wir keine Gnade kennen, wären sie vielleicht davongelaufen, nur um uns dann irgendwo hier im Wald erneut aufzulauern. Und vielleicht hätten sie dann mehr Erfolg gehabt. Es wundert mich, dass du so einfältig bist. Du hast wirklich wenig Ahnung von der Natur der Menschen. Deine Eltern hätten dich warnen sollen. Oder sind alle Weiber so?“
    Ich wollte den schmerzlichen Gedanken an meine Eltern nicht zulassen und konzentrierte mich stattdessen auf das gleichmäßige Auf und Ab des Pferdes. Mein Rücken schmerzte vom langen Ritt, und mein Po wurde langsam wund.
    „Und wo reiten wir hin?“
    „Das musst du nicht wissen“, wich er meiner Frage aus, pfiff den Hunden, und schloss zügig zu den anderen auf. Dies war wohl das Zeichen, dass unser Gespräch beendet war, denn den Rest des langen Rittes über ignorierte er mich geflissentlich.
    Ich konnte nicht sagen, wie viele Stunden vergangen waren, aber mein ganzer Körper schmerzte, und mein Hunger brachte mich fast um. Es dämmerte bereits, als wir eine Lichtung am Waldrand erreichten. Duncan stellte sich in den Steigbügeln auf und ließ seinen Blick über die weite Ebene schweifen.
    Was ich sah, war wunderschön. Keine Postkarte im Souvenirshop konnte mehr Hochlandgefühl vermitteln als dieses Panorama. Und trotz der Situation, in der ich mich befand, verschlug mir die Wildheit Schottlands, deren raue Schönheit, den Atem. Ich versuchte, neue Kraft aus dem Anblick zu schöpfen, als Duncan seinen Brüdern das Zeichen gab, abzusitzen. Die Hunde stoben auseinander, streunten, die Nasen ganz dicht am Boden, durchs Gras und markierten die

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