The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
wusste ich nicht, wozu dieser Mann fähig war.
Er hob mein Kinn an, und wieder loderte das Verlangen in seinem Blick.
„Du willst wissen, warum ich das sage?“
Sein Griff um mein Kinn wurde fester, mit seinem anderen Arm umfasste er meine Taille und zog mich an sich.
„Weil es die Wahrheit ist. Der Ritt mit dir war eine Tortur. Die Hölle auf Erden. Die reinste Folter. Allein die Vorstellung, dich des Nachts zu wärmen, deinen Körper mit meinem zu bedecken, bringt mich an die Grenzen meiner Beherrschung.“
Sein Griff war schmerzhaft fest und unnachgiebig. Seine Worte wie Peitschenhiebe, obwohl er sie flüsterte. „Du bist eine Cameron, ich vertraue dir keinen Meter weit. Aber – willst du wissen, was ich mit dir vorhabe? Ich werde es dir zeigen.“
Seine Hand glitt in meinen Nacken, zog mich an sich, und trotz meiner Gegenwehr presste er seine Lippen leidenschaftlich auf meinen Mund. Stahl mir einen Kuss, der meine Knie in Wackelpudding verwandelte und mich vergessen ließ, wo und wann ich war. Seine Hände hielten mich glücklicherweise fest an seine Brust geschmiegt, denn meine Beine waren nach diesem Ansturm nicht mehr zu gebrauchen. Ich betete inständig, dass dieser Moment niemals enden würde.
Viel zu schnell ließ Payton mich los, schob mich von sich und trat einen Schritt zurück, als müsse er Distanz zwischen uns bringen. Er fuhr sich aufgewühlt mit den Händen durchs Haar.
„Entschuldige, Sam. Ich schwöre, du hast von mir nichts zu fürchten.“ Er wandte sich ab und schüttelte entsetzt über sein Verhalten den Kopf.
Ich selbst hatte Schwierigkeiten, nach dem Kuss wieder klar zu denken. Immerhin wusste ich nun, dass er mich zwar für seinen Feind hielt, sein Unbehagen in meiner Nähe aber mit Ablehnung nichts zu tun hatte. Jetzt musste ich fast grinsen, als ich mir vorstellte, was er während des Ritts gefühlt haben mochte. Und auch das merkwürdige Verhalten von Sean und Kyle ließe sich damit erklären. Sie zogen ihn wegen mir auf.
„So antworte mir doch. Kannst du mir meinen Übergriff verzeihen? Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es tut mir leid“, versicherte er.
Ich hob die Hand an meine Lippen, konnte noch immer seinen Kuss fühlen.
„Machst du das oft?“, fragte ich leise.
„Was?“
„Du weißt, was ich meine! Mädchen küssen, die eigentlich dein Feind sind?“
Nun war ich dankbar dafür, dass es schon beinahe dunkel war, denn die Unterhaltung erinnerte mich an ein anderes Gespräch mit Payton – ein Gespräch in einer anderen Zeit. Mein innerer Aufruhr war mir bestimmt anzusehen.
„Nein, nie. Eigentlich bin ich pflichtbewusst und vernünftig.“
Payton war stehen geblieben und sah mich an.
„Hältst du es für vernünftig, eine Cameron zu küssen?“
Meine Worte waren leise, beinahe geflüstert.
„Nein. Das ist sogar das Unvernünftigste, was ich je getan habe“, gestand er.
Ich suchte seinen Blick, aber er hatte das Gesicht abgewandt. Um unsere Befangenheit zu lösen, scherzte ich:
„Ich glaube nicht, dass du in Gefahr bist. Du hast meinen Dolch, daher sieht es nicht so aus, als würde ich in nächster Zeit besonders viele Menschen umbringen.“
Sein Lachen klang unbeschwert: „Ja, du hast recht. In nächster Zeit nicht.“
Das Déjà-vu an einen anderen Spaziergang an Paytons Seite, bei dem wir ein ähnliches Gespräch geführt hatten, war so stark, dass ich lachen musste. Ich griff mir den Zügel seines Pferdes und lief weiter. Mir tat jeder Muskel weh, und ich war nass bis auf die Knochen. Ich wollte endlich ankommen – egal, was mich dort erwarten würde. Die letzten Minuten hatten ein Feuer in mir entfacht. Das Feuer der Erkenntnis.
Payton McLean war dabei, sich noch einmal in mich zu verlieben. Dieses Wissen würde mich tragen, mich die Strapazen vergessen lassen und mir helfen, einen Weg zu seiner Rettung zu finden. Denn auch etwas anderes stand nun fest. Ich würde nicht so einfach wieder in meine Zeit kommen. Da ich mich mit jeder Meile, die wir zurücklegten, auch Vanora – und ihrem Blut – näherte, gab es nur eine Lösung. Ich musste sie treffen und irgendwie an ihr Blut gelangen. Bis es so weit war, würde ich einfach den Payton, der er einst war, weiter kennenlernen.
„Es tut mir doch nicht leid“, sagte Payton nach einer Weile, in der wir schweigend nebeneinander hergegangen waren. Er nahm mir die Zügel aus der Hand und blieb stehen. „Komm, steig auf.“
„Ich dachte, das Pferd braucht eine Pause?“
„Das war
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