The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
gelogen. Ich brauchte eine Pause, aber die Versuchung, dich hier einfach … Lassen wir das. Auf dem Pferd ist es sicherer, glaub mir.“
Ich stieg in seine verschränkten Hände und zog mich in den Sattel.
Als er hinter mir saß, glaubte ich, ihn ein Gebet murmeln zu hören, ehe er das Pferd antrieb. Nun lehnte ich mich gegen seine Brust, denn ich war wirklich erschöpft. Außerdem genoss ich seine Körperwärme.
„Mir tut es auch nicht leid“, flüsterte ich in die Dunkelheit, und nur der Arm um meine Taille, der mich noch ein Stück näher an ihn zog, ließ mich annehmen, dass er meine Worte gehört hatte.
Kapitel 19
Die Gesichter der Männer und Frauen leuchteten im hellen Schein des Feuers. Im Kreis um die lodernden Flammen auf dem Dorfplatz waren Bänke aufgestellt und in einer Scheune hatten die mit Blättergirlanden verzierten Tische Platz gefunden. Lachende Menschen reihten sich zum Tanz, und das junge Brautpaar wurde von allen Seiten beglückwünscht.
Payton lehnte sich gegen den Balken in seinem Rücken und streckte die Beine unter dem Tisch aus. Das Servierbrett vor ihm war bis auf wenige Krümel leer, wohingegen der Bierschaum noch über den Rand seines Kruges lief. Er trank einen Schluck.
Die Feiernden in Kilerac hatten schnell reagiert, ihr Festessen mit dem überraschenden Besuch geteilt und in einem Stall Platz für die Ochsen und Pferde geschaffen. Als die Nachzügler Payton und Sam wenig später ebenfalls das Dorf erreichten, saß der Rest der Gruppe bereits bei den Hochzeitsgästen.
Freundlicherweise hatte das Brautpaar sein Brautgemach dem verwundeten Laird überlassen, und so lag Fingal in einer der Katen in einem mit Blüten geschmückten Bett auf frischen, weißen Leinen.
Kaum hatte Payton Samantha vom Pferd gehoben, als sie zu Fingal gerufen wurde, um sich um ihn zu kümmern.
Payton wollte am liebsten dem drängenden Wunsch nachgeben, ebenfalls in die Kate zu gehen. Aber es war nicht nur die Sorge um seinen Vater, die diesen Wunsch in ihm weckte. Er zog den Krug zu sich heran. Die kleine Cameron spukte durch seine Gedanken. Und nun kam auch noch Kyle grinsend auf ihn zu.
„Slàinte mhath, Bruder. Auch endlich angekommen?”
„Wie du siehst”, murrte Payton, der keine Lust hatte, sich vor seinem jüngeren Bruder zu erklären.
„Was hat dich denn so lange aufgehalten? Du wirst dich doch nicht verirrt haben? Vielleicht unter den Rock der Dame?”
„Kyle – halt’ dein Schandmaul“, war alles, was der Jüngere als Antwort erhielt.
„Oder war dir vielleicht nicht wohl? Ich hatte den Eindruck, du würdest Schmerzen leiden“, fuhr dieser ungerührt fort.
„Himmel, kann mich denn niemand aus deiner Gesellschaft befreien?“, rief Payton und warnte ihn. „Sei jetzt besser still, sonst kannst du was erleben.“
„Wer kann was erleben?“, fragte Sean, der ebenfalls den Weg in die Scheune gefunden hatte. Er stellte seinen halb vollen Krug ab und setzte sich zu seinen Brüdern.
„Vater geht es gut. Er war kurz wach, verlangte nach Whisky und schläft jetzt vermutlich bis morgen seinen Rausch aus“, unterrichtete er sie. „Aber deine Gefangene wäre mir beinahe an die Gurgel gegangen, als ich ihm die Flasche reichte. Wasser oder bestenfalls Brühe hätte sie ihm zugestanden, aber Fingals Befehl, ihm dieses ‚störrische Frauenzimmer vom Hals zu schaffen‘, ließ die Kleine dann doch nachgeben.“
„Reichlich dreist, diese Cameron“, stimmte Kyle zu.
„Sie meint es nur gut“, verteidigte Payton Samanthas Verhalten und sah sich sofort erneut dem Spott ausgesetzt.
„Hüte deine Zunge, Sean. Mich wollte Payton gerade zum Duell fordern, weil ich ihn nach der Kleinen gefragt habe. Nicht, dass er sich noch mit uns beiden prügeln muss.“ Kyle lachte und zog Paytons Krug zu sich heran, um ihn in einem Zug zu leeren.
Kopfschüttelnd erhob sich Payton. „Ihr Schwachköpfe. Die kleine Cameron hat einen feschen Hintern, den ich gezwungen war, stundenlang vor mir im Sattel zu fühlen. Das ist aber auch schon alles. Und jetzt reizt mich lieber nicht, denn da hat sich heute einiges angestaut, wenn ihr versteht, was ich meine!“
Unter dem brüllenden Gelächter von Sean und Kyle flüchtete er aus der Scheune und stapfte um das Feuer in Richtung der Viehställe. Hier suchte er sich ein ruhiges Plätzchen und ließ sich auf einen Strohhaufen fallen.
Der Spott seiner Brüder traf ihn empfindlich, weil sie seinen wahren Gefühlen für die Gefangene zu nahe
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