The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
kamen.
Er fuhr sich durchs Haar und fluchte. Bas mallaichte, sie war eine Cameron! Steckte vermutlich sogar mit den Viehdieben unter einer Decke. Warum nur ging ihm dieses Mädchen dann nicht mehr aus dem Kopf? Sie war in seinen Augen wunderschön, auch wenn sie viel magerer war als viele andere Frauen. Und dann dieser dunkle Bluterguss auf der Wange – nicht gerade hübsch. Dazu die Kratzer, die sie sich bei ihrem lächerlichen Fluchtversuch im Wald zugezogen hatte. Also warum sah er sie mit anderen Augen? Warum hatte er seinem Verlangen nachgegeben und sie geküsst? Wenn seine Brüder dies erführen, konnte er Ärger bekommen. Noch fanden sie es unterhaltsam, ihn ihretwegen aufzuziehen, denn sie ahnten ja auch nichts von seinen wahren Gefühlen.
„Sie ist eine Cameron, verdammt noch mal!“, rief er in die Dunkelheit, und das Schnauben eines Pferdes war die Antwort. Er befühlte sein schmerzendes Kinn, um sich lebhaft vor Augen zu führen, wer ihm dieses zugefügt hatte.
Aber ihr Haar hatte so gut gerochen, ihr kleiner Hintern ihn fast den Verstand gekostet, und, wenn er an den Kuss dachte, reagierte sein Körper in verräterischer Weise.
Sie zu küssen war das Unvernünftigste, was er je getan hatte. Und dabei würde er es belassen. Er würde sich der schönen Gefangenen nicht mehr nähern.
In seine Gedanken vertieft, hörte er das kichernde Paar erst, als es eng umschlungen in den schwachen Lichtkreis am Tor trat. Schnell stand er auf und räusperte sich geräuschvoll, um Peinlichkeiten zu ersparen.
Die zwei fuhren auseinander, und Sean stellte sich schützend vor das Mädchen.
„Was lungerst du hier herum?“, fragte er erschrocken.
„Ich erhole mich von den Strapazen des Tages. Was dich hierher führt …“, Payton nickte dem Mädchen zu, „… liegt auf der Hand. Ihr entschuldigt mich also.“
Um die beiden nicht länger zu stören, trat er vor die Scheune. Lauter fröhliche Menschen. Das Feuer hatte alle angelockt, und die Tänzer wirbelten atemlos zur Musik. Nachdem die Regenwolken des Tages endlich weitergezogen waren, war es eine Nacht wie gemacht für die Liebe. Das Brautpaar wurde gerade zu einem weiteren Trinkspruch genötigt, und alle stürzten jubelnd ihr Bier hinunter. Sean ließ wie immer keine Gelegenheit aus, und Payton hoffte, dass dem Vater des Mädchens deren Verschwinden nicht auffiel. Es musste an Seans Selbstbewusstsein liegen, dass die holde Weiblichkeit ihm immer ihre Gunst schenkte. Irgendwann, so fürchtete Payton, würde Sean aus einer seiner Affären nicht mehr so einfach herauskommen. Aber das sollte nicht sein Problem sein.
Als er seinen Bruder Blair am Feuer entdeckte, setzte er sich zu ihm. Blair war ruhiger als der Rest der McLean-Brüder. Er war an Ausschweifungen nicht wirklich interessiert. Weder trank er jemals maßlos noch lachte er besonders oft über die Späße der anderen.
„Schönes Fest, nicht wahr“, begrüßte er Payton und rutschte zur Seite, um ihm Platz zu machen.
„Sean sagt, Vater war wach?“, wechselte Payton das Thema. Blair war nicht der Mann für große Gespräche. Nur der Höflichkeit halber sagte er solche Dinge.
„Ja. Und er hat sich sogleich furchtbar über dieses Frauenzimmer aufgeregt. Sie wird sich doch ordentlich um sein Befinden kümmern, oder nicht? Denkst du, sie könnte ihm schaden wollen?“
Payton schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Sei unbesorgt. Das würde sie nicht.“
„Aber Ross sagte, sie habe dir diese Verletzung zugefügt. Ist das wahr?“
Verlegen sah Payton zu Boden. Wie lange hatte Ross sie wohl schon beobachtet, ehe er sich zu erkennen gegeben hatte?
„Das war meine Schuld“, tat er die Sache ab und fragte stattdessen: „Was hat sie eigentlich verbrochen? Warum haben die Stuarts sie gefangen genommen?“
„So genau habe ich das nicht mitbekommen. Aber Cathal war wirklich aufgebracht. Er sagte, Duncan und Dougal seien Schwachköpfe. Obwohl sie wüssten, auf welch wackeligen Beinen der Frieden zwischen den beiden Clans stehe, verschleppten sie diese Frau. Sie denken, sie wüsste, wer hinter den Viehdiebstählen stecke – oder dass sie vielleicht sogar selbst in die Sache verwickelt sei.“
„Das ist doch Unsinn. Ich habe viel Zeit mit ihr verbracht, und wenn sie eines nicht ist, dann eine Viehdiebin. Sie kommt ja ohne Hilfe nicht einmal auf ein Pferd.“
Blair nickte. „Besonders gefährlich wirkt sie tatsächlich nicht. Aber das geht uns im Grunde nichts an. Auf Cathals Wunsch schaffen wir
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