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The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)

Titel: The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Resultat mehr als zufrieden. So könnte ich tatsächlich als Schottin des achtzehnten Jahrhunderts durchgehen.
    Dank der Fürsprache der freundlichen Mistress MacQuarrie wurde mir, einer Gefangene, erlaubt, mich nun in der Scheune am Hochzeitsmahl zu bedienen. Falls noch etwas übrig wäre.
    Da sich mein Magen lautstark auf dieses Mahl freute, öffnete ich die Tür und trat in die Nacht hinaus. Es waren nicht mehr so viele Menschen in der Dorfmitte versammelt wie bei unserer Ankunft. Das Fest schien sich dem Ende zuzuneigen.
    Unsicher blickte ich in die Runde, konnte aber keinen aus dem Tross der McLeans entdecken. Ich ging hinüber zur Scheune und war froh, als ich auf den Tischen noch etwas zu essen sah. Hungrig brach ich mir ein Stück Brot ab und biss in eine dicke, geräucherte Wurst. Es schmeckte köstlich. Zufrieden ließ ich mich auf die Bank fallen und genoss es, mich richtig satt essen zu können.
    Ich hatte gerade meine dritte Wurst verschlungen, als ich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Neugierig drehte ich mich um und lächelte, als ich Ross erkannte, der am Scheunentor lehnte und mich ansah.
    „Hallo, Ross. Hast du schon gegessen?“
    Er schlenderte zu mir und setzte sich, zwei Becher voll mit dunklem, roten Wein in den Händen, neben mich. Las ich da Bewunderung in seinem Blick?
    „Du bist ja kaum wiederzuerkennen. Hast du dich etwa für mich so herausgeputzt?“
    „Oh natürlich. Nur für dich!“, scherzte ich.
    Er schob mir einen Becher hin.
    „Slàinte mhath! Auf uns, die Unwürdigen dieser Truppe!”, rief er und hob seinen Wein.
    „Warum bist du unwürdig?”, fragte ich.
    „Hoch den Becher und anstoßen, Samantha. Lass uns feiern.”
    Mir dämmerte, dass Ross schon den einen oder anderen Krug zu viel gehoben hatte. Er war in unberechenbarer Stimmung.
    „Trinken wir! Und dann sollten wir tanzen, ehe die Musiker ihr letztes Stück bringen”, schlug er vor und kippte den Inhalt seines Bechers hinunter und auf sein Hemd.
    Ich rückte ein Stück von ihm ab und wollte aufstehen, als er nach meiner Hand fasste.
    „Ich schwör’ dir eines, Samantha. Ich werde nicht zulassen, dass dir dieser McLean noch einmal Gewalt antut. Ich habe alles gesehen, auch, wie er dich zu Boden geworfen hat, dieser Barbar! Aber ich, ich bin nicht so!”, rief er aufgebracht. „Ich beschütze dich.”
    Ich sah von seinem Gesicht auf sein Hemd.
    Seine Brust, blutrot.
    Rot vom Wein oder rot vom Blut?
    Ich schrie auf, stolperte rückwärts über die Bank, landete im Stroh und schlug um mich. Was ich sah, war nicht das Scheunendach oder das besorgte Gesicht von Kyle, der eben zu uns getreten war.
    Ich sah etwas anderes:
    Ich fühlte, dass das Herz unter meinen Fingern nicht länger schlug. Ein Wort trieb durch meinen wirren Verstand: Verrat
    Ich hob den Blick und sah in seine Augen. Eine Träne, heiß wie glühendes Eisen, brannte sich ihren Weg meine Wange hinab und fiel ungehindert auf die blutige Erde.
    Langsam, wie von Geisterhand gelenkt, zog ich den Dolch aus seiner Brust, konnte den Blick nicht von seinem Gesicht losreißen. Warum, Ross? Warum? Das Blut auf seinen Lippen war die stumme Antwort auf meinen leidvollen Schrei.
    Feuer brannte in meiner Kehle, als ich aus meiner Ohnmacht erwachte. Ich hustete und verschluckte mich. Tränen stiegen mir in die Augen, und ich schob die Flasche beiseite.
    „Stopp!“, keuchte ich und schluckte den letzten Rest Whisky hinunter, den man mir in den Mund geschüttet hatte.
    Die Bilder meines „Traumes“ wollten sich selbst von der Realität nicht in den Hintergrund drängen lassen. Kyles freundliches Gesicht schob sich in mein Blickfeld, und gleich fühlte ich mich etwas besser. Es schien Teil seines Wesens zu sein, andere aufzumuntern.
    „Na endlich, Miss Cameron weilt wieder unter uns. Du solltest dich vom Wein fernhalten, wenn er dich schon nach wenigen Schlucken umhaut“, riet er mir mit einem schelmischen Grinsen und half mir auf.
    Von Ross fehlte jede Spur, und auch sonst war niemand mehr in der Scheune zu sehen. Ich setzte mich zitternd auf die Bank und versuchte, mich zu sammeln.
    „Bist du wohlauf?“, fragte Kyle besorgt.
    „Ja, ich bin nur gestürzt“, log ich. Dabei stimmte nichts! Ich konnte nicht verdrängen, was ich gesehen hatte. Und wenn mir die Erlebnisse der letzten Monate eines gezeigt hatten, dann, dass dies kein Traum gewesen war. Es war eine Vision. Und anders, als bei den ersten beiden Malen, als ich diese Bilder sah, wusste ich nun, was

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