The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Sam.“
„Warum nicht?“
„Weil – was auch immer du für ein Gebäude meinst –, sie dich bestimmt nicht am Loch Duich gefangen genommen haben.“
„Natürlich! Ich bin mir ganz sicher!“, widersprach ich eindringlich.
„Das ist unmöglich, mo luaidh. Die Berge, von denen du sprichst, liegen mitten im Gebiet der Camerons. Kein Stuart würde sich ohne guten Grund so weit auf euer Land wagen.“
„Stuarts? Ich spreche von Ross und seinen Brüdern“, erklärte ich verunsichert.
Hatte mich meine Reise nicht nur in eine andere Zeit, sondern auch an einen anderen Ort geführt? War das möglich? Schließlich war von dem Friedhof keine Spur zu sehen gewesen. Aber das Wasser. Ich erinnerte mich genau an den Nebel, der, wie ich vermutete, vom Ufer des Lochs heraufgekrochen war. Ich fasste mir an die Stirn, versuchte, mich zu erinnern.
„Ross und seine Brüder sind Stuarts. Warum hätten sie dich denn sonst gefangen nehmen sollen?“
Ich verstand nun überhaupt nichts mehr. Ich setzte mich aufs Bett, und Payton goss Whisky in einen Becher und reichte ihn mir.
„Ross hat mir gesagt, er heiße Galbraith“, überlegte ich laut und nippte vorsichtig an dem Getränk.
Auch sich selbst hatte Payton einen Becher gefüllt.
„Das ist richtig. Aber Duncan und Dougal sind Stuarts. Sie haben zwar dieselbe Mutter, aber ihr Vater war Grant Stuart. Das Oberhaupt des Clans. Schon kurz nach der Geburt der beiden erkannte er sie als seine Söhne an, gab ihnen seinen Namen und holte sie zu sich auf die Burg.“
„Aber …“
Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Wo hatten die Männer mich denn dann aufgegriffen? Ich würde Ross danach fragen, damit ich wusste, wo ich den Weg zurück in meine Zeit suchen musste.
„Sam, der Tag war anstrengend für dich. Du solltest dich jetzt zu Bett begeben und deine schönen Augen schließen. Lass uns die Rettung meines Lebens auf morgen verschieben, ehe du mir vor Erschöpfung zusammenbrichst.“
Der Whisky hatte mich tatsächlich müde gemacht. Ich versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken und stattdessen Einspruch zu erheben, aber der eigensinnige Highlander legte mir seinen Finger auf den Mund.
„Schhht, mo luaidh. Ich schwöre dir, dich auch dann für alle Zeit zu lieben, wenn du es nicht schaffst, mich zu retten.“
Er zog den Sgian dhu aus seinem Gürtel.
„Ich schwöre dir …“ Ein Schnitt über die Hand. „… dir zu vergeben, wenn du es nicht schaffst. Dich dennoch ewiglich zu lieben und mit der Hoffnung zu sterben, mich deiner Liebe immer als würdig erwiesen zu haben.“
Der blutige Dolch tauchte in den Whisky, landete unbeachtet auf dem Boden, als Payton mir den Becher an die bebenden Lippen setzte.
„Payton, ich …“
Ich wollte ihm versichern, ihn zu retten, seinen Eid nicht zu wollen, weil ich nicht vorhatte, zu scheitern.
„Nein, süße Sam. Trink und dann küss mich ein letztes Mal, ehe ich in die kalte Nacht entschwinde“, verlangte er.
Und wie eine Marionette an des Schicksals Fäden tat ich es.
Kapitel 24
Das Pochen an meiner Tür riss mich aus dem Schlaf. Die Luft im Zimmer war eisig, und meine Zehen drohten am Boden festzufrieren, als ich in meine Decken gewickelt zur Tür ging. Ich öffnete einen Spalt und war überrascht, eine Magd mit einem Tablett zu sehen.
„Madain math. Der Laird schickt Euch dies und lässt fragen, ob Ihr noch etwas benötigt?“
Ich nahm das Tablett mit Haferkuchen, Honig, einer Kanne Tee und einem karamellisierten Apfel entgegen und schüttelte den Kopf.
„Nein, danke. Richte ihm bitte meinen Dank aus und versichere ihm, ich hätte alles, was ich benötige.“
Das Mädchen knickste, ehe es mich mit den Köstlichkeiten zurückließ und ging.
Fingals Großzügigkeit erstaunte mich. Er behandelte mich nicht wie eine Gefangene. Vielmehr kam ich mir – abgesehen von der Überwachung durch Payton, die mir jedoch sehr angenehm war – wie ein gern gesehener Gast vor.
Ich trug ein sauberes Nachthemd, hatte eine Waschschüssel mit einem Krug frischem, wenn auch kaltem Wasser, und sogar ein kleines Stück Seife, welche nach Fichtennadeln duftete. Dazu die weichen Decken und der schöne Raum, dieses fürstliche Frühstück …
All dies war sicher für viele Menschen dieser Zeit ein verschwenderischer Luxus. Also – warum ließ er mir diese Behandlung zukommen?
Wenn ich bedachte, was Blairs Pläne für meine Unterbringung gewesen waren, verwunderte mich dies sogar noch mehr. Gefangene landeten im
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