The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
Kerker und wurden nicht an die Tafel eingeladen. Dies hatte mich bereits gestern erstaunt, als ich die feindseligen Blicke der Bewohner von Burg Burragh zu spüren bekam.
Meine Überlegungen wurden von dem köstlichen Geschmack des Hefekuchens vertrieben, den ich mit Honig bestrich, dazu der Apfel und der heiße Tee, der dafür sorgte, mir die Kälte aus den Knochen zu vertreiben.
Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch, als ich alles aufgegessen und das grüne Kleid von Mistress MacQuarrie angezogen hatte. Ich entschied mich für dieses, weil es am wärmsten war. Trotzdem hätte ich alles dafür gegeben, in eine Jeans und einen Kapuzenpulli schlüpfen zu können. Wann würden die endlich erfunden werden?
Ich öffnete das Fenster. Die kalte, klare Morgenluft strömte herein und kündigte bereits jetzt einen sonnigen Tage an. Der Himmel war frei von Wolken. Das war ja auch typisch. Nun, wo ich nicht mehr den ganzen Tag auf einem Pferderücken verbringen musste, hörte es auf zu regnen. Auch wenn ich mir dieses Wetter schon in den vergangenen Tagen gewünscht hätte, freute ich mich über die ersten Sonnenstrahlen, die wie magische Pinselstriche den Horizont orangerot leuchten ließen. Die Gipfel der Grampian Mountains glühten. Es war ein unglaublich schöner Anblick. Einer dieser magischen Momente, die ich bisher nur in Schottland erlebt hatte.
Aber der Tag fing ja auch gerade erst an, und ich mochte mir nicht ausmalen, was er für mich bereithalten würde. Zwar vertraute mir Payton – wenn auch von meiner Geschichte für ihn nichts vernünftig klang –, aber ich war seiner Rettung noch keinen Schritt näher, weil ich nicht wusste, wo mich Ross aufgegriffen hatte. Dies musste ich als Erstes herausfinden.
Zu meiner Überraschung schien mir das Schicksal zur Abwechslung einmal wohlgesonnen, denn es brachte mir Ross schon im nächsten Augenblick an die Tür.
Sein Aufzug an diesem Morgen war weniger kriegerisch, denn er trug weder sein Schwert bei sich noch das lederne Wams. Dadurch wirkte er jünger als ich ihn zuerst eingeschätzt hatte. Er konnte durchaus in meinem Alter sein.
Diese Erkenntnis verstärkte aber meinen Respekt vor dem jungen Schotten, denn ich hatte ihn gegen Männer kämpfen sehen, die doppelt so kräftig waren wie er. Anscheinend kämpfte er schon lange, um so geübt darin zu sein. Wenn ich ihm in die Augen sah, glaubte ich sogar zu sehen, das Ross Galbraith jeden einzelnen Tag seines Lebens hatte kämpfen müssen. Es erschien mir mit einem Mal wichtig, so viel wie möglich über ihn zu erfahren. Herauszufinden, warum es mir bestimmt sein sollte, ihn zu töten.
Besonders jetzt, wo er mich so freundlich ansah, war diese Tat absolut unvorstellbar. Ich ließ ihn ein, denn er hatte den Arm voll Stoffe und Tücher.
„Was ist das?“, fragte ich und ging ihm nach. Er breitete zwei naturfarbene Leibchen, einen beigen Rock, eine grüne Schürze sowie ein wollenes Schultertuch auf dem Bett aus.
„Deine neue Garderobe. Der Laird muss besonders zufrieden mit deinen Diensten sein.“
Der Ton, in dem er dies sagte, gefiel mir ebenso wenig wie sein Blick. Forsch sah er sich um, blieb mit dem Blick an den beiden Bechern hängen, die noch von meinem Gespräch mit Payton auf dem Tisch standen. Als sähe er sich in seiner Vermutung bestätigt, nickte er und deutete auf die Becher.
„Was soll das, Ross? Was willst du damit sagen?“
„Nichts, meine Liebe, nichts. Ich mache dir keinen Vorwurf. Wenn ich nur die Beine breitzumachen brauchte, um so ein nettes Zimmerchen und diesen ganzen Tand zu bekommen, würd’ ich mich auch nicht zweimal bitten lassen.“
Es war ein Impuls, der mich zuschlagen ließ. Ich überlegte nicht, als ich ausholte und ihm derart fest ins Gesicht schlug, dass mir der Schmerz von der Hand bis in die Schulter fuhr.
„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?“, fuhr ich ihn an, meine Stimme zitterte unter meiner Wut. „Wie kannst du es wagen, so etwas auch nur zu denken? Ich sage dir das jetzt einmal, Ross, und ich gebe dir den guten Rat, es dir zu merken: Ich mache hier für niemanden die Beine breit. Ist das bei dir angekommen?“
Ross, der sich die Wange mit meinem scharlachroten Handabdruck darauf rieb, wand sich unter meinem zornigen Blick.
„Ich … entschuldige, Samantha, ich dachte …“, versuchte er sich an einer jämmerlichen Erklärung. „Diese Sonderbehandlung ... du sitzt am Tisch des Oberhauptes … ich dachte …“, brach er achselzuckend
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