The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
fremden Zeit ließen mir kaum Zeit nachzudenken. So vieles schwirrte mir durch den Kopf. Payton, der zu Hause auf mich wartete, Payton, der an meiner Seite ging. Fingal und seine Genesung genauso wie die Zukunft, die ihnen allen bestimmt war.
Besonders belastete mich die Sache mit Kyle, der mir mit jedem Tag mehr ans Herz wuchs. Und nicht zu vergessen meine schreckliche Vision, in der ich gesehen hatte, dass ich Ross töten würde. All dies beschäftigte meine Gedanken, sodass ich mir nicht viel dabei dachte, als Payton vor mir in mein Zimmer trat. Doch kaum hatte er die Tür hinter uns geschlossen, als er mich auch schon am Arm berührte und zu sich herumdrehte. Beim Blick in seine hungrigen Augen war mir sofort klar, was er im Sinn hatte.
„Sam, ich … darf ich dich küssen?“
Ich spürte, wie schwer ihm seine Zurückhaltung fiel, und brachte kein Wort heraus. Stattdessen hob ich ihm mein Gesicht entgegen. Obwohl ich sah, dass er mich am liebsten in seine Arme gerissen hätte, küsste er mich ganz sanft und legte zögerlich seine Hände um meine Taille.
„Es ist …“, murmelte er an meine Lippen, „… dieses Kleid. Du siehst darin so zauberhaft aus. Ich will dich schon küssen, seit ich dich so sah, und konnte den ganzen Abend an nichts anderes denken.“
Seine Berührung versengte beinahe meine Haut, und ich zitterte unter dem Sturm seiner Lippen. Mutig schob ich meine Hände unter sein Hemd. Himmel, er fühlte sich besser an, als ich für möglich gehalten hatte. Ich schwebte auf Wolken. Seine Küsse waren wie Medizin für meine gequälte Seele, die vor Sorge nicht mehr zur Ruhe kam. In diesem Moment gab es nur ihn und mich. Nur unsere Liebe, stärker als alle Zeit, stärker als der Hass der Clans aufeinander. Stärker als die Vernunft.
Doch der Augenblick des Friedens, der mir vergönnt war, weilte nur kurz. Als meine Hand über seine Brust strich, ihm ein heiseres Stöhnen entlockte, bemerkte ich den fehlenden Verband, die fehlende Wunde, die ich gewohnt war, bei ihm zu ertasten. Ich kam mir mit einem Mal schäbig vor. So, als betrüge ich den Payton der Zukunft mit dem Payton der Vergangenheit. Als setzte ich nicht alles in Bewegung, um ihn zu retten, weil ich mich ihm lieber in die Arme warf.
Ich war total verwirrt. Es war doch immer Payton? War es also richtig oder falsch, was ich für ihn empfand? Ich trat ein Stück zurück und wischte mir die Haare, die seine Finger aus meiner Frisur gelöst hatten, aus dem Gesicht.
„Payton, warte.“ Ich schob ihn von mir. „Wir müssen aufhören. Ich kann das nicht.“
Er fuhr sich übers Gesicht, nickte schweigend. „Du hast recht. Es ist verrückt und gefährlich. Ich habe so etwas noch nie erlebt, noch nie das Gefühl gehabt, so vertraut mit jemandem zu sein.“
„Wir sind füreinander bestimmt, Payton, glaub mir das. Es ist kein Zufall, dass ich hier bin. Und doch kann ich nicht bei dir bleiben. Ich werde dich schon bald wieder verlassen müssen. Um dich zu retten, habe ich keine andere Wahl. Wenn alles vorüber ist, wirst du mich vergessen, Payton. Du wirst mich vergessen, aber am Leben bleiben. Vertrau mir einfach.“
Payton lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Schwieg. Schließlich atmete er tief durch, wie vor einer schweren Aufgabe.
„Komm her, mo luaidh, bitte.“
Ich tat es. Bettete meinen Kopf an seinem Herzen, kuschelte mich an seine Brust. Seine Hände strichen mir über den Rücken.
„Was immer du sagst, Sam – ich werde dir vertrauen, bei Gott!, ich weiß nicht, warum ich es tue, aber ich vertraue dir, auch, wenn ich kein Wort von dem verstehe, was du mir sagen willst.“
Ich schloss die Augen, hörte nur das Schlagen seines Herzens. Dieses Herz war alles, was ich wollte. Egal, zu welcher Zeit. Es durfte nicht aufhören zu schlagen.
„Dann hilf mir, bitte“, flehte ich.
Er presste mich an sich, küsste meinen Scheitel.
„Wie?“
„Ich muss Vanora finden. Die Hexe Vanora. Und dann muss ich so schnell wie möglich zurück zu der Hütte, bei der mich Ross und seine Leute entführt haben.“
„Hütte? Welche Hütte?“, fragte er irritiert.
Ich löste mich aus seiner Umarmung, da mich die Nähe seines Körpers, sein vertrauter Duft, zu sehr ablenkte.
„Na, die Kate am Loch Duich . Ich weiß nicht genau, wo sie ist, aber sie ist in Ufernähe und liegt am Fuß der fünf Schwestern. Ich muss sie finden.“
„Das kann nicht sein.“ Er schüttelte den Kopf. „Was du sagst, ergibt keinen Sinn,
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