The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
eine Frau, die er an jenem Morgen gesehen hatte.
„Wir hätten das Vieh längst zurückholen können, wenn Cathal zugelassen hätte, dass Duncan sie befragt“, versicherte Dougal.
Alasdair nickte. Er war einmal zugegen, als die Zwillinge einen Mann befragten . Kein schöner Anblick, wie er sich erinnerte, aber effektiv.
„Stell dir nur vor, wir hätten heimkehren und das ganze gestohlene Vieh mitbringen können. Ein Festtag für den Clan der Stuarts wäre es geworden. Stattdessen kehren wir mit leeren Händen heim, und meines Bruders Gefangene befindet sich auf Burragh .“
„Warum holt ihr sie nicht einfach her und befragt sie jetzt?“
„Das werden wir. Soweit ich weiß, werden morgen einige Männer nach Burragh reiten. Ross ist ebenfalls mit Blair geritten, und auch Lady Nathaira scheint von der Sorge um Fingals Wohl getrieben schon gestern dorthin aufgebrochen zu sein.“
Alasdair horchte auf.
„Ach tatsächlich?“, fragte er.
„Aye. Willst du dich anschließen? Die McLeans haben einige hübsche Weiberröcke zu bieten. Und nach drei Monaten im Sattel wirst du nichts dagegen haben, dich zur Abwechslung ein wenig mit der holden Weiblichkeit zu amüsieren – oder, mein Freund?“
„Warum bis morgen warten? Ich hätte da schon eine im Auge“, murmelte Alasdair, der sich ausmalte, wie leicht er auf Burg Burragh in Nathairas Bett schlüpfen könnte. Viel leichter als hier, wo sie sich vor den Augen der Stuarts verstecken müssten. Zumindest, bis er bei Cathal vorgesprochen hatte.
Kapitel 26
Nach meinem Ausflug in den Wald hatte ich den Tag in Gesellschaft von Nanny MacMillan verbracht, mit ihr Salben gekocht, Kräuter zum Trocknen aufgehängt und die Verbandsvorräte aufgestockt. Immer wieder sahen wir nach Fingals Verletzung, dem es jedoch inzwischen wieder so gut ging, dass er sich die Schimpfereien und Belehrungen der alten Amme nicht mehr so gerne gefallen lassen wollte.
Gerade eben donnerte er wütend die Tür zu seinen Gemächern hinter ihr zu und verriegelte diese. Er hatte ihr gedroht, sie in Ketten legen zu lassen, sollte sie weiterhin darauf bestehen, ihm nur Brühe und Haferbrei zuzugestehen. Daraufhin war die Amme mit wehenden Röcken aus dem Zimmer geflohen und Fingal sogleich aus dem Bett gesprungen, um sich gegen eine Rückkehr der Dame zu wappnen. Als er sich umdrehte, bemerkte er mich und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
„Lassie, dich hatte ich ja schon fast vergessen. Aber diesem Frauenzimmer fehlt eindeutig ein Mann, der ihr hin und wieder das Fell gerbt. Ich habe den Eindruck, sie hebt sich ihr ganzes Geschrei extra für mich auf.“
Ich hielt den Blick auf meine Füße gesenkt, denn das Oberhaupt der McLeans stand nur im Hemd vor mir, auch wenn die Hemdschöße lange genug waren, alles Wesentliche zu verbergen.
„Entschuldigt, wenn ich Euch widerspreche, aber ich habe fast den ganzen Tag mit ihr verbracht und kann Euch aus eigener Erfahrung versichern, dass sie jedem diese Behandlung zukommen lässt.“
„Wirklich? Nun, ich dachte immer, es wäre ein Zeichen ihrer Zuneigung, wenn sie versucht, einem die Ohren lang zu ziehen.“
Ich musste lachen.
„Ich denke nicht, Mylord. Sie hat mich heute andauernd beschimpft – und dabei kennt sie mich doch überhaupt nicht“, versuchte ich, seine Zuneigungstheorie zu widerlegen.
„Oder …“, er fuhr mit dem gestreckten Zeigefinger in die Höhe, „… ich habe doch recht. Immerhin fällt es nicht sonderlich schwer, dich zu mögen.“
Ich sah ihn mit großen Augen an. Was hatte er gesagt? Wollte er mir sagen, dass er mich mochte?
Er grinste, als er meinen verdatterten Gesichtsausdruck sah.
„Meine liebe Samantha. Sieh mich nicht so an. Ich weiß, unsere Familien haben kein besonders gutes Verhältnis zueinander, aber schlechte Menschen gibt es für gewöhnlich überall.“ Er legte sein Plaid an und suchte nach seinem Gürtel. Ich reichte ihm diesen von der Stuhllehne und wartete, ob er weitersprach.
„Gute Menschen aber auch.“
Sein Blick hielt mich gefangen.
„Wusstest du, dass der Pfeil vermutlich von Söldnern kam? Bezahlten Kriegern? Wer bezahlt Männer dafür, unsere Grenzen unsicher zu machen? Unsere Feinde? Oder gar die Engländer, die einen erneuten Aufstand der Jakobiten fürchten? Ich will dir sagen, wie es ist: Ich bin die Kämpfe leid. Die Fehde der Stuarts mit den Camerons ist mir schon lange ein Dorn im Auge. Ein Bündnis zwischen unseren drei Familien wäre für alle von Vorteil,
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