The Curse - Im Schatten der Schwestern (German Edition)
ihr die Waffe aus der Hand nehmen konnte, hatte sie ihrem Leben mit Grants Dolch ein Ende gesetzt.“
Er zog den Dolch aus seinem Gürtel und hielt ihn mir unter die Nase.
Mir wurde schwindelig. Ich erkannte das Muster der verschlungenen Ornamente. Kannte es aus meiner Vision. Dieser Dolch hatte nicht nur das Leben seiner Mutter genommen, sondern würde auch Ross den Tod bringen. Ich riss mich los, stolperte zurück.
„Lass mich!“, rief ich. Ich musste Distanz zwischen uns bringen, hatte Angst, ihm sonst womöglich wie in der Vision die Klinge in den Leib zu jagen. „Steck’ die Waffe weg, Ross!“, flehte ich.
So schnell er ihn gezogen hatte, verschwand der Dolch auch wieder in seiner Lederscheide, und Ross hob die Hände.
„Aye, tha mi duilich“, entschuldigte er sich. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich denke, wir haben genug Beeren. Lass uns zurück zur Burg gehen und sehen, ob wir sie gegen ein Stück kalten Braten eintauschen können“, schlug er vor, sichtlich darum bemüht, das bedrückende Gespräch zu verdrängen.
„Warte! Eine Frage habe ich noch, Ross“, hielt ich ihn zurück, auch wenn ich nach seiner Geschichte wusste, dass ich auf meine eigentlichen Fragen von ihm keine Antwort erhoffen konnte. Was immer er wusste, würde er mit mir nicht teilen. Er sah mich schweigend an.
„Glaubst du denn wirklich, wer einmal im Dreck zu ihren Füßen lag, wird jemals derjenige sein, der den Dolch hält? Wird er nicht immer der bleiben, der die Klinge an seiner Kehle spürt?“
„Wenn du es geschickt anstellst, Sam, nutzt du den Dolch, der auf dich gerichtet ist, gegen deine Feinde. Es ist der Moment der Überraschung, der den Vorteil bringt.“
Kapitel 25
Der graue Turm von Burg Galthair hieß ihn schon aus der Ferne willkommen. Cathal Stuart war erleichtert, wieder zu Hause zu sein, auch wenn er nur wenig Erfolg zu vermelden hatte. Weder hatten sie die Viehdiebe gestellt noch die verschwundenen Tiere ausfindig gemacht. Im Grenzland herrschte erstaunliche Ruhe, wenn man davon absah, dass täglich mehr Rinder spurlos verschwanden.
Sie galoppierten in den Burghof, und Cathal sprang ab, noch ehe das Pferd zum Stehen gekommen war.
„Fàilte, Mylord!“, grüßten ihn die Stallknechte und nahmen ihm die Zügel ab.
„Wo ist Nathaira? Warum ist sie nicht hier, um mich zu begrüßen?“, verlangte er zu wissen.
„Die Lady weilt in Burragh . Ein Bote brachte die Kunde von der Verletzung des Lairds, da ist sie sogleich aufgebrochen. Sie fürchtete, er könne im Sterben liegen und wollte höchstpersönlich nach seiner Verfassung sehen“, gab ein Knecht Auskunft.
Cathal nickte. Auch wenn er dringend mit seiner Schwester sprechen musste, war es gut, sie an Blairs Seite zu wissen, besonders da der blonde Hüne Alasdair Buchanan gerade neben ihm absaß.
„Cathal, auf ein Wort!“, rief dieser und bat ihn herbei.
„Was ist, mo charaid?“
„Ich wollte in einer sehr wichtigen und persönlichen Angelegenheit mit dir sprechen“, erklärte Alasdair und strich sich dabei über den rötlichen Bart.
Cathal unterdrückte einen Fluch und nickte stattdessen beiläufig. Er forderte den Mann mit den nordmännischen Wurzeln auf, ihn zu begleiten, als er über den Hof in die Halle davonging. Er fürchtete, bereits zu wissen, was sein Gefolgsmann zu besprechen wünschte. Schließlich kam es nicht von ungefähr, dass er ihn in den letzten drei Monaten zur Sicherung des Grenzlandes am anderen Ende der Stuart-Ländereien eingeteilt hatte.
Cathal wusste um die Affäre zwischen ihm und seiner schönen Schwester, aber so sehr er Nathaira auch liebte, konnte er doch keine Rücksicht auf ihre romantischen Gefühle nehmen, wenn es um das Wohl des Clans ging. Und der Clan brauchte ein starkes Bündnis mit den McLeans, um für dauerhaften Frieden zu sorgen.
Darum würde sie sich ihrer Pflicht stellen und in Kürze seinen besten Freund und wichtigen Bündnispartner Blair McLean ehelichen. Wenn es nach ihm ginge, wäre es das Beste, Alasdair bekäme seine Schwester zuvor nicht einmal mehr zu Gesicht.
„Worum geht es denn, Buchanan?“, fragte Cathal, als sie nebeneinander hergingen.
„Nun, es ist eine Sache von größter Wichtigkeit für mich, darum würde ich es nur ungerne zwischen Tür und Angel besprechen. Ich würde gerne in aller Form bei dir vorsprechen, wenn es dir recht ist“, erklärte Alasdair.
„Natürlich. Ich schlage vor, du kommst morgen in mein Arbeitszimmer, und wir trinken einen Becher
Weitere Kostenlose Bücher