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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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ununterbrochen in der Obhut von ungefähr zehn zuverlässigen Personen. Ich sage Ihnen Bescheid.«
    Der junge Mann holte einen großen Plastiksack für McCabes Kleider und einen kleineren Beutel für seine Brieftasche und die Schlüssel. Dann begleitete er ihn in einen kleinen Umkleideraum mit einer Reihe Duschkabinen. McCabe zog sich aus und stopfte die Klamotten mitsamt seinem Halfter und der Pistole in den Sack. Er knotete ihn zu und nahm ihn mit in die Duschkabine. Er hatte nicht vor, heute Abend auch nur einen Augenblick lang unbewaffnet zu sein, und er würde keine Schusswaffen unbeaufsichtigt irgendwo herumliegen lassen. Als das heiße Wasser Sophies Blut von seinem Gesicht und seinen Armen wusch, sah er zu, wie das rot gefärbte Wasser um den Abfluss kreiselte. Vor seinem inneren Auge lief die Duschszene aus Psycho.
     
    Sophie wurde im vierten Stock operiert. Rund zehn Meter vom Eingang zum OP entfernt, ein Stück den teilweise abgedunkelten Flur hinauf, saß McCabe auf einem Plastikstuhl im leeren Wartezimmer der Intensivstation. Er trug Operationskleidung. Die Dienstmarke hatte er am Oberteil befestigt. Er hatte überlegt, ob er die Fünfundvierziger über oder unter dem weit sitzenden Kleidungsstück tragen sollte, und sich für darunter entschieden. Das Handy hatte er ebenfalls am Pistolengurt befestigt. Seine Hand lag locker auf der Waffe.
    Nach Angaben der Ärzte hatte die Kugel des Scharfschützen Sophies linken Arm etwa zwölf Zentimeter unterhalb der Schulter glatt durchschlagen. Sie hatte zwar den Knochen verfehlt, dafür aber die Brachialarterie zerfetzt. Ein Gefäßchirurg war nun dabei, das zerstörte Gewebe zu entfernen und die Arterie wieder zusammenzunähen. McCabe hatte das medizinische Kauderwelsch nur teilweise verstanden, aber die Begriffe »Débridement« und »Anastomose« waren irgendwie in seinem Gedächtnis hängen geblieben.
    Der Chirurg hatte gesagt, dass die Instandsetzung des Arms ungefähr zwei Stunden in Anspruch nehmen werde, dass aber vermutlich keinerlei Nachwirkungen zurückbleiben würden und sie den Arm bald wieder voll benutzen könnte. Er hatte auch gesagt, dass die größte Gefahr für Sophies Leben von einer möglichen Infektion ausginge. McCabe hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Arzt auf seinen Irrtum hinzuweisen.
    Er knipste das Licht aus und schaltete den Fernseher stumm, so dass es, abgesehen von den bunten Bildern, keine Bewegung und keine Lichtquelle im Zimmer gab. Schweigend starrte er durch die Glaswand hinaus auf den Flur. Nur selten kam jemand vorbei. Ein paar Krankenschwestern, ein älterer Mann, der einen Eimer und einen Wischmopp vor sich her schob, ein junger Mann in OP-Kleidung. Er musterte sie alle genau, suchte nach Anzeichen für eine Bedrohung. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Flurs, befanden sich drei Aufzugschächte. McCabe hielt den Blick auf die kleinen Leuchtziffern der Stockwerksanzeige über den Fahrstuhltüren gerichtet, für den Fall, dass eine Vier aufleuchten sollte, aber eigentlich hielt er es für unwahrscheinlich, dass der Schütze, falls er hier überhaupt auftauchte, einen solch direkten Weg wählen würde.

31
    Dienstag, 23.00 Uhr
     
    Der Schütze schätzte, dass er zu Fuß ungefähr sechs Stunden zurück nach Portland brauchen würde. Unterwegs ein Fahrzeug aufzutreiben könnte sich als schwierig erweisen, aber er würde die Augen offen halten. Wenn möglich, würde er querfeldein gehen und die Straßen meiden. Die Bullen suchten bestimmt das ganze Gebiet ab, kreisförmig um die Stelle herum, wo sie die Frau aufgelesen hatten. Ob sie wohl Hunde einsetzen würden? In dem Chevrolet Blazer, den er zu Schrott gefahren hatte, hing jedenfalls überall sein Geruch. Keine Ahnung, ob sie auch Fingerabdrücke finden würden. Er war diesbezüglich zwar vorsichtig gewesen, hatte aber keine Zeit mehr gehabt, alles gut abzuwischen, bevor er zur Beifahrertür hinaus geflohen war. Er befühlte sein Gesicht, dort, wo er aufs Lenkrad geknallt war, nachdem der Bulle geschossen und er sich geduckt hatte. Dann hatte ihn auch noch der Airbag erwischt. Verdammte Kacke. Aber jetzt war es zu spät, um sich darüber aufzuregen. Seine Piero-Tucci-Lederjacke hatte er auf dem Rücksitz liegenlassen. Das kotzte ihn an. Sie war so gut wie neu und hatte ihn vierhundert Scheine gekostet. Sah außerdem super aus. Er war ziemlich sicher, dass nichts in den Taschen war. Davon abgesehen bloß ein paar alte Billy-Ray-Cyrus-CDs und eine DVD: Der

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