The Cutting
wissen.
»Vielleicht können Sie uns das verraten, Tobin?«, gab McCabe zurück.
»Hey, hey, Moment mal. Nur damit ich das richtig verstehe: Wollen Sie etwa sagen, dass Sie mich verdächtigen?«
»Verdächtigen? Kein Mensch hat was von verdächtigen gesagt«, erwiderte Maggie. »Wir führen doch bloß eine kleine Unterhaltung. Wir wollen wissen, wo die Menschen, die Katie kannten, sich aufgehalten haben. Die Menschen, denen sie vertraut hat.«
»Bin ich jetzt festgenommen oder so?«
»Ach was, Tobin. Entspannen Sie sich«, sagte Maggie ruhig. »Wie gesagt, das ist nur eine unverbindliche Befragung, eine Plauderei. Nichts weiter.«
»Aber vielleicht können Sie uns ja verraten, was an diesem Abend vorgefallen ist«, sagte McCabe. Jetzt war er wieder an der Reihe.
»An welchem Abend?« Kenney klang besorgt. Defensiv.
»Na ja, an dem Abend, an dem Katie verschwunden ist, natürlich.«
Kenneys Blick sprang immer wieder zwischen den beiden Kriminalbeamten hin und her. Er sagte kein Wort. Wahrscheinlich überlegte er sich gerade, ob er einen Anwalt einschalten sollte, und das wäre dann das Ende des Gesprächs gewesen. Aber falls er wirklich unschuldig war, dann würde er vielleicht weiterreden, einfach nur um seine Unschuld zu beweisen. McCabe fuhr fort. »Haben Sie eine Freundin, Tobin?«
»Nein … ja … na ja, eigentlich nicht. Es gibt da eine Frau, mit der ich mich von Zeit zu Zeit treffe«, sagte Tobin. »Aber ich weiß nicht, was das mit alldem hier zu tun haben soll.«
»Haben Sie diese Frau an jenem Abend getroffen?«
»An dem Abend, als Katie umgebracht wurde?«
»Nein. Nicht an dem Abend, als sie umgebracht wurde.« McCabe beugte sich vor und blickte auf den jungen Mann hinab, so dass dieser gezwungen war, zu ihm aufzuschauen. »Über den Abend können wir uns später noch unterhalten.« Er sprach leise. Mit ruhiger Stimme. Von Freund zu Freund. Er war sich des Aufnahmegeräts und seines kleinen, grünen Lämpchens bewusst, und so lag keinerlei Drohung in seiner Stimme. Die Drohung lag ausschließlich in seinen Blicken, die Kenney durchbohrten. »Erzählen Sie uns doch einfach von dem Abend, an dem sie verschwunden ist. Wo Sie waren. Was Sie gemacht haben.«
Kenney schob seinen Stuhl ein paar Zentimeter zurück, wich McCabes Blick aus und betrachtete das Boot im Hinterhof. »Mein Gott, ich weiß es nicht.« Pause. »Ich muss mal kurz überlegen. Nein. Warten Sie.« Pause. »Jetzt weiß ich wieder, was ich gemacht habe. Ja, genau. Ich weiß noch, wie die Kollegen am nächsten Tag in der Schule über Katies Verschwinden sprachen, nachdem sie nicht aufgetaucht war. Aber als sie dann auch nicht zum Training kam, da habe ich angefangen, mir ernsthafte Sorgen zu machen. Mir war klar, dass sie die Schule vielleicht schwänzen würde, aber niemals das Training. Niemals. Dafür musste schon etwas Schlimmes passiert sein. Am Abend davor«, sagte Kenney, »war ich im Kino.«
»Im Kino?« Maggies Tonfall enthielt einen sorgfältig einstudierten Hauch Ungläubigkeit.
»Ja. Im Kino.«
»Alleine?«
»Ja, alleine – aber ich kann es beweisen. Ich bin da ein paar Bekannten begegnet. Einer Kollegin aus der Schule, Ellen Bodine, und ihrem Mann. Wahrscheinlich habe ich sogar die abgerissene Eintrittskarte noch irgendwo hier.«
Kenney wirkte jetzt erleichtert. Als hätte er mit seiner Antwort ein schwieriges Problem gelöst und nun wäre alles wieder in Ordnung.
»Was haben Sie sich angeschaut?«, wollte McCabe wissen.
»Welchen Film, meinen Sie? Das Comeback.« Nicht das geringste Zögern.
»Wie hat er Ihnen gefallen? Ist er so gut, wie man allgemein hört?« Diese völlig belanglose Frage verunsicherte Kenney, und das war, wie McCabe wusste, genau das, was Maggie bezweckt hatte. »Ist Russell Crowe wirklich so gut?«, fuhr sie fort. »Und Renee Zellweger?«
»Ja, der Film ist gut«, sagte Kenney. »Und die Schauspieler auch.« Seine Blicke schossen wie Pfeile zwischen den beiden hin und her.
»Wann hat der Film denn angefangen? Und wann war er zu Ende?«, erkundigte sich McCabe.
»Weiß ich nicht mehr. Ich schätze mal, dass er so um sieben oder Viertel nach sieben losgegangen ist.«
»Dann wäre er also so gegen neun zu Ende gewesen?«
»Ja. So ungefähr.« Ein Schweißtropfen lief über eines von Kenneys Brillengläsern. Er nahm die Brille ab, ergriff einen trockenen Zipfel seines T-Shirts und wischte das Glas sauber.
»Und was haben Sie anschließend gemacht?«, erkundigte sich Maggie.
»Ich bin
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