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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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nach Hause gegangen. Habe was gegessen, eine Pizza, die ich mir im Torrelli’s in der India Street geholt hatte. Und ein paar Arbeiten korrigiert.«
    »Ganz alleine?«
    »Ja, natürlich ganz alleine.«
    »Und dann?«, bohrte McCabe weiter.
    »Dann bin ich ins Bett gegangen.«
    »Alleine?«
    Kenney schaute McCabe an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Sind Sie alleine ins Bett gegangen?«, wiederholte McCabe die Frage.
    »Ja, alleine.«
    McCabe entschloss sich, etwas zu riskieren. Falls Kenney daraufhin dichtmachte und nach seinem Rechtsanwalt schrie, dann wäre es eben so. »Weißt du was, Tobin, ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn mich jemand verarschen will. Ü-BER-HAUPT NICHT!«
    Kenney hob den Kopf. »Aber ich verarsche hier doch gar niemanden.«
    »Soll ich dir was sagen, Tobin? Das sehe ich anders. Und soll ich dir noch was sagen? Ich glaube, ich kann’s beweisen.«
    Furcht lag in Kenneys Blick. »Was denn beweisen? Sie können gar nichts beweisen.«
    »Du warst an diesem Abend gar nicht alleine, Tobin, stimmt’s? Ich habe jedenfalls einen Zeugen, der genau das behauptet. Einen Zeugen, der sogar bereit ist, das zu beschwören. Vielleicht warst du anfangs wirklich ganz alleine und hast Klassenarbeiten korrigiert, aber dann, ein kleines bisschen später, hast du Besuch bekommen. Hab ich Recht, Tobin? Von einer gewissen Katie Dubois? War es nicht so, Tobin?« McCabe redete ihn wiederholt mit dem Vornamen an, ohrfeigte ihn damit wie ein Boxer, dessen Faust immer wieder kurz vorm Gesicht des Gegners zum Halten kommt. Eine Technik, die er sich schon vor langer Zeit angeeignet hatte. Manchmal funktionierte sie. Manchmal nicht. »Tobin? Hörst du mir eigentlich zu, Tobin?«
    Kenney saß regungslos da. Er hatte eindeutig Angst. Eine Minute lang sagte er kein Wort. Schließlich fragte er mit kläglicher Stimme: »Was für ein Zeuge denn?«
    »Ein Zeuge, der gesehen und gehört hat, wie Katie Dubois am Abend ihres Verschwindens aus diesem Haus hier gekommen ist. Also, warum erzählst du uns nicht einfach ganz von Anfang an, was passiert ist, Tobin?«
    Mit Ausnahme des leichten nervösen Zuckens seiner Augenlider rührte Kenney keinen einzigen Muskel.
    »Kann es sein, dass Katie bei ihrer Ankunft ein bisschen aufgewühlt war?«, setzte McCabe erneut an. »Vielleicht hat sie dir erzählt, dass ihr Freund sie betrügt? Vielleicht hast du ja gedacht, sie könnte ein bisschen Trost gebrauchen? War es vielleicht so, Tobin? Hey, da ist doch nichts dabei. Du bist doch ein netter Kerl, oder etwa nicht, Tobin? Süße kleine Sechzehnjährige zu trösten, das ist doch genau dein Ding, oder etwa nicht? Ein kleines bisschen trösten? Vielleicht eine kleine Umarmung?« Dann verschwand der neckische Unterton aus McCabes Stimme, und sie wurde hart. Kalt. »Wer weiß? Ein kleines bisschen Kuscheln führt doch ganz leicht zu einem kleinen bisschen Ficken, hmm? So ist es doch, Tobin, oder? War’s nicht genau so? Erst hast du sie gevögelt, und dann hast du sie umgebracht, stimmt’s?«
    Bei diesen Worten stellte McCabe sich vor, wie Kenney die Arme um Katie Dubois schlang. Wie er sie küsste, die Hände über ihren Rücken gleiten ließ, unter ihren Rock, wie er ihr das Höschen auszog – aber in seiner Vorstellung war es gar nicht Katie, die Kenney da küsste und befummelte. Es war Casey! McCabe musste die Augen schließen und das Bild gewaltsam aus seinem Kopf vertreiben.
    »Das ist nicht wahr!« Kenneys Stimme klang beinahe hysterisch. »Ich hab sie nicht gevögelt! Ich hab sie nicht umgebracht! So war es nicht!«
    Mit sanfter Stimme fragte Maggie: »Wie war es dann, Tobin?«
    »Oh, ich wette, du bist einer von der ganz scharfen Sorte, Tobin, hab ich Recht?«, sagte McCabe mit leiser Stimme und drohendem Blick. »Vielleicht einer von den Typen, die mit dem Schwanz denken anstatt mit dem Hirn? Warum lässt du diese ganze Verarsche jetzt nicht einfach sein und erzählst uns, was an dem Abend wirklich passiert ist?«
    »Ja. Nein.« Kenneys Stimme war nur noch ein dumpfes Flüstern.
    »Sehen Sie mich an, Tobin«, sagte Maggie in sanftem, mütterlichem Tonfall und beugte sich dicht zu ihm. »Wenn Sie uns sagen, was passiert ist, dann können wir Ihnen auch helfen. Wenn nicht, dann nicht.«
    »Ja, sie war bei mir«, sagte Kenney, »aber nein, nein, nein, ich hab sie nicht umgebracht.«
    »Du hast sie nicht umgebracht?«
    »Nein, ich hab sie nicht umgebracht. Ich hab sie nicht umgebracht!«
    »Du hast sie nicht umgebracht?« McCabes Gesicht

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