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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Fragen haben, dann teilen Sie die bitte meinem Rechtsanwalt mit.«
    »Hatten sie? Eine Liebesbeziehung, meine ich.«
    »Raus.« Harriet Spencer stand auf, ging zur Küchentür und hielt sie auf. »Verschwinden Sie, sofort«, sagte sie. »Und lassen Sie sich hier nicht wieder blicken.«
    McCabe ging die beiden Stufen hinunter, warf einen Blick zur Garage hinüber und überlegte kurz, ob er hineinhuschen sollte, um sich den Lexus etwas genauer anzuschauen. Aber er wusste, dass das eine blöde Idee war. Er hatte keinen Durchsuchungsbefehl dabei, und Harriet Spencer würde ihm ganz bestimmt keine Genehmigung erteilen. Falls er gesehen würde, wäre alles, was er möglicherweise entdeckte, nicht mehr als Beweismittel zugelassen.
    Ob er sich einen Durchsuchungsbefehl besorgen könnte? Vielleicht. Der Lexus ähnelte dem Fahrzeug in Starbucks’ Überwachungsvideo. Philip Spencer besaß die richtige Größe und die notwendigen Fähigkeiten, um Katie Dubois’ Herz zu »ernten«. Harriet Spencer war von Mittwoch bis Freitag auswärts gewesen. Ohne den Lexus. Den hatte sie einem Bekannten geliehen, hatte sie gesagt. Außerdem war Philip Spencers Aufenthaltsort in der fraglichen Zeit unklar.
    Wo waren Sie in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, so gegen Mitternacht?
    Zu Hause. Ich habe geschlafen.
    Und Ihre Frau war auch da?
    Ja. Normalerweise teilen wir das Bett.
    Nachweislich eine Lüge. Ein Herzchirurg im richtigen Alter und mit der richtigen Größe allein zu Haus, dazu noch der Lexus. War das genug? Wahrscheinlich nicht. Tasco und Fraser hatten noch nicht einmal richtig angefangen, die Liste sämtlicher Lexus fahrender Chirurgen abzuarbeiten. Ganz zu schweigen von denen, deren Frauen einen Lexus fuhren. Es gab womöglich Dutzende im richtigen Alter und mit der richtigen Größe, die während der fraglichen Stunden kein Alibi hatten. Trotzdem wollte er den Wagen der Spencers von der Kriminaltechnik unter die Lupe nehmen lassen. Vielleicht fanden sie ja eine Spur von Katie. Oder von Lucinda. Oder beiden. Außerdem wollte er auch das Haus einer gründlichen Durchsuchung unterziehen lassen. Er hatte in Bezug auf diesen Mann einfach so ein Gefühl.

16
    Sonntag, 19.00 Uhr
     
    Harriet Spencer, von ihren Bekannten nur Hattie genannt, stand an der Küchentür. Durch die Doppelglasscheiben hindurch sah sie zu, wie McCabe die hinteren Stufen hinunterging, stehen blieb und einen Blick auf die Garage warf, sich anschließend umdrehte, über die Schottereinfahrt zur Vorderseite des Hauses ging und aus ihrem Blickfeld verschwand. Hattie hastete durch einen dunklen Flur ins Wohnzimmer, beziehungsweise den »Salon«, wie Philip zu sagen pflegte. Dort stellte sie sich an ein Fenster und sah dem Kriminalbeamten nach, der gerade durch die Gartenpforte ging. Die Helligkeit des Nachmittags war zu Dämmerlicht geworden, die Sonne, die jetzt tief im Westen stand, überzog die Straße mit einem rot-orangefarbenen Schein und warf bereits lange Schatten, als der Detective sich nach rechts wandte und davonging. Sie fragte sich, wieso in der Nähe kein parkendes Auto zu sehen war. Vielleicht war er ja zu Fuß gekommen. Jetzt war er nicht mehr zu sehen, aber trotzdem blieb Hattie noch ein, zwei Minuten lang am Fenster stehen, schaute hinaus, stand so still sie nur konnte, atmete kaum, als könnte jede Bewegung, jede kleinste Regung die ganze Ordnung durcheinanderbringen. Eine Ordnung, die sich, wenn sie erst einmal gestört war, nie wieder herstellen ließ.
    Schließlich wandte sie sich in der zunehmenden Dunkelheit und immer noch in Gartenkleidung dem Walnussschrank an der hinteren Wand des Zimmers zu. Dort standen ein Kelchglas aus Bleikristall und eine Flasche Tanqueray. Sie füllte das Glas fast bis zum Rand und verließ das Zimmer.
    Während sie an dem warmen Gin nippte, stieg sie die breite Treppe hoch, die sich anmutig aus dem Foyer in den ersten Stock hinaufschwang. Sie ging einen langen Flur entlang, betrat das große Schlafzimmer und setzte sich, ohne das Licht einzuschalten, auf einen gestreiften, seidenen Sessel am Fenster. Ihr fiel auf, dass das Bett nicht gemacht war. Die Laken waren am Fußende des riesigen Himmelbetts zusammengeknäuelt, die dünne Sommerdecke zu Boden gefallen. Noch ein Anzeichen der Unordnung? War es das wert? Die Lügen? Die Heimlichtuerei? Ja, dachte sie, das war es wert. Hattie nippte an ihrem Gin und blickte zum Fenster hinaus. An der Decke summte eine Fliege. Unten auf der Straße fuhr ein Auto vorbei. Die

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