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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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herbeigeeilt kam.
    »Zweifellos habt Ihr meiner Mutter dasselbe aufgetragen«, sagte sie. »Wieso glaubt Ihr, dass ich es lösen kann, wenn meine Mutter es nicht kann?«
    Er lächelte, aber seine Augen blieben kalt. »Weil du schlauer bist als sie.« Er nahm seine Brille ab und wischte die Gläser mit seinem Taschentuch, und als er wieder aufsah, schienen seine eigenartigen, geweiteten Augen geradewegs durch sie hindurchzublicken. »Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit, zu beweisen, dass du uns damit helfen kannst. Das ist kein Spiel.«

17
    Der Babycode
    Sergeant Bartlett eskortierte Gaia in einen kleinen, sauberen Raum mit blassgelben Wänden und einem großen Fenster. Ein Holztisch mit einem Stuhl nahm die eine Seite des Raums ein, und eine einfache Pritsche mit blassgrauen Decken und einem Kissen die andere. Eine schmale Tür führte in ein winziges Bad, und in einem Regal neben dem Waschbecken sah Gaia weiße Handtücher. An einem Haken hing ein sauberes graues Kleid, darunter stand ein Paar ordentlicher schwarzer Schuhe.
    Sie trat ans Fenster, dessen Unterseite eine Handbreit geöffnet war, sich aber nicht weiter aufschieben ließ. Tief unter sich konnte sie den großen Platz sehen, dahinter die weißen Dächer des Gefängnisses und anderer Gebäude, und in einem ruhigen, von der Sonne vergessenen Hof hängte eine Frau in roten Kleidern Wäsche auf eine Leine. Was gäbe Gaia nicht dafür, mit dieser Frau den Platz tauschen zu können.
    Sergeant Barlett räusperte sich vom Flur her. Erschrocken fuhr sie herum. Sie hatte nicht bemerkt, dass er noch da war.
    »Die sauberen Kleider sind für dich. Du kannst sie nach dem Duschen anziehen. Brauchst du sonst noch was?«, fragte er.
    Sie forschte in seinen braunen Augen, sah ein Anzeichen von Anteilnahme darin. Auch er war jung, vielleicht etwas älter als Leon. Seine Lippen waren voller und hatten mehr Farbe, seine Züge waren ebenmäßig, seine Haut sonnengebräunt. Er war größer als Leon und breitschultriger. Wo Leon blass, ernst und gefasst wirkte, strahlte Sergeant Bartlett eine natürliche Zuversicht und Unbeschwertheit aus, trotz seiner ernsten Arbeit.
    »Weiß Leon, dass ich hier bin?«, fragte sie.
    Kurz war da ein Leuchten in seinen Augen, dann wurde sein Ausdruck wieder höflich und neutral. »Ich werde ihn darüber informieren.«
    »Könnte ich etwas zu essen haben?«, bat sie. »Und Wasser?«
    »Natürlich«, sagte er.
    Sie ließ sich auf den Stuhl fallen. Immerhin hatte man nicht vor, sie auszuhungern. In ihren Händen hielt sie die Ausdrucke, die Bruder Iris ihr gegeben hatte. Sie war noch nie eine große Leserin gewesen – es gab nicht viele Bücher außerhalb der Mauer -, und die Aufgabe, den Code zu entziffern, schien ihr nicht zu bewältigen.
    »Ich brauche auch Schreibzeug«, sagte sie. »Und Papier.«
    »Ist im Schreibtisch«, sagte Sergeant Bartlett und zeigte es ihr.
    »Ah.« Sie sah zu dem blonden Sergeant auf. Es kam ihr so vor, als ob er sein Weggehen unnötig hinauszögerte. Seine Finger spielten mit der Seitennaht seiner Hose, sodass der Stoff unruhig zuckte. Etwas an dieser Eigenart kam ihr bekannt vor, obwohl sie nicht hätte sagen können, woher.
    »Gibt es sonst noch etwas?«, fragte sie schließlich.
    Sie sah ihn zögern, dann trat er ganz in den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    »Stimmt es, dass die Sommersprossen bedeuten, dass jemand im dritten westlichen Sektor geboren wurde?«, fragte er.
    Überrascht versuchte Gaia sich zu erinnern, wo genau sie in ihrer Unterhaltung mit Bruder Iris gewesen war, als Sergeant Bartlett den Raum betreten hatte. Sie erinnerte sich, dass er sie losgebunden hatte, kurz bevor sie das Muster gezeichnet hatte, und nickte langsam. »Ja.«
    Er schloss kurz die Augen, und Gaia wusste, dass dies nicht einfach nur eine beiläufige Frage gewesen war.
    »Gesetzt den Fall, ich hätte diese Sommersprossen – ich sage nicht, dass ich sie habe -, aber wenn es so wäre, würde ich gerne wissen, wer meine Eltern sind«, sagte er mit drängender Stimme. »Wenn du mir helfen könntest, wäre ich sehr dankbar.«
    Fast erwartete sie, dass er sein Hosenbein hochkrempeln und seinen Stiefel ausziehen würde, um ihr die Tätowierung zu zeigen. »Ich kenne den Code nicht«, sagte sie hilflos.
    Er sah verwirrt und enttäuscht drein. »Aber du musst etwas wissen«, sagte er. »Hat dir dein Vater denn nichts darüber gesagt?«
    Sie breitete die Papiere auf dem Tisch aus. Sorgfältig musterte sie die erste Zeile:

    Die

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