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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Abscheu in einem Maße, wie sie es noch nie erlebt hatte. Sie dachte an das, was Myrna ihr gesagt hatte: überleben . Das war das Ziel. Bis jetzt hatte sie überlebt, doch nur um den Preis, die Geheimnisse ihrer Eltern verraten zu haben. Was würde ihre Mutter davon halten?
    Ein leises Klopfen kam von der Tür hinter ihnen. Bruder Iris wies die Wache an, Gaia loszubinden. Ihre Arme und Schultern schmerzten, als ihre Handgelenke endlich freikamen. Dann rieb sie ihre kalten, steifen Hände, bis sie kribbelten.
    »Das Zimmer ist bereit, Bruder«, sagte die Wache.
    Beim Klang der vertrauten Stimme sah Gaia auf und erkannte Sergeant Bartlett, das blonde Haar sorgfältig gekämmt, das Gesicht regungslos. Sofort sah sie wieder weg, weil sie nicht zu erkennen geben wollte, dass sie ihn kannte. Es wäre ja immerhin möglich, dass Leon es irgendwie eingerichtet hatte, dass sein Freund hier war, doch bislang gab es keine Anzeichen dafür, dass Sergeant Bartlett überhaupt geneigt sein würde, ihr zu helfen.
    »Gut«, sagte Bruder Iris. »Bleib an der Tür.«
    Gaia hörte, wie er sich zurückzog. Dann richtete Bruder Iris seine Aufmerksamkeit wieder auf Gaia. »Ich möchte, dass du das Sommersprossenmuster für mich aufzeichnest«, sagte er und reichte ihr den Bleistift.
    Sie verbarg ihre Überraschung. Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, ihm das Muster auf ihrem eigenen Knöchel zu zeigen, doch anscheinend wusste er nichts davon, was nur bedeuten konnte, dass Leon es ihm nicht gesagt hatte. Gaia nahm den Stift, und im Bewusstsein, das die Wache hinter ihr ebenfalls zusah, zeichnete sie sorgfältig das vertraute Muster:

    »Das ist alles?« Bruder Iris klang überrascht. Er drehte das Blatt Papier zu sich. »So simpel«, fügte er mit veränderter Stimme hinzu. »Was bedeutet es?«, fragte er.
    Gaia zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Es sieht wie der Teil eines Rechtecks aus.«
    Bruder Iris betrachtete immer noch das Blatt. Wenn er die Ähnlichkeit mit dem Sternbild Orion nicht erkannte, würde sie ihn auch nicht darüber ins Bild setzen.
    »Also hat jedes Baby, das deine Mutter zur Enklave vorgebracht hat, jedes Baby aus dem dritten westlichen Sektor, diese Sommersprossen«, sagte Bruder Iris. »Dieses Muster hier?«
    »Ja. Manchmal hat sie auch geholfen, Babys in anderen Sektoren zu entbinden, wenn sie gebraucht wurde, doch das war die Ausnahme.«
    »Diese Kinder wären dann auch Teil des Codes«, sagte Bruder Iris.
    »Ich nehme es an«, sagte Gaia. »Ich weiß es nicht.« Ehrlichkeit, selbst nur teilweise Ehrlichkeit, hatte sich nie so falsch angefühlt. Sehnsuchtsvoll wanderte ihr Blick zum Fenster. Der Nebel hatte sich nun gehoben, und sie konnte Sonnenlicht auf dem hellen Stein des Obelisken sehen.
    »Was lässt Euch glauben, dass der Code auf dem Band etwas mit den vorgebrachten Babys zu tun hat?«, fragte sie.
    »Komm. Schau dir das an«, sagte Bruder Iris. Er stand wieder neben dem Bildertisch und winkte Gaia näher. Auf der obersten Ebene des Tischs war ein Bild vom Band ihrer Mutter, doch so vergrößert, dass der Ausschnitt größer war als ihre Hand, die seidenen Muster waren deutlich zu erkennen.
    Ihre Finger hielten den Bleistift fest umklammert, und sie wünschte, sie könnte die feinen Linien dazu bringen, eine verständliche Form anzunehmen. Die Symbole glichen eher Kritzeleien als Buchstaben. Sie fühlte Bruder Iris’ prüfenden Blick und versuchte, sich zu konzentrieren. Bruder Iris seufzte. »Es steht außer Frage, dass wir das Band früher oder später entziffern werden«, sagte er. »Wir wissen, dass es sich um ein Geburtenverzeichnis handelt.« Er deutete auf eine Gruppe von Symbolen. »Diese Zeichen hier sind offensichtlich Ziffern. Sie wiederholen sich, mit Abweichungen.« Er deutete auf eine andere Gruppe, und dann noch eine, doch sie hätte nicht sagen können, inwiefern sie miteinander in Zusammenhang standen. »Die anderen Zeichen sind die Namen der Eltern. Zusammen mit den Einträgen im Säuglingsheim von dem Tag, an dem die vorgebrachten Kinder bei uns eintrafen, können wir die biologischen Eltern der Kinder von draußen bestimmen. Zumindest vom dritten westlichen Sektor. Bis jetzt ist deine Mutter die einzige Hebamme, die wir finden konnten, die Buch über die Kinder geführt hat.«
    »Habt ihr die anderen gefragt?«
    »Natürlich.«
    Gaia fragte sich, ob ihre Mutter von diesen Nachforschungen gehört und ihr Band deshalb vorsorglich der alten Meg gegeben hatte. Gaia runzelte die Stirn,

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