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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Gaia warf einen Blick über die Schulter und sah, dass kein Licht in den Fenstern brannte. Die Matrarch lehnte sich zurück und strich die Decke über ihrem Schoß zurecht.
    »Eure Kinder könnten die letzte Generation sein, die hier noch lebt, wenn keine Mädchen mehr geboren werden«, sagte Gaia. »Vielleicht war Fräulein Josephines Junie schon das letzte. Macht Euch das denn keine Angst?«
    »Angst? Nein. Ich gebe aber zu, dass wir einen kritischen Zeitpunkt erreicht haben. Es ist meine Hoffnung, dass wir uns so lange wie möglich zivilisiert verhalten – bis zum bitteren Ende.«
    Für Gaia hörte sich das schrecklich an. Ein Todesurteil für die gesamte Gemeinschaft. »Ist das wirklich besser als der Versuch, zu entkommen?«
    Die Matrarch lachte. »Wohin denn? An diesen würdelosen, ausbeuterischen Ort, von dem du kommst? Selbst wenn wir könnten, weshalb sollten wir unser friedfertiges Leben hier aufgeben und uns vernichten lassen? Nein. Es liegt keine Schande darin, hier zu sterben – und genau das wollen wir auch, ohne uns von falscher Hoffnung blenden zu lassen.«
    »Seid Ihr Euch da ganz sicher?«, fragte Gaia.
    »Wie bitte?«
    »Seit Ihr Euch wirklich sicher, dass dieser zivilisierte Tod im Paradies das ist, was die Mehrheit der Menschen in Sylum will?«
    Die Matrarch runzelte die Stirn und wandte ihr das Gesicht zu. »Sag mir«, forderte sie mit ihrer melodiösen Stimme, »kennst du einen Weg, Sylum zu verlassen? Sag mir die Wahrheit.«
    Sie fuhren mehrere Schritte, während Gaia überlegte, was sie antworten sollte. Die Matrarch würde jede Lüge durchschauen – doch je länger sie darüber nachdachte, desto mehr widerstrebte es ihr, das Wissen um die Reisblüte mit ihr zu teilen.
    »Ich wollte es Euch ja sagen, doch dann ist das mit Peter passiert.«
    »Immerhin lügst du mir nicht ins Gesicht. Wirklich erstaunlich, dass du einen Weg gefunden hast. Jetzt kannst du all die gesunden, jungen Leute um dich scharen und den Rest von uns hier sterben lassen. Die jüngeren Familien werden begeistert sein.«
    »Das habe ich doch gar nicht vor«, sagte Gaia entsetzt.
    Der blinde Blick der Matrarch wanderte in die Ferne. »Ach nein?«, fragte sie. »Dann habe ich dich also noch nicht verloren?«
    »Ihr habt mich nicht verloren«, sagte Gaia, immer verwirrter. »Ich habe Euch gehorcht, wie ich es versprochen habe. Ich habe nichts Unrechtes getan.« Sie nahm die Zügel und trieb das Pferd an.
    »Ich mache mir ernstliche Sorgen um dich, junge Gaia«, sagte die Matrarch. »Du solltest mir vertrauen, nicht versuchen, meine Autorität zu unterminieren.«
    Gaia wusste nicht wie, aber die Matrarch schaffte es wieder einmal, sie an sich selbst zweifeln zu lassen. Vor ihnen konnte sie das Mutterhaus erkennen, und die ersten Sonnenstrahlen auf dem Dorfplatz. Die vier Pranger lagen noch im Schatten, doch sie hatte jetzt schon Angst vor ihrem Anblick. Dann drängte sie alle Zweifel beiseite und konzentrierte sich auf die eine Sache, derer sie sich ganz sicher war.
    »Ich werde mit aller Kraft versuchen, zu verhindern, dass Peter an den Pranger gestellt wird«, sagte sie. »Er ist nicht schuldiger, als ich es bin.«
    Die Matrarch gab keine Antwort, sondern strich sich nur mit der Hand über den Bauch und setzte sich dann auffällig gerade hin. Gaia wusste, dass das Kind frühestens in einer Woche kommen sollte, fragte sich aber, ob die Wehen nicht vielleicht schon eingesetzt hatten. Die Matrarch seufzte.
    »Müde?«, fragte Gaia.
    »Immer.«
    Sie lenkte das Pferd zum Mutterhaus, dann hielten sie schräg vor der Veranda. »Wir sind da«, sagte sie.
    »Zieh die Bremse. Hol Norris oder jemand, der mir runterhilft.«
    Von den Bänken am Dorfplatz erhoben sich mehrere Männer. Chardo Will war da, und auch seine Verwandtschaft. Ausgerechnet Peter Vater, Sid, kam, um der Matrarch beim Absteigen zu helfen und sie zum Mutterhaus zu führen. Es erschien Gaia wie bittere Ironie.

23 Das Tribunal
    Die Matrarch suchte sich mit ihrem roten Stock den Weg. Ihr Bauch wölbte sich weit aus ihrem offenen Umhang, und ihrem Umriss nach zu urteilen hatte sich das Baby schon gesenkt. Die Wehen konnten jederzeit einsetzen – Gaia war sich sicher, dass auch die Matrarch das wusste.
    Chardo Sid nickte Gaia noch einmal höflich zu und ging dann wieder. Sie warf einen Blick zurück und sah Will vor der Tür, die Hände in die Hüften gestemmt. Offensichtlich hatten sie vor, draußen zu warten, bis das Urteil über Peter gefällt war.
    Im Atrium hatte

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