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The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume

Titel: The Dead Forest Bd. 2 Das Land der verlorenen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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es ein«, sagte die Matrarch. »Jede Gesellschaft hat ihre Bräuche und Gesetze. Du hast dich entschlossen, ein sehr wichtiges Gesetz zu missachten. Vielmehr hat Chardo das getan. Würdest du uns sagen, wer von euch beiden den anderen zuerst berührt hat?«
    Sie dachte daran, wie sie im Dunkeln mit ihm zusammengestoßen war und er die Arme um sie gelegt und sie an sich gezogen hatte.
    Wieder drückte die Matrarch ihr kurz die Hand, als ob sie ihre Antwort spüren könne.
    »Dachte ich’s mir«, sagte die Matrarch. »Ein Zugeständnis aber will ich dir machen. Ich finde zwar nicht, dass wir Chardo Peter drei Tage lang hinhalten sollten, doch wenn es wahrscheinlich schiene, dass wir das Gesetz wirklich ändern, dann würde ich es tun.« Sie machte eine ausholende Geste. »Wir haben hier einen guten Querschnitt der Schwesternschaft versammelt. Eine Abstimmung unter uns sollte repräsentativ sein. Wie viele von euch wären dafür, das Gesetz zur versuchten Vergewaltigung zu ändern? Sagt Ja.«
    Gaia sagte »Ja« und hörte eine zweite Stimme von der anderen Seite des Tisches: Lady Roxanne stimmte mit ihr. Sie schienen aber die einzigen beiden zu sein.
    Dann, ganz leise, sagte auch Peonys Mutter »Ja«.
    Die anderen Frauen schauten sie überrascht an, doch sie sagte nichts weiter.
    »Alle, die dagegen sind, sagen Nein«, forderte die Matrarch.
    Sechs Stimmen sagten laut und vernehmlich Nein.
    Gaia riss ihre Hand frei. »Ihr seid doch nur grausam, allesamt!«, rief sie.
    »Hüte deine Zunge, junge Gaia«, sagte Lady Beebe. »Wir schützen lediglich unsere Mädchen. Nächstes Mal musst du einfach vorsichtiger sein.«
    »Was – um nicht erwischt zu werden?«
    »Nein. Um gar nicht erst in eine solche Lage zu geraten.«
    »Du wirst unsere Bräuche schon noch achten lernen«, fügte Lady Eva etwas versöhnlicher hinzu. »Es sind gute Bräuche.«
    »Wenn ein Unschuldiger verurteilt wird, ist das niemals gut«, sagte Gaia. »So viel weiß ich. Die Männer würden ein solches Gesetz nie unterstützen.«
    »Jetzt schlägst du also vor, dass man Männer die Gesetze machen lässt?«, wollte Lady Maudie wissen. »Willst du etwa, dass sie wählen dürfen? Ist es das, worum’s dir geht?«
    »Wenn das die einzige Aussicht auf Gerechtigkeit ist, ja«, sagte Gaia.
    Das sorgte für Unruhe und auch Gelächter am Tisch. Die Matrarch runzelte die Stirn und klopfte mit den Knöcheln auf die Tischplatte, um für Ruhe zu sorgen.
    »Bitte, meine Schwestern«, sagte sie. »Wir wollen uns auf unser eigentliches Thema konzentrieren, und das ist Chardo Peters Verbrechen. Du musst das verstehen, junge Gaia: Auch wenn du ihn für unschuldig hältst, so hat er doch gegen die hier herrschenden Gesetze verstoßen.« Sie hob wieder den Arm. »Wenn der Schuldspruch Bestand hat, antwortet mit Ja.«
    Alle stimmten zu, selbst Lady Roxanne und Peonys Mutter. Gaia war so entsetzt, dass es ihr die Sprache verschlug.
    Die Matrarch griff nach ihrem Monokel. »Dann sagt seinem Vater Bescheid, Lady Maudie, und lasst ihn sofort aus dem Gefängnis bringen. Die Zeit am Pranger beginnt so bald wie möglich. Die Tage sind jetzt kürzer, und ich will nicht, dass er zu viel Zeit im Dunkeln verbringt. Kein Essen und kein Wasser. Gaia, wirst du mich wieder die Klippe hochfahren? Mein Sohn hat Geburtstag«, sagte die Matrarch, nun zu den anderen. »Der kleine Jerry ist jetzt vier.«
    Die Frauen lächelten, begannen sich ungezwungen zu unterhalten und standen auf. Lady Maudie ging zur Tür. So schnell war das Treffen vorbei, und Gaia war wie vor den Kopf gestoßen. Die Arroganz und Selbstherrlichkeit dieser Frauen war atemberaubend – als ob sie kein einziges ihrer Worte ernst genommen hätten. Lady Beebe zeigte ihrer Nachbarin ihren neuen Sohn, und die legte ihre Stricksachen zur Seite, um ihn zu liebkosen. Angewidert griff Gaia nach ihrer Tasche.
    »Junge Gaia«, setzte Lady Roxanne an. »Ich hoffe, du verstehst …«
    Zornig wich Gaia vor ihrer Lehrerin zurück. »Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben.«
    Sie hörte Geräusche von oben. Die Mädchen verließen ihre Zimmer; der Tag brach an, und alle machten sich an die Arbeit. In der Küche musste Norris mit dem Frühstück beschäftigt sein.
    Gaia machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zur Vordertür hinaus. Auf der Veranda packte sie das Geländer und schaute zum Dorfplatz hinüber. Peters Verwandtschaft stand in stoischer Gelassenheit bei den Prangern. Zweifellos hatten sie gerade das Urteil erfahren; Will

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